... und ich in der ersten Zuschauerreihe. Eigentlich waren wir zu einer Party eingeladen, nur dass sich da vorher den ganzen Tag Begeisterte einer Schachvariante für die Austragung der Weltmeisterschaft eines Spiels getroffen hatten, über das es in der wikipedia heisst: Vier Spieler spielen auf einem übergroßen Brett mit 8x8 Felder, an dem auf jeder Seite noch drei Reihen angehängt werden, so das das Brett die Form eines "+" hat. In der Nichtteamvariante spielt jeder Spieler für sich und versucht, so viele Gegner wie möglich Matt zu setzen. In der Teamvariante spielen die beiden gegenübersitzenden Spieler in einem Team zusammen und müssen beide Könige des gegnerischen Teams Matt setzen. Die Figuren ziehen gemäß den Regeln des orthodoxen Schachs.
Interessantes Spiel, besonders die nonverbale Kommunikation der Partner und vor allem, die unterdrückte Anspannung. Auch unter den Zuschauern. Auf dem Bild im Hintergrund sitzt die Kurzhaarige, die so konzentriert das Spiel verfolgt hatte, dass sie selber ganz geschafft aussah. Wie übrigens die meisten Gesichter weiss mit müden Augen ausgestattet waren.
Wen es interessiert: in Berlin treffen sich die Viererschachspieler regelmäßig zum Spielen im Blaumilchkanal, oben im skandinavischen Viertel vom Prenzlberg, da wo der Prenzlberg noch fast so unberührt scheint, wie vor 10 Jahren.
Und dann war da noch die Französin, die mir irgendwas von "Snoppi et le Pienüts" erzählen wollte und ich das sehr lustig fand.
Großbritannien/USA 2005 - Regie: Mike Johnson, Tim Burton
Da hatte neulich kid so schön über den Film geschrieben, dass man richtig Lust bekam, den auch gleich sehen zu müssen. Gleich vorneweg: Es ist ein schöner Tim Burton Film. Und schon kommt das aber: Ich kann mal wieder nicht umhin, dass mein erster Gedanke beim Abspann war, "harmlose 75 Minuten". Aber das liegt natürlich alles an mir und nicht am Film. Fein und vielschichtig ist sie die Geschichte um den armen Victor, der - so wollen es die Pläne der Eltern - mit Victoria verheiratet werden soll, dann aber aus Versehen die blasse Leiche Emily heiratet, die ihn mit zu sich ins Totenreich nimmt udn nicht mehr gehen lassen will. Technisch auch super: Tim Burton und seine Filmnerds spielen auf der Klaviatur Harryhausens, erweitern die Kunst des Stop Motion Films und stellenweise mag man gar nicht glauben, dass hier mit Puppentrick Bilder entstanden sind, die sich anfühlen, wie aus dem Computer.
Trotzdem zu viel Bildwerk und Knochengetrommel für meinen Geschmack. Und das ist nicht schlimm, den Tim Burton war ja noch nie meisterhaft in psychologischer Figurenführung. Es geht da ja immer um Pop-Märchen und Neo-Gothic und Außenseiter, der visuelle Aufwand höher angesiedelt, als die feine Zuschauerführung. Vielleicht war die Vorführung nicht feierliche, opernhaft genug, vielleicht bin ich noch vom Kurzfilmfestival geschädigt. Mehr und mehr kommt mir aber im Kino immer die Stimme meines Vaters in den Sinn, der mal ungläubig gegenüber meiner Begeisterung fürs Kino sagte, er könne nicht nachvollziehen, was daran so toll sei, irgendwelchen Leuten dabei zuzusehen, wie sie irgendwelche Gefühle vorgaukeln und durch unrealistische Situationen gespühlt werden. "Märchen, Vater! Märchen!", hatte ich damals entgegnet. Heute kann ich sein relatives Desinteresse am Kulturellen und Fiktiven und sein Hang zum Realismus immer mehr nachvollziehen.
Keine Ahnung woran es liegt, ich befinde mich seit einiger Zeit nun schon in einer blöden Phase der Neubewertung. Kino interessiert mich immer weniger, bzw. ich sehe nicht mehr so viel wie früher in Filmen. Dann sitze ich im Kino und überlege, was ich alles schön für schöne Filme in diesem oder jenem Kino gesehen habe und lächle versonnen bei dem Gedanken an die guten alten, besseren Zeiten.
Eine der schwer widerlegbaren Binsenweisheiten des Kinos ist es, dass Remakes es meist schwer haben, sich in der Gunst des Publikums gegen ihre offensichtlichen oder versteckten Originale durchzusetzten. Gerade an dem paradoxen Kriterium der "Originalität" scheitert das Remake meist. Genau aber an dem Punkt der Parodie bricht die Kopie (Unorginal) wieder ins eigenständige des Originals, allerdings nur funktionierend als Referenz. Kann man sehr gut sehen an den 30-sekündigen Remakes von amerikanischen Populärfilmen, nachgespielt durch Flash-Häschen bei angryalien.com.
Es muss mal wieder was passieren! Lange nichts geschrieben, das hat seinen Grund. Und wer tristessedeluxe öfter liesst, mag sich an dieser Stelle gähnend wegklicken, denn: ist ja nix Neues hier. Es ist die alte Suche nach dem Glück, und wenn schon nicht das, dann vielleicht Erfüllung oder aber bitte etwas, was irgendwie in die richtige Richtung weisst. Die letzte Woche war toll und ist jetzt zum Glück vorbei und so langsam erhole ich mich von dem Rausch. Es war Filmfestival und wie da so die Feste so fallen, merkt man nach mindestens drei Tagen, dass man nun wirklich offensichtlich nicht mehr der Jüngste ist. Einerseits wegen dem eigentlich ja ganz tollen Stress bei der Arbeit auf so einem Festival und dem ganzen Chaos und dem Improvisieren, andererseits aber auch wegen der Frage nach der persönlichen Erfüllung. Vom Feiern jetzt mal gar nicht zu reden, dass ist ja an sich schön, wenn ich nicht kürzlich in Prenzlberg gezogen wäre und es da auf dem späten Heimweg IMMER noch irgendwo einen Grund gibt einzukehren. Aber wir haben ja jetzt zum Glück letzten Donnerstag unsere erste gemeinsame Wohnung unterschreiben und im Januar ziehen wir - so denn jemand tragen helfen mag - auf die Rote Insel (nicht Kuba oder Helgoland, nein: Alt-Schöneberg).
In Schöneberg gibt es kaum Blogger. War halt mehr so zu Inga Humpes, David Bowies und Iggy Pops Zeiten richtig Avantgarde. Dafür gibt es gesetzte Akademiker, Familien mit Kindern, pragmatische Studenten (denen der Weg aus Prenzlberg an die Uni zu weit ist) eine alternde Schwulenkultur und ich schätz mal 20% Ausländeranteil. Und man selber ist ja auch nicht mehr der Jüngste und wird auch langsam immer kinderaffiner. In meiner jetzigen Notunterkunft, der ollen GSW Nazi-Wohnanlage, wohnen fast nur pöbelnde Alkoholiker aus dem Osten und die anderen - die Schwarzafrikaner und Thailänder - sind die einzigen, die zurückgrüßen. In Schöneberg ziehen wir jetzt in die alte Wohnung eines Landschaftsgestalters mit Kind, neben uns wohnt eine Webdesignerin mit Tochter (geht da sicher zu wie bei den Gilmore Girls!), unter uns ein schwules Paar. Über uns eine Mutter mit Sohn (die man laut Auskunft des Vormieters nie hört) und schräg über uns wohnt ein Paar in unserem Alter. Klingt doch vielversprechend! Nur Parkplätze sind ziemlich ein Problem. Und wenn erstmal der neue Bahnhof Papestraße gibt, kann ich gleich um die Ecke auch Sonntags lecker einkaufen.
Neben all den Zweifel ob der Richtigkeit meiner privaten und beruflichen Ideale habe ich dann auch mal wieder entschieden, das Bloggen zu beenden. Ist ja klar auch wieder nichts Neues. Mir persönlich fehlt im Bloggen wie in meiner beruflichen Orientierung momentan ein wenig die inhaltliche Ausrichtung und Begeisterung.
Außerdem ist der Kater wieder da und der kotzt uns in Flur, weil er sich meinen Magenvirus geholt hat, den ich vom vielen Bier bekommen habe oder doch vom Kater.
Aber was wollte ich sagen? Ach ja, die richtige Richtung. Findet sich dann vielleicht das nächste mal. Jetzt muss ich erstmal weiter meinen Arsch in Bewegung halten (*argh* Kaution!).
Ganz schön viele Scharlatane unterwegs, wenn man erstmal anfängt zu suchen. Verwunderlich nur, dass man von einigen dieser Filmschulen noch nie einen fertigen (Kurz-)Film gesehen hat, bei den hohen Ausbildungsgebühren teilweise.
... und stellt die besten Geschichten der Besten zusammen auf:
edit: in den Kommentaren dazu sehr gut Probleme des "interessanten Bloggens" auf den Punkt gebracht. Weniger die Sache mit den Verlagen, noch die Frage nach "Literatur", sondern die Sache mit Motivationsschwankung und Repertoire der Blogger.
vielleicht ist es ja aber auch okay, im Prenzlberg zu wohnen, denn hier fing das Elend ja auch an:
Der Prenzlauer Berg ist die Geburtsstätte des Mediums Film
Am 30.August 1892 drehte der Fotograf, Tüftler und Schausteller Max Skladanowsky mit der von ihm entwickelten "Kurbelkamera" die ersten bewegten Bilder: auf dem Dach des Hauses Schönhauser Allee 147 / Ecke Kastanienallee machte sein Bruder Emil für ihn zu diesem Zweck den "Hampelmann" (siehe Fotos).
Der Kater der Liebsten, der eigentlich nicht mehr in Berlin wohnen sollte (weil er immer abhaut = einen hohen Bewegungsradius hat) und bei einer Freundin auf einem hübschen Bauernhof in Norddeutschland ein scheinbar geeignetes zu Hause gefunden hatte für seinen umtriebigen Freiheitsdrang, kann da nun doch nicht mehr wohnen. Er terrorisiert die anderen Tiere. Vorallem den dort auch lebenden Hund mit längeren Wohnrechten.
Jetzt soll der Kater wieder zu uns. Das wäre ja an sich ganz nett, wenn das nicht an diese unsymphatisch dunkle Erdgeschosswohnung in diesem piefigen Nazi-Neubau binden würde, wo er raus kann, und wo relativ weiteläufige Grünanlagen sind. Da geh ich aber ein. Wohlstandssorgen, schon klar. Trotzdem find ich es ab 2. Etage im Altbau mit hohen Decken und Platz für Gedanken netter.
Hab nur mal provisorisch einen Suchauftrag für eine Wohnung für mich alleine aufgegeben. Hat sich nicht so gut angefühlt.
Daher rufe ich in den Wald: Liebe Blogger, die ihr ja eigentlich alle Katzenfreunde seit! Kann man freiheitsliebende Katzen umstandslos in Wohnungkatzen umerziehen?
Deutschland 1995 - Regie: Joseph Vilsmaier mit: André Eisermann, Dana Vávrová, Ben Becker, Angelika Bartsch, Michael Mendl, Eva Mattes, u.v.a.
Nach der Kurzfilm-Sichtung zur Vorbereitung auf meine Festivalmoderationen fing auf dem darunterliegenden Programm gerade "Schlafes Bruder" an, bei dem ich dann eingenickt bin. Ziemlich wuchtig voll Leidenschaft, aber gut darin. Eher wie ich mir einen Reality Heimatfilm vorstellen würde. Auch interessant der Aspekt eines vergeudeten Talents in der Provinz. Nach den tendenziell eher lahmen und braven Kurzfilmen davor ein geeignetes Beisspiel für gelungenes filmisches Kunsthandwerk.
Ich bin ja mehr so konsumkritisch erzogen worden. Aber dann wohl doch nicht in aller Nachhaltigkeit. Wir mussten zu Hause immer sparen und wenn ich heute ein Carepaket in den Westen schicke, in einer ADIDAS-Schachtel, fragt Mutter mich, ob so teure Schuhe wirklich noetig sind. Und obwohl das Trauma der schlimmen Nachkriegsjahre zu Hause bis in die 80er anhielt, kommt meine Mutter bei IKEA immer in einen Kaufrausch. Und so sehr ich mich dagegen wehre, ich bin da auch wieder nicht unter 50,- raus.
(Orignaltitel: Hip Hip Hora!) Schweden/Dänemark 2004 - Buch und Regie: Teresa Fabik - mit: Amanda Renberg Krister, Björn Kjellman, Ellen Fjæstad, Linn Persson, Filip Berg, Marcus Hasselborg
Da ich mich ja gerade die letzten Tage stark mit der Drehbuchszene Skandinaviens beschäftigt habe, kam es sehr gelegen, einen Film von da zu sehen. Der lief schon letztes Jahr auf einigen Festivals. Ein Jugendfilm, wie man sich das vorstellt: Mit und für Jugendliche mit der gewissen Leichtigkeit in der Erzählung, aber einer einnehmendem Ernsthaftigkeit dem Thema gegenüber: Die 13-jährige Sofie wird auf einer Party ohnmächtig. Bald darauf kursieren kompromittierende Fotos von ihr an der Schule. Selbst ihre engsten Freundinnen wenden sich von ihr ab. Für Sofie eine Bewährungsprobe, die sie schließlich zu neuem Selbstbewusstsein führt. (zdf.de zum Film).
Wieder merkwürdig, dass man beginnt, sich in solchen Filmen eher mit den Eltern zu identifizieren.
1. Wir recherchieren ja gerade Dinge für wegen die Zukunft der mobilen Hyperwelt rund um ich und du und dazwischen das Internet und J. hat mir den wertvollen Link zu Nokia Sensor geschickt. Das scheint ein Tool zu sein, für Blinddating inner Disko per Bluetooth-Handy. Wird aber keine Zukunft haben, wenn es nur auf 7 Nokiahandies läuft und darüber hinaus nicht auf den billigen Volkshandies von den Finnen (oder Schweden?) [Memo: aus Schweden sind meine Bettlaken und die Gardinen und anderes Möbelzeug und mein Wunschauto]. Und auch die Frage, ob man das alles so will mit dem dadurch entstehenden Flirt Terror/Zwang. Lieber doch eigentlich Handy ausschalten, oder? Sich in den viel reizvolleren Mantel des Schweigens hüllen und unter dem Bettlaken verborgen bleiben? Trotzdem interessant für Eventsponsoring.
2. Von ihm per e-mail ein Hinweis auf lecker Internetfilme zum Downloaden von seinem Freund Xavier Gautier. Gautier verwendet alte Super 8mm Filme seines Vaters und kombiniert sie mit Ausschnitten aus Mainstream-Kino. Dadurch werden existierende Bilddokumente neuinterpretiert, die Grenzen unterschiedlicher kinematographischer Ausdrucksarten verschwimmen und eine subjektive Komponente wird dem Mainstream-Medium beigefügt. Fällt also in die klassiche Schublade des Samplings von Found Footage.
Wie etwa im kurzen Film "E.T. and me" (2000, 1‘00“):
Deutschland 1956 - Regie: Carl Boese - mit: Theo Lingen, Hans Moser, Georg Thomalla, u.a.
Sonntagnachmittag, ich krank durch Kälte und Nachtleben lande beim Zappen bei einer aufwendig gestylten Titelsequenz einer deutschen Nachkrieg- / Wirtschaftswunderkomödie, im der Transvestieten eine Bank ausrauben und ein wenig Liebe und ein Filmaffe kommen auch drin vor. Die Spanne der Situationskomik reicht vom deftigen Schenkelklopfer bis hin zur aberwitzigen Slapstick - abgesehen von der unfreiwilligen Komik, die Stil und Ästhtik sowie ideologische Fetzen des Nachkriegsdeutschlands in solchen Filmen mit sich bringen. Kleine und große Gangster und ein Frauenbild, für das man selbst bis hinab in die Gefilde des Neuköllner Proletariats heute gelyncht werden würde. Aber ja doch, wir kommen über einen langen, schlimm-steinigen Weg, aber wir sind diesen Weg gegangen und ein Rückblick in Unterhaltungsformen einer auch harten Zeit Deutschlands wirkt im Fieberrausch sehr erhellend.
Zunehmend bin ich unzufrieden mit meinem Fernsehen. Deswegen lande ich immer öfter wieder bei MTV, denn das ist schön bunt und alles im Flow und man kann bestens nebenbei surfen. Aber es gibt ja die MIPCOM, die Messe für Die audio-visuelle zufriedene Markt der Welt.
[der Fehler hätte mir auch passieren können, freut aber trotzdem in all dem Content-Blabla für die a/v Medien]