Nach 2311 Tagen auf blogger.de ziehe ich heute um auf eine eigene Domain, auf ein selbst gehostetes Blog. Ich bitte darum, Bookmarks dementsprechend anzupassen:

Hier geht es weiter: www.pro2koll.de
 




::: gesehen am 21.1.2010 OmU im Odeon

USA 2009 - Regie: Joel Coen, Ethan Coen - mit: Aaron Wolf, Richard Kind, Fred Melamed, Sari Lennick, Jessica McManus, Adam Arkin, Peter Breitmayer, Brent Braunschweig, David Kang, George Wyner, Fyvush Finkel, Michael Tezla



Den neuen Film der Coen Brüder habe ich gerade eben sehr genossen. Das war bei den letzten Coen-Filmen alles nicht mehr ganz so meins. Aber eben das, das war schön. Vielleicht lag es auch an den Umständen: Spontan und vor allem alleine ins Kino gehen, in die OV-Spätvorstellung, das hab ich lange nicht mehr gemacht. Früher, ja damals, als man noch ... Aber heute? Nein! Neinnein, keine Zeit.

In all dem Keine-Zeit-Haben sieht man sich dann dabei zu, wie man durch die Jahre hetzt. Man findet einen Beruf, findet eine Frau, bekommt Kinder, kauft ein Auto, ein Haus am Stadtrand auf Kredit, schließlich steht die Verbeamtung kurz bevor. Doch in all dem Machen macht man eigentlich gar nichts. Und plötzlich geraten die gewohnten Koordinaten ins wanken. Das Leben wendet sich gegen einen, an jeder Ecke lauert das Pech. Dabei hat man doch gar nichts gemacht.

Es ist ein ruhiger Coen-Film, nicht so mainstreamig, eine wenig aufgejazzte Tragikkomödie, die sich wieder stärker auf den feinsinnigen, jüdischen Humor der Coen-Brüder verlässt. Der Film ist explizit jüdisch, darin gut durchdacht, erzählt ein im Kern beliebtes Grundmotiv: Ein typischer Loser wird mit dem Zusammenbruch seiner kleinbürgerlichen Welt konfrontiert. Damit ist die Hauptfigur ein Klassiker des jüdischen Humors. Der akademische Familienvater Larry, der plötzlich vom Unglück verfolgt wird, ist der Schlemihl, der Pechvogel, auf dessen Nase alle in der jüdischen Gemeinde herumtanzen.

Ja, und an manchen Stellen bekommt man den Eindruck, die Coens spielen Woody Allen. Nicht so intellektuell überstilisiert und durchtränkt psychoanalytisch, wie gern bei Allen - das erledigen Larry's Besuche bei unterschiedlichen Rabbis - doch in all den Nuancen des Selbstzweifels eines devoten Pechvogels kommt das meinen ersten Begegnungen mit Woody Allen sehr nah. Dabei bleiben die Figuren aber gewohnt lumpig und das US-amerikanische Setting gewohnt postmodern-reflexiv - ich sag mal coenesque.

Als ich ins Kino kam hörte ich noch Gesprächsfetzen von Besuchern der gerade beendeten Vorstellung, es "sei eben nicht autobiographisch, aber eben autobiographisch inspiriert". Und auch war dabei mein Lieblings-Evergreen, "also, aber diese Sache mit dem Liebhaber seiner Frau, der ihn dann so liebevoll umarmt, das ist doch total unrealistisch". Das alles erinnerte mich gleich positiv an die große Kinozeit, damals im Zivildienst, als man noch ins Kino ging, um zu vergessen. Wo auch der Weg zum Filmclub des Jugendzentrums Hellersdorf für eine Woody-Allen-Retrospektive nicht zu entfernt war. Aber wahrscheinlich hat Woody Allen auch nur sehr erfolgreich alle Formen des jüdischen Humors ausgeschlachtet, sodass jeder alte jüdische Witz mich heute zwangsläufig an Woody Allen erinnern muss.

Das hat alles nichts mit mir zu tun. Und doch fällt es leichter, sich mit so einer Figur zu identifizieren, als immer den Blick so bemüht zum Positiven zu richten.

When the truth is found to be lies, and all the joy within you dies, what then? ♫ http://blip.fm/~jisqo
 




Das Kind ist jetzt in dem Alter angekommen, in dem ich Kinder als ziemlich anstrengend empfinde. Eigener Kopf, Vieles wollen ohne zu können, argumentationsresistent, lärmend und unordentlich. Eine typisch Internetcommunitynutzerin, sozusagen. Nachwuchs eben und das bleibt jetzt die nächsten 30 Jahre so, vermutlich. Ich habe einfach noch nicht meine Überlebensstrategie angepasst. Die sind einem in ihrer Entwicklung ja immer eine Nasenlänge voraus. Aber immerhin mache ich jetzt meine Bierflaschen mit einem 8er-Duplo-Stein auf, denn mein Flaschenöffner ist Objekt der Begierde geworden und zum wiederholten mal verschwunden.

Wiederholter Versuch, konzentriert zu arbeiten, dabei wiederholt ablenken lassen, zum Beispiel mit der knapp einstündigen BBC-Doku "German Electronic Music History". Noch ist Zeit und ich habe noch nicht den richtigen Hebel gefunden, den Stein ins Rollen zu bringen.

Ansonsten heute nachgedacht über die neue Blüte der TagebuchbloggerInnen. Dabei aber vielleicht nur ein klein bisschen Feuer gefangen.
 





BMW K100 in Zentralrussland, originally uploaded by vebfilm.

Erinnert sich noch wer an den ersten deutschen Open Source Film "Route 66"? Nach vielen Jahren ist Anfang Januar ein neuer Road Movie vom Leipziger Open Source Film Netlabel VEB FILM erschienen.

Der neue Film von Stefan Kluge heisst "Der Geist der Biker", ist etwas mehr als eine Stunde lang und eine ansehnliche, unterhaltsame Dokumentation über eine Ostexpedition eines sächsischen Motorradclubs, über die Flucht aus der Informationsgesellschaft und über den Sinn des Reisens. Der Film ist derzeit als Prerelease in einem Webfilm-Wettbewerb in kompletter Länge sehen und braucht auch Euer Voting! Ein Klick! Hoppla, Onlinevoting ist schon abgelaufen.









Gute, wie unterhaltsame Creative Commons-Filme sind immer noch sehr rar. "Route 66" lief in den vergangenen Jahren immer wieder auf Open Source- & Free Culture-Events. Eigentlich wollte VEB FILM mit einem Science-Fiction-Film mit dem Titel "Die letzte Droge" an den Debütfilm anschließen, doch der Film steckt noch immer in der Postproduktion.

Der Filmemacher Stefan Kluge vom VEB FILM Leipzig schreibt dazu:
Unser Science Fiction-Spielfilm "Die Letzte Droge" hat sich inzwischen als eine Art persönliches Apocalypse Now entpuppt. Seit dem Abschluss der Dreharbeiten habe ich gut 3 Jahre fulltime reingesteckt; viel Lehrgeld bezahlt, viel gelernt und irgendwann beschlossen, dass wir den Film so lange postproduzieren, bis wir zufrieden sind. Nach so viel Fass ohne Boden tat es gut, mal wieder einen Film endgültig fertig zu stellen. Das hat mir auch wieder etwas Abstand gegeben, so dass ich jetzt hoffentlich mit Anlauf das Teil mit über die Ziellinie reissen kann.
 




:::: gesehen am 17.1.2010 auf arte

(Razzia in Paris) Frankreich 1954 - Regie: Henri Decoin - mit: Jean Gabin, Lino Ventura, Magali Noël, Marcel Dalio, Albert Remy, Lila Kedrova, Jacqueline Porel, Roland Armontel, u.a.





Das Drogenparis der 1950ern. Milieutypische, eiskalte Mörder, Drogenhändler, die selber süchtig sind, und leichte Mädchen. Und dann spielt da noch Jean Gabin mit, und Gabin ist - Gabin, ein Kriminalbeamter, der sich in einen Ring von Rauschgifthändlern einschleusen lässt, um den im Hintergrund agierenden Bossen das Handwerk zu legen.

Französischer Film Noir mit harschem Realismus und angenehm ruppigen Tonfall. Die Stimmung des nächtlichen Paris wird durch hervorragende Aufnahmen wiedergegeben und Henry Decoin gibt mit einigen aufschlussreichen Sequenzen einen Einblick in die gnadenlosen Verkettungen des Drogenmilieu im damaligen Paris.

Der Film ist offenbar in voller Länge online zu sehen auf der Plattform veoh.com (ungetestet, muss man Veoh-Player installieren).

Wiederholungen im TV auf arte: 28.1.2010 und 2.2.2010, jeweils um 14:45 Uhr.
 








10.1.2010

Daisy war ja nun kein deutsches Katastrophenereignis. Jedoch am Samstagabend beim gemütlichen Essen mit Freunden der Gedanke, dass die mediale Hysterie um "Daisy" ja auch davon erzählt, dass in einer heutigen Welt der Vereinzelung die Sehnsucht nach gemeinsamen Erlebnissen besonders groß ist. Die letzte Fußball WM ist nur ein Beispiel für ein solches nationales Zusammengehörigkeitsgefühl. Wetter und Katastrophen können ja sehr gut als unverfänglichen Smalltalk dienen. Und in der Steigerung, wenn man beides zusammen auch noch gemeinsam an eigener Haut erlebt hat, könnte dadurch auch eine Sehnsucht nach Zugehörigkeit befriedigt werden. Außerdem muss man bei Schneechaos vielleicht nicht das Haus verlassen, die Schulen könnten schneefrei haben und man hat endlich mal wieder ein Thema, um drei-vier Sätze mehr als "Mahlzeit" mit dem Arbeitskollegen aus der Buchhaltung zu wechseln. Das sind alles wichtige Bedürfnisse, das kann man schon verstehen. Trotzdem: Irgendwann werden wir von falschen Katastrophenmeldungen so überreizt sein, dass wir die echte Apokalypse verschlafen werden.

Vielleicht. Vielleicht hat auch RTL eine gewissen Mitschuld an der Medienhysterie, um den heute auf dem Sender ausgestrahlten Sonntagabendkatastrophenfilm (The Day After Tomorrow) zu pushen. Vielleicht haben viele auch einfach nur über die letzten 10 Monate verlernt, was Winter ist. Telefonnummern muss man sich ja heutzutage auch nicht mehr merken.
 




PHOKE45V : STAUBKASKADE

Staubkaskade [The Cascade and its Dust] from Stefan Pautze on Vimeo.

Dieser Kurzfilm Staubkaskade wurde kürzlich unter einer Creative Commons Lizenz frei für die nichtkommerzielle Verbreitung im Internet heraus gebracht. Was auf den ersten Blick aussieht wie ein besserer Bildschirmschoner aus Fraktalen, ist in Wirklichkeit große digitale Programmierkunst. Denn der Film kommt aus der Demoszene. Dahinter stehen Stefan Pautze und weitere Mitglieder der Commodore 64 Demogruppe Reflex. Die Musik zum Video ist auf dem Netlabel Phonocake erschienen (hier der Audio Release).

Wer mit dieser Form von Digitaler Kunst nicht so viel anfangen kann, dem möchte ich folgenden experimentellen Animationskurzfilm aus Argentinien von 2008 ans Herz legen. Echte, handgemalte Realtrickanimation, die ebenfalls unter einer CC Lizenz steht. Und beide Filme haben etwas gemeinsam: Sie weiten die Grenzen des Bekannten aus. Der eine Filme lotet die Grenzen des Machbaren auf Eben der Computerhardware aus, der andere Film erstreckt sich in den urbanen Raum von Buenos Aires und macht Hauserwände zur Leinwand der Animation. Ich finde, dass ist auch eine sehr reelle Form des Hackens.

MUTO a wall-painted animation by BLU from blu on Vimeo.

Auf der wunderbaren Portfolio-Webseite http://www.blublu.org/ finden sich noch weitere Kunststücke dieser Art: Animation, Stopmotion, Illustration, Street- und Urban Art. Alles auf einmal! Was will man mehr?

Und weil es so schön ist, folgend noch der neuste Trickfilm von Blu in Kollaboration mit David Ellis, der 2009 auf dem Fame Festival in Italien entstanden ist. Hier ergänzen sich Illustration und Skulptur zu einem 3D-Trickfilm, der ganz ohne Polarisation und Plastikbrille funktioniert.

COMBO a collaborative animation by Blu and David Ellis (2 times loop) from blu on Vimeo.


 




7.1.2010

Doch dann kam es anders: Gestern im Schnee führte der Spaziergang zum St. Matthäuse Friedhof in der Nachbarschaft. Obwohl ich nun schon seit einigen Jahren in dieser Ecke von Berlin wohne, und obwohl mein Weg oft an der Rückseite des Friedhofs vorbeiführt, hatte ich es noch nie geschafft, mir den alten Stadtfriedhof einmal genauer anzusehen. Irgendwas zog mich dieses mal dahin. Vielleicht, weil ich gerade Dan Brown's "Illuminati" lese und in dem Roman derartig populär mit Religion und Kunstmotiven um sich geworfen wird, dass ich einen Realitätsabgleich brauchte (das Buch - spannend, aber geschrieben wie mit einem Zaunpfahl).

Ich mag die Berliner Stadtfriedhöfe. Es sind kleine Enklaven der Ruhe, eingerahmt von den üblichen Berliner Mietshäusern und wenn man sich Zeit nimmt, lernt man über die einzelnen Grabsteine und Familiengräber auch ein wenig Stadthistorie. Das relativiert dann immer ein wenig, in welchem geistigen oder reellen Überlebenskampf man sich selber gerade befindet. Gestern sind mir in der typischen Gräberarchitektur einige Gräber aufgefallen, die geschmacklich aus der Reihe tanzten. Sie waren bunter, moderner. Gräber von Schöneberger Homosexuellen, die vornehmlich in den 1980er und 1990er Jahren starben - sehr wahrscheinlich an AIDS. Eines der Gräber zeigte den Verstorbenen auf einem Foto noch zu Lebzeiten hinter seinem blauweissen mit Engelsflügen geschmückten Sarg sitzen. Ausgemergelt aber voller Stolz in die Kamera blickend. Darunter die Bildunterschrift: "Ich starb wie ich lebte - über meine Verhältnisse."

Ich war kurz sehr beeindruckt von dieser Haltung. Atmete tief durch und musste wieder an meinen langen Spaziergang am zweiten Weihnachtsfeiertag zum Grab meines Opas denken. Er liegt auf einem Waldfriedhof in der Nähe des Dorfes, in dem meine Oma und er in den 1960ern ein Einfamilienhaus gebaut haben und damit quasi die Suburbanisierung des Dorfes eingeläutet hatten. Als ich nach dem Besuch des Grabs aus dem Wald trat roch ich diesen besonderen Dorfgeruch, den ich oft in meiner Kindheit genossen habe, wenn ich zu Besuch bei meinen Großeltern war. Und musste an die Sommer im Kornfeld denken, an Schnitzeljagden, an das paradisische Herumlungern im Obstgarten meiner Oma, an Fußballspiele und meinen ersten Jaques Tati Film auf dem Schwarzweissfernseher meiner Großeltern.

Unter anderem deswegen gehe ich gerne spazieren.
 




Und dann denke ich daran, wie ich zusammen mit Markus Beckedahl während des Hackerkongress 26c3 vor ein paar Tagen einfach mal über die Straße gegangen bin. Einfach nur die paar Meter vom BCC rüber in’s Alexa. Wir wollten Bier holen. Und was war das für ein Kultur-, Gesellschafts- und Realitätsschock! Was waren das für Leute! Die im Alexa.Lektüreempfehlung: Eine zugegebenermaßen etwas wirre, aber nichtsdestotrotz irgendwie interessante Herleitung der Notwendigkeit des Hackens
 




Das war nun der erste Montag im Jahr. Jetzt ist es definitiv da das Jahr 2010 und liest sich noch ein wenig ungewohnt - so futuristisch. Noch laufen die Geschäfte nicht ganz rund. Doch mit der Zukunft haben auch die Flöhe wieder Einzug gehalten. Ein ganzer Sack voll Flöhe hüpft auf meiner To-Do-Liste herum. Mach ich halt einen Flohzirkus auf. Habe bereits den ganzen Tag mit Businessplan und Strategie, sowie Projektmanagement hantiert. Doch auch ein Flohzirkus kann ein zähes Unterfangen sein. Wohlwollend zugute halten muss man dem neuen Jahr jedoch, dass es mit einem Freitag begann.

Frohes und gesundes Neues wünsche ich!
 





I don't wanna be ure friend on Facebook, originally uploaded by tristessedeluxe.

Heute hoch zur Wollankstraße, zu Fuss die Panke nach Mitte, dort die Mischung aus Neubau, Ghetto und Jahrhunderwende. Dem Kind die Pferde der Quadriga gezeigt. Dann ihr erstes Mal bei Starbucks.


 




:::: gesehen am 20.12.2009 sowie 2.1.2010

August (USA 2008) - Regie: Austin Chick - 88 Min.
Startup.com (USA 2001) - Regie: Chris Hegedus & Jehane Noujaim - 107 Min.




Beim Endjahresputz meiner To-Do-Liste bin ich erneut und nun zum letzten Mal über pickiHH's Empfehlung dieser beiden Filme gestolpert, den einen habe ich mir vor Weihnachten angesehen, den anderen gestern Nacht. August ist ein Spielfilm über den Höhenflug und die Bruchlandung eines Internet-Startups, der ein wenig von der damals herrschenden Stimmung vermittelt. Startupdotcom ist ein Dokumentarfilm, der die Gründung und das Ende eines Startups begleitet.

Als die New-Economy-Blase platzte war ich noch im Studium und habe das alles nicht hautnah mitbekommen. Aber ich hatte offenbar genug Zeit, ausreichend Börsenfernsehen zu sehen, denn jetzt kurz nach dem Sichten der Filme habe ich nicht den Eindruck, sonderlich viel Neues über die Strukturen damalige Startups und deren Crash erfahren zu haben. Vielleicht ist es aber auch nur, dass der Spielfilm als Film (also gemessen an anderen Filmen), in der Kernhandlung - der Sturz eines Businessengels mit gleichzeitig keimendem Familienkonflikt - sich mit anderen Helden der Filmgeschichte messen muss und mich daher nicht sonderlich beeindruckt hat. Anders der Dokumentarfilm Startup.com (deutsche Filmseite). Dem Film gelingt es, die emotionalen Spannungen im Gründerteam einzufangen. Dokumentarfilme sind gute Filme.

Und manchmal denke ich doch heimlich, hätte ich doch damals das Studium abgebrochen und hätte meine ersten beruflichen Erfahrungen in der New Economy gemacht. War doch bestimmt lustig, oder? Ich sollte mir mal gelegentlich Erzählungen von damals schildern lassen.
 




Neujahrstag

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:::: gesehen am 30.12.2009 (Deutsche Synchro, 3D)

Regie: James Cameron - mit: Sam Worthington, Zoe Saldana, Sigourney Weaver, Stephen Lang, Michelle Rodriguez, Giovanni Ribisi, Matt Gerald



Inhaltlich, was Rochus sagt: "Im Grunde ist 'Avatar' ein biologistisches Indianermärchen aus kolonialer, militaristischer Perspektive. Aber Wow."

Wieder einmal also 3D-Achterbahnfahrten, wieder einmal die Mischung aus Animation und Realfilm. Aber selbst verständlich auf einem Entwicklungslevel, der - wieder einmal - Spass macht. Das 3D-Kino befindet sich nun schon seit den 1950ern auf der Suche nach seiner Filmsprache. Mit "Avatar" ist eine gesunde Mischung aus visuellem Spektakel und Story gelungen. Wobei Spektakel und Story altbewährt sind: Verfolgungsjagden und schnelle Flüge durch fantastische Welten gemischt auf Handlungsebene mit einer militärgestützten Kolonialisierung. Ich will nicht jammern, hab mich nicht gelangweilt. Eigentlich bin ich gespannt, wie oft sich das Medium Kino zu meinen Lebzeiten neu erfinden wird.
 




Noch drei Tage bis Selbstmord Weihnachten. Als Weihnachstgeschenk noch bis 1.1.2010 kostenlos online: Der Independentfilm CARTER auf Vimeo. Ein Film von Ryan Balas. Inhalt: In Three Days, Jebadiah Sminch Is Going To Kill Himself, And He's Never Been Happier. Mehr zum Film hier ...
 




:::: gesehen am 21.12.2009

The Lionshare - USA 2009 - Buch & Regie: Josh Bernhard - 65min.



"The Lionshare" ist der Debutfilm des Amerikaners Josh Bernhard und ein weiterer sehenswerter CC-Film (der unter einer Creative Commons Lizenz frei im Netz zirkuliert und u.a. legal bei Filesharing-Platformen zu bekommen ist). Der Film ist schon seit Mitte dieses Jahres fertiggestellt, war schon auf einigen US-Independentfilmfestivals und College-Filmclubs zu sehen, wird aber erst seit letzter Woche offiziell auf Piratebay und anderen Filesharing-Plattformen promotet. Ähnlich wie die Filmemacher des hervorragenden, schwedischen Independentfilms Nasty Old People hat auch Josh Bernhard sich entschieden, seinen Film frei zum Download und Streaming im Netz zur Verfügung zu stellen, um eine größere Masse an Zuschauern zu erreichen. Das ist klug, denn der Film handelt vom Filesharing. Aber nicht alleine wegen dieses Inhalts ist der Film empfehlenswert.

"The Lionshare" reflektiert, wie Netzkultur unsere Kommunikation miteinander und unsere Online-Mediennutzung unsere Kultur verändern. Die Hauptfigur Nick, ein junger Filmemacher, der mit seinem Film nicht voran kommt, lernt per Onlinedating ein Mädchen kennen, das ihn zu einer exklusiven Filesharing Community einlädt. Er und das Mädchen haben sich nur eine Nacht gesehen, doch über die Musik, die sie ihm empfiehlt, verliebt er sich in sie. Immer mehr Musik und Filme lädt sich Nick von der Plattform, ohne selber mit seinem eigenen Projekt voran zu kommen. Gleichzeitig versuchen seine Freunde mit einer Band Erfolg zu haben.

Im filmischen Stil ist "The Lionshare" der neuen Welle des Do-It-Yourself Independentkinos der USA zuzuordnen, die auch gern mit den Label "Mumblecore" oder "The New Talkies" versehen wird: Junge Filmemacher, die mit Consumerkameras und einem kleinen Budget von wenigen tausend Dollar ihre Filme machen, in denen es um Coming-of-Age Situationen geht, um naturalistische, ehrliche Dialoge und um einen filmischen Stil ohne viel Schnickschnack. Oft wird - zu Recht - die ästhetische Analogie zum Free Cinema, zu Dogma95 und dergleichen Filmbewegungen gezogen.

Schön finde ich, wie der Film narrativ die typischen Situationen einwebt, wie und warum es zum Filesharing kommt: weil traditionelle Distributionsmodelle für eine neue Generation an Medienkonsumenten nicht flexibel, nicht schnell genug oder schlichtweg nicht erreichbar sind. Es geht nicht um das Kostenlos, es geht um das unvermittelte Verlangen nach einem Film oder von Musik, und es geht um das Mitteilen, das Kommunizieren über diese Medieninhalte, dass die alte Medienindustrie nicht befriedigen kann.

Mehr Informationen zum Film auf lionsharemovie.com, wo auch die diversen Möglichkeiten aufgelistet sind, den Film online zu sehen (Youtube, Vimeo, Openfilm, Mininova, etc...).
 




:::: gesehen am 20.12.2009

USA / UK 2005 - Regie: Miranda July

Sehnsucht- und Liebesfilm in mehreren Handlungssträngen. Ein Schuhverkäufer, der gerade in Trennung lebt. Dessen zwei Söhne, die im Online-Chat mit dem anderen Geschlecht experimentieren und tatsächlich eine Frau für ein RL-Date gewinnen. Zwei Teenage-Mädchen, die aus einem verspielten Flirt heraus einem Nachbarn zur Erotikphantasie werden, die die Mädchen wiederum erfüllen wollen, was den Nachbarn und die Mädchen an die Grenze ihres Rollenverhaltens und ihrer Vorstellungskraft führt. Die junge Künstlerin, die als Fahrerin für Senioren arbeitet, versucht, ihre Kunst im lokalen Kunstmuseum unter zu bringen und sich in den Schuhverkäufer verliebt. Die trockene Kunstkuratorin, die zwischen Sehnsucht und Professionalität in Kunstdiskursen verloren ist. Das liebevolle Streben eines Jeden auf seine Art in seinen Grenzen nach einem kleinen bisschen Glück. Sehr schön.

Lange war für mich das Emoticon <3 eher die Darstellung eines Furzes, als die eines Herzes. Hier kommt im Chat der Jungs mit einer Frau das Emoticon ))<>(( zum Tragen, dass einen immer währenden Furz zwischen zwei Personen darstellen soll. Auch so ein Bild für Liebesbeziehungen, auf das man erstmal kommen muss.
 






TRISTESSE DELUXE

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