Drama, USA 1998, Regie: Mark Christopher, mit: Ryan Phillippe, Salma Hayek, Neve Campbell, Mike Myers, Sela Ward, Breckin Meyer, Sherry Stringfield, Ellen Albertini Dow, Heather Matarazzo
Sich ziemlich ziehende Story angesiedelt 1979/80 über den Niedergang der New Yorker Szenedisco "Studio 54" anhand der Hauptfigur eines Jungen aus New Jersey, der nach New York kommt und als Barkeeper einen kurzen Aufstieg und einen sanften Fall im Disco-Drogentempel erfährt. Mike Myers als verstrahlt-unwitziger Besitzer des Studio 54 und so die üblichen 70s/80s Motive in der Ausstattung. In der ursprünglichen Version "NC-17" eingestuft, dann jugendtauglich umgeschnitten ist der Film so zahnlos, dass ich schon fast vergessen hab, was ich neulich denn da im Fernsehen gesehen hab.
:::: gesehen am 17.8.04 auf arte
Wiederholung: 01.09.2004 um 00:55
(Pforten der Nacht) - Frankreich / Großbritannien 1946 - Regie: Marcel Carné, Drehbuch: Jacques Prévert, Kamera: Philippe Agostini - Mit: Pierre Brasseur, Serge Reggiani, Yves Montand, Nathalie Nattier, Saturnin Fabre, Raymond Bussières, Jean Vilar, Sylvia Bataille
Krieg ist nicht einfach zu Ende, sondern mischt sich nach offiziellem Ende in einem chaotisch-improvisierten Alltag, in dem erst langsam wieder Regeln und Routinen wachsen. Bis dahin frisst jeder jeden.
Im befreiten Paris: Der charmante und weitgereiste Diego ist auf dem Weg nach Barbès-Rochechouart, einem Viertel für arme Leute, um der Frau seines Freundes Raymond Lécuyer die traurige Nachricht vom Tod ihres Mannes zu überbringen. Wie durch ein Wunder jedoch hat Raymond die Folter der Gestapo überlebt und steht lebendig vor ihm. Die Wiedersehensfeier zieht sich in die Länge, und Diego verpasst die letzte Metro. Er übernachtet bei den Lécuyers. Auf dem Hinterhof trifft er auf die schöne Malou. Malou hat sich mit ihrem Mann Georges, einem egozentrischen Kriegsgewinnler, zerstritten und kommt gerade von einem enttäuschenden Wiedersehen mit ihrem alten Vater. Das romantische Tête-à-tête mit Diego wird von Stimmengewirr unterbrochen. Diego erkennt das Lachen des Mannes, der Raymond an die Gestapo verraten hat - es gehört Malous Bruder Guy. Gemeinsam mit Raymond verpasst Diego dem Denunzianten eine Abreibung. Gedemütigt schleicht Guy davon - und trifft auf Georges, der auf der Suche nach Malou ist. Er bietet dem eifersüchtigen Ehemann an, ihn zu seiner Frau zu führen und leiht ihm seinen Revolver. (Quelle: arte-tv)
Poetischer Realismus mit melancholischer Grundstimmung, allegorischen Elementen und expressiv-düsteren Schwarz-Weiß-Bildern. Letzer Film des Regie- und Drehbuchduos Carné/Prévert.
Dokumentarfilm - USA 2004 - Regie: Morgan Spurlock - mit: Morgan Spurlock, Daryl Isaacs, Lisa Ganjhu, Stephen Siegel, Bridget Bennett, Eric Rowley, Alexandra Jamieson - Länge: 100 min.
Neulich im Kino der Trailer zu "Super Size Me", einer scheinbar ironischen Doku über die amerikanische Fettsucht, hat bei mir seinen Sinn erfüllt. "Will ich sehen", flüsterte ich der mich begleitenden Neubauschnitte ins Ohr. Nicht, weil ich unter Fettleibigkeit leide, sondern weil der Trailer schnell und witzig war, und ich ja auch mal früher als kritischer Beobachter bei McDonald?s gearbeitet hatte (und das wohl unterbewusst immer noch nicht verarbeitet habe).
In seinem top-satirischen, in Sundance 2004 mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichneten Film, fragt Spurlock nach der Verantwortung der Konzerne und Konsumenten, nach dem großen Geld, das mit der ?Fastfood-Kultur“ gemacht wird und nach den Möglichkeiten, die schwergewichtigen Amerikaner wieder zu einem gesünderen Volk zu machen. Ein ironischer Schlag in den Magen, angereichert mit viel Fett und Fakten über eine fragwürdige Mega-Industrie.(Quelle: Pressetext von Prokino)
Um es kurz zu machen: der Film taugt nichts. Es reicht vollkommen, den Kinotrailer zu sehen. Wer nach dem Trailer bei dem Filmemacher Morgan Spurlock einen neuen Michael Moore erwartet wird stark enttäuscht. Witzig ist natürlich die Ausgangsidee des Selbsttest des Regisseurs, sich einen Monat nur von McDonalds zu ernähren, unter Aufsicht von mehreren Ärzten, die im Verlauf des Monats immer besorgter raten, diese "Diät" abzusetzen. Aber die Umsetzung dieses Experiments am lebenden Versuchsobjekt ist lahm inszeniert - ein Tag nach dem anderen, dazwischen Expertenmeinungen und angerissene Diskurse über das Problem der Fast-Food-Ernährung in den USA. Da werden ein paar interessante Fakten genannt, die aber so neu einem auch wieder nicht vorkommen, dass sie darüber hinweghelfen könnten, den Film spannend zu machen. Und dann diese Haltung zwischen versuchter Ironie, die nie so selbstironisch wie bei Moore wird, zwischen Aufklärungsfilm und derbster Agit-Prop-Inszenierung, die einen spätestens am Ende des Films "oh ey, nöö!" denken lässt. Interessant aber, dass der fade Geschmack von Pappbrötchen und Pressbulette sich auf den in den USA wohl recht erfolgreichen Film übertragen hat.
:::: gesehen am 19.7.2004 auf arte
Wiederholung: 25.07.2004 um 01:00
Sozialdrama - USA 1970 - Regie: Barbara Loden, Buch: Barbara Loden, Kamera: Nicholas T. Proferes, Produzent: Harry Shuster. Mit: Barbara Loden, Michael Higgins, Charles Dosinan, Frank Jourdano, Valerie Manches, Jerome Thier, Dorothy Shupenes, Arnold Kanig, Peter Shupenes.
Ein feiner amerikansicher Low-Budget-Independentfilm, ein Anti-Bonnie-und-Clyde (wie die Regisseurin es nannte), dass in seiner recht unsentimentalen Annäherung an die Geschichte eher wie ein Dokumentarfilm wirkt. Tatsächlich haben mich beim zufälligen Einschalten des Film als erstes die "dokumentarischen" Eindrücke beeindruckt: Arbeitermilieu, Straßenszenen, Bars, Kinos und die alten amerikanischen Strassenkreuzer. "Wanda" wird von Barbara Loden gespielt, die gleichzeitig bei diesem ihrem einzigen Spielfilm Regie geführt hat.
Der Text von arte-tv zum Film lässt wenig Fragen offen und ich könnts nicht besser recherchieren:
Wanda ist für ein Dasein als Ehefrau und Mutter nicht geschaffen. Apathisch und depressiv verbringt sie die Tage auf dem Sofa, bis ihr Mann sich scheiden lässt. Noch am selben Tag flieht Wanda aus der bürgerlichen Enge, um sich ohne festes Ziel treiben zu lassen. Die leise Revolte einer Frau gegen die Konvention und das Leben nach Schablonen.
Wanda fühlt sich fehl am Platz in ihrem kleinbürgerlichen Familiendasein in einem öden amerikanischen Provinzstädtchen. Das traute Heim macht sie depressiv. Statt sich um die Kinder zu kümmern, liegt sie von früh bis spät auf dem Sofa. Als ihr Ehemann es nicht mehr aushält und sich scheiden lässt, leiht sich Wanda von ihrem alten Vater ein paar Dollar und macht sich auf den Weg. Ziellos lässt sie sich treiben, lungert in Bars herum und schläft in Kinos. Ab und an gabelt sie einen Mann auf und verbringt die Nacht mit ihm. Irgendwann stößt sie dabei auf den von Migräne geplagten Ganoven Mr. Dennis. Die beiden Außenseiter finden Gefallen aneinander, und Wanda steht Mr. Dennis bei seinen kriminellen Eskapaden zur Seite, bis ein völlig verpatzter Banküberfall zum großen Showdown gerät.
Barbara Loden bezeichnete ihren Debütfilm in einem Interview als "Anti-Bonnie and Clyde", und in der Tat ist kaum ein größerer Gegensatz zu dem glamourösen Gangsterpärchen aus Arthur Penns Film denkbar als die tapsige Wanda und der fahrige Mr. Dennis. Hans Schifferle schreibt denn auch: der Film "gibt den Bankraub den Leuten zurück, denen er gehört", den Verzweifelten und Getriebenen. Barbara Loden ist in "Wanda" Autorin, Regisseurin und Hauptdarstellerin in einem. Die verschlossene, rätselhafte Wanda spielt sie als gealterte Babydoll mit einer Gleichgültigkeit, die einen manches Mal schaudern lässt. Kameramann Nicholas T. Proferes, der unter anderem auch an Elia Kazans Film "Die Besucher" (1972) mitwirkte, drehte aus der Hand auf 16 mm, was "Wanda" einen dokumentarischen Anstrich verleiht. Mit wenig Mitteln entfaltet der Film eine geradezu existenzielle Traurigkeit und zeichnet ein rabenschwarzes Bild von den Lebensbedingungen im Amerika der 70er Jahre.
Barbara Loden war Revuegirl, Model und Theaterschauspielerin, bevor sie zum Film fand. Bei einem Casting wurde die blonde Schönheit von Starregisseur Elia Kazan entdeckt. Loden spielte in zwei Filmen von Kazan, "Wilder Strom" (1960) und "Fieber im Blut" (1961). 1967 heirateten die beiden. Mit ihrem Regiedebüt "Wanda" (1970) versuchte Loden sich auf eigene Füße zu stellen. Der Film machte in Insiderkreisen Furore und wurde 1971 in Venedig mit dem Kritikerpreis ausgezeichnet. Doch der große Durchbruch blieb sowohl "Wanda" als auch Barbara Loden versagt. Auf ihren Debütfilm folgten nur noch zwei Kurzfilme fürs Fernsehen. Loden konzentrierte sich ganz auf die Arbeit mit ihren Schauspielschülern, die sie abgöttisch verehrten. Sie starb 1980. "Wanda" blieb damit ein Solitär in der Filmgeschichte, das vielversprechende Debüt einer viel zu früh verstorbenen Regisseurin und, wie die New York Times schrieb, ein Hit ohne Publikum. (Quelle: arte-tv.de)
USA 2000 - Regie: Spike Lee - mit: Damon Wayans, Savion Glover, Jada Pinkett Smith, Tommy Davidson, Michael Rapaport, u.a.
Zufällig wiedergesehen, meine Erinnerung an den Film war anders. Zunächst am Anfang die Verwunderung darüber, dass der Film wohl auf Video gedreht wurde (im Kino wirkte das nicht so arg schlecht). Dann kommt man aber doch wieder wegen den guten Schauspielern rein in die Geschichte um einen schwarzen Fernsehautor, der aus Quotendruck eine kontroverse TV-Show entwickelt, die mit rassistischen Stereotypen die Tradition der Ministral-Shows in das neue Jahrtausend bringt.
Harte Satire über Rollenklisches und Stereotypen von "Black Culture" in den heutigen USA. Weniger eine Mediensatire (obwohl es vor der Folie eines TV Networks stattfindet), als böser Rundumschlag durch das merkwürdig diversitäre Gewebe, was sich "Black Community" nennt.
Deutschland 2004 - Regie: Marcus Mittermeier - Drehbuch und Hauptrolle: Jan Henrik Stahlberg - Gerd: Fritz Roth
Ein merkwürdig fahles Gefühl nach dem Film. Dieser schmale Grad der Wahrnehmung der Hauptfigur zwischen Wahnsinn und "recht hat er!". Recht und Unrecht, moralische Verantwortung. Kann man das auch auf den Film an sich anwenden? Soll ich ihn Scheisse finden, weil ich lange nicht mehr soooo langwierige 90 Minuten erlebt habe, der Spannungbogen nicht nach meinem Geschmack gebaut war und das alles so anstrengend war? Oder soll ich ihn gutfinden, gerade weil das alles so anstrengend war, die beiden Schauspieler super waren und ich eigentlich immernoch über den Film nachdenke? Egal. Persönlich am schwierigsten finde ich, mich selber im Mux wiederzuerkennen. Ich bin ja auch manchmal ein "Optimierer", vielleicht nicht so extrem, aber es gibt schon so schrecklich rechthaberische Tage.
Dann noch dieses merkwürdige Publikum. Man kann auch über alles lachen, echt.
(a.k.a. Der Planet des Todes; Milczaca gwiazda; Raumschiff Venus antwortet nicht) Sciencefiction, DDR/Polen 1960 - Regie: Kurt Maetzig - Drehbuch: Jan Fethke u.a. (nach dem Roman "Die Astronauten" von Stanislaw Lem) - mit: Yoko Tani, Oldrich Lukes, Ignacy Machowski, Julius Ongewe, Michail N. Postnikow, Kurt Rackelmann, Günther Simon, Tang Hua-Ta, Lucyna Winnicka - ca. 95min.
Ein Raumschiff mit internationaler Besatzung, bestehend aus sieben Männern und der japanischen Ärztin Sumiko, unternimmt 1970 eine Expedition zur Venus. Man hatte erst jetzt herausgefunden, daß eine 1908 in der Wüste Gobi niedergegangene kosmische Spule von diesem Planeten stammt. Auf Funksprüche aber antwortete die Venus bisher nicht. Auf dem Weg gelingt es, den Inhalt der Spule zu entschlüsseln. Er besagt, daß die Venusbewohner 1908 einen Angriff auf die Erde planten. Obwohl es nicht dazu kam, erwartet die Mannschaft bei ihrer Landung nichts Gutes. Sie entdecken keine Lebewesen, nur technische Anlagen, die im Selbstlauf funktionieren. Eine gigantische Vernichtungsmaschinerie, die außer Kontrolle geraten sein muß, sich offensichtlich gegen ihre Erbauer gerichtet hat und noch immer riesige atomare Strahlung freisetzt. Das Raumschiff gerät in Gefahr, drei Besatzungsmitglieder opfern sich, damit die anderen zur Erde zurück können – mit der Botschaft, daß von der Venus keine Aggression mehr droht. (Filmbeschreibung aus dem Archiv der DEFA-Stiftung)
"Der Schweigende Stern" ist der erste Sci-Fi Film aus der DDR und ein für seine Zeit herausragender Prestigefilm der DEFA in Koproduktion mit Polen. Regie führte Kurt Maetzig, Mitbegründer der DEFA Wochenschau "Der Augenzeuge" und später Spielfilmregisseur. Am Anfang das Vorspiel auf der Erde und der Flug zur Venus ziehen sich ein wenig in die Länge und etwas lange, pseudowissenschaftliche Dialoge geben dem Film den "science"-touch, doch mit der Landung auf der Venus wird es noch richtig spannend. Vor allem die Ausstattung ist nett gemacht, phantasievoll selbstgebastelt, hubsch nostalgisch und fügt sich zusammen mit den Tricksequenzen in eine gutgemachte Gesamtillusion. Maetzigs Film beeindruckte das damalige Publikum mit vielfältigen technischen Finessen, verblüffenden Farbeffekten und außergewöhnlich "unirdischen" Konstruktionen. Er wurde sogar mit einer um ca. 12 Minuten gekürzten und leicht bearbeiteten Version mit dem Titel "First Spaceship on Venus" auch in den USA vermarktet.
Eine gewisser ideologische Pathos ist zwar vorhanden, ähnlich wie ich ihn schon aus frühen Dokumentarfilmen von Maetzig kannte. Diese Färbung wird aber nicht zu plumper Propaganda, sondern bleibt eine Kalte-Krieg-Kritk am atomaren Wettrüsten mit einem utopischen Weltbild in dem Menschen aller Nationen Hand in Hand zu Forschungszwecken in den Weltraum fliegen. Die international gemischte, gleichberechtigtre Crew des Raumschiffs ist eine Seltenheit für Sci-Fi-Filme aus der Zeit (wobei die Rollen der Frauen hier so richtig gleichberechtigt noch nicht ist, aber immerhin darf eine junge, japanische Ärztin mit Hiroshima-Trauma mitfliegen). Auch der Roboter ist realistischer als seine westlichen Kollegen: ein kleines, ferngesteurtes Kettenfahrzeug mit Antenne, sprachgesteuert, das während des Fluges noch eine Art Gefühlschip eingesetzt bekommt und Schach spielen kann.
kleine persönliche Notiz am Rande: Beinahe hätte ich ja mal den Herrn Maetzig bei sich zu Hause in Mecklenburg besucht im Rahmen von Referatsvorbereitungern über den "Augenzeugen". Fleissige Publizistikkommolitoninnen aus der Referatsgruppe - immer der heissen Story auf der Spur - hatten sich mit Kuchen zu einem Interview bei ihm eingeladen. Nachdem ich aber die verhältnismässig platte Seminareinführung des Dozenten zu Filmtheorien hinter mir hatte, war klar, mit dem wenigsten Aufwand kommst du hier auch mit einer eins raus, und ich bin dann nicht mitgefahren. Ich bereue diese Entscheidung jetzt nicht zum ersten Mal.
(Die Zwölf Stühle) - USA 1970 - Regie: Mel Brooks - mit: Ron Moody, Frank Langella, Dom DeLuise, Andreas Voutsinas, Diana Coupland, Mel Brooks, u.a. - 93min.
Eine schon mehrfach verfilmte Geschichte der erfolgreichen Satire "Dvenadtsat Stulyev" von Yevgeni Petrov und Ilya Ilf. 1927 nach der Revolution beichtet ein altes russisches Mütterchen auf dem Sterbebett ihr Geheimnis. Den Familienschmuck hat sie im Zuge der bolschewistischen Revolution im Polster eines von 12 Stühlen versteckt. Die Aussicht auf das viele Geld verdirbt den Charakter. Der Dorfpfarrer und ihr Schwiegersohn geben sich eine turbulente Jagd nach dem längst für die Kolchose umgemünzten Juwelenschatz.
Zufällig bin ich auf das Video in der Bibliothek gestoßen. Auf der letzten Berlinale hatte "Zwölf Stühle" von Ulrike Ottinger Premiere, der mir gut gefallen hatte. Dass Mel Brooks ebenfalls diesen Stoff verarbeitet hat, wusste ich nicht und dachte eine kleine skurrile Perle gefunden zu haben. Es ist sein zweiter Film - entstanden zwischen "Blazing Saddles", der für viele sein witzigsten Film ist, und "The Producer", der für viele Kritikern als Brooks bester Film gilt. "The Twelve Chairs" ist aber kein typischer Mel Brooks Film - keine Parodie auf Filmgenres oder andere Kunstformen. Mel Brooks Version des Stoffs kombiniert zitierte Hollywoodklischees vom Mütterchen Rußland mit jüdischem Wortwitz und anarchistischen Slapstickeinlagen. Dabei ist ein gutes Stück des Humors schon in der Vorlage als Parabel über Geiz angelegt, was dem Film eine gewisse "Menschlichkeit" gibt, die in anderen Brooks Filmen nicht so zu finden ist. Später hat sich gezeigt das Brooks nicht gerade ein Meister des subtielen Humors ist, hier versucht er eine andere Gangart. Versuch macht klug, wirklich gelungen scheint es nicht. Über manche Teile zieht sich der Film und versucht Tempo alleine mit Körperkomik zu schaffen. Andere Teile der Handlung sind nur kurz angeschnitten und reihen sich aneinander zu einem Hetzlauf die Vorlage, ohne scheinbar Sinn zu machen.
Das Problem, was ich mit dem Film hatte, begründet sich auf jeden Fall im dirketen Vergleich mit dem noch frischen Eindruck von Ulrike Ottingers Version. Von der Filmlänge mehr als doppelt so lang kann sich bei Ottinger sehr viel mehr Komik in den einzelnen Stationen der Jagd nach den Stühlen durch das Land entfalten. Auch Ottingers Mischung aus Fiktionalität (Schauspieler in historischen Kostümen) und Reisedokumentarismus (heutige Orte) gab der Handlung eine äußerst spannende Subkomik. Das fehlt natürlich bei Brooks. Aber ganz so wild "silly" wie in "Spaceballs" oder "Young Frankenstein" geht es hier auch nicht zu. Es scheint einfach ein nicht uninteressanter Teil aus dem Frühwerk von Brooks zu sein, wo er sich noch ausprobieren musste und konnte.
USA 1996 - Regie: Brian Yuzna - mit: Corbin Bernsen, Linda Hoffman, Michael Stadvec, Ken Foree, Virginya Keehne, u.a.
Ich hatte keine Ahnung, als ich die Kassette in den Videorecorder steckte, was das für ein Film ist. Auf dem Cover die paar gruseligen Bilder von Leuten beim Zahnarzt hatten schon gereicht, um das Video auszuleihen. Schön mal wieder mit einer Urangst beschäftigen... Ich hatte Schlimmeres erwartet, aber dieser B-Film in TV-Produktion-Manier war dann doch recht unterhaltsam.
Ein erfolgreicher Zahnarzt dreht durch, als er an seinem Hochzeitstag seine Frau mit dem Poolreiniger erwischt. Der Wandel der Hauptfigur vom Neurotischen ins Psychotische vollzieht sich Größtenteils in der Praxis des Zahnarztes. Vorm inneren Auge des Zahnarztes sieht selbst das perfekte Gebiss verfauelt aus. Der Blick eines Irren der an Sauberkeit und Perfektion glaubt, aber überall die Zeichen des Verfalls erkennt. Für ihn ist die einzige Lösung: Die Zähne der Patienten zerstören. Wer sich wehrt, bekommt was mit dem Bohrer in die Zunge oder ihm es wird gleich mit grober Methode das Gebiss mit einer Pistole "behandelt". Das ganze vollzieht sich nicht so splatter-artig, wie es jetzt klingen mag, es sind nur einzelne, pointiert gesetzte Bilder, die dann aber um so besser unter die Haut und an den eigenen Zahnnerv gehen. Zwischendurch baut sich viel Suspense zwischen den Gängen und Behandlungszimmern der Praxis auf. Die Zahnarzthelferinnen scheinen etwas zu ahnen, verschwinden auf einmal, im Wartezimmer hört man die Schreie. Auf der Dialogebene rundet schwarzer Humor die Handlung ab. Mehr Psychothriller als Gore ein Film wegen dem ich den nächsten Zahnarzttermin sicher weiter aufschieben werde.
Überhaupt diese Sache mit den Zähnen gerade. Nicht das ich sowieso wieder zum Zahnarzt müsste, neulich ja auch der Zahntraum, zu dem mir mein liebster Fan heute auch noch Deutungen aus dem Netz gemailt hat:
Während des Schlafs werden die Reize des eigenen Körpers stärker wahrgenommen. Diese wahrgenommenen Reize werden entweder direkt in den Traum mit eingeflochten, oder der Reiz wird verschlüsselt. Besondere Beachtung gelten hierbei Krankheitsträumen. So können im Traum auftretende Zahnschmerzen tatsächlich ein deutlicher Hinweis sein, den längst fälligen Zahnarzttermin wahrzunehmen. Ist man sicher, daß es sich nicht um eine exogene Ursache für den Inhalt handelt, kann man zur symbolischen Deutung von Zahnschmerzen / Zahnausfall übergehen, wobei die beispielsweise die Symboldeutung hier die Angst vor materiellen Verlusten, Verlust von Macht oder Ansehen anzeigen kann. (ngfg.com
Vielleicht hat der Traum nur eine exogene Ursache, aber das hier ist auch nachvollziehbar:
der traditionellen Traumdeutung ging man davon aus, dass Zähne im Traum eine aggressive Sexualität darstellen. Korrekter ist es, sie mit dem Wachstumsprozess zur sexuellen Reife in Verbindung zu bringen. Ausfallende oder lockere Zähne deuten an, dass Ihnen bewusst ist, dass Sie eine Form des Übergangs durchleben, die vergleichbar ist im Schritt vom Kind zum Erwachsenen oder vom Erwachsenen zu Alter und Hilflosigkeit. Wenn jemand im Traum fürchtet, ihm könnten die Zähne ausfallen, geht es um die Angst, alt und nicht mehr begehrenswert zu sein oder um die Angst vor dem Erwachsenwerden. Träumt eine Frau davon, Zähne verschluckt zu haben, kann dies auf eine Schwangerschaft schließen lassen. Zähne sind auch ein Hinweis auf den "Biss" und die Bissigkeit. Zähne symbolisieren Vitalität, Geliebte, Kinder oder Geschlechtsorgane. Auch das Raubtierhafte und Reißerische sind zu beachten. (deutung.com)
Der Phase des Übergangs bin ich mir auf jeden Fall bewußt. Das ist dann jetzt aber auch genug aus meiner Privatsphäre für heute. Viel Vergnügen mit den eigenen Ängsten. Demnächst ist dann mal wieder was über hohe Häuser und in die Tiefe fallen dran.
England 1997 - Regie: Kevin Allen - mit: Llyr Evans, Rhys Ifans - Rachel Scorgle - Huw Ceredig - Di Botcher
:::: halb gesehen am 19.6.04 auf Video
Eigentlich bin ich mir gerade nicht sicher, ob ich den Film mit in mein Filmtagebuch aufnehmen will. Bin nämlich dabei eingeschlafen und hab ihn nur halb gesehen. Normalerweise landen hier nur die Filme, die ich auch ganz gesehen habe. Vorgestern Nacht bin ich auch bei "2001 - Odysee im Weltraum" eingeschlafen. Oder "Shrek" habe ich vor einiger Zeit auch erst nach der Hälft eingeschaltet und hab da kein Wort drüber verloren. Aber die Filme hatte ich ja auch schon früher mal in Echt gesehen. Na, egal. Ich hab mir das Video von "Twin Town" ausgeliehen, weil seit Jahren hier immer die CD zum Film rumfliegt (war wohl mal ein Geschenk?). Den Film hab ich aber nie gesehen.
Es geht irgendwie um 2 Brüder, die in einer walisischen Kleinstadt ihr Unwesen treiben. Autos knacken, Drogen nehmen und so. Ihr Vater, ein Gelegenheitsarbeiter, fällt bei einem Job vom Dach und die Brüder versuchen vom Bauunternehmer eine Entschädigung zu bekommen. Der Mafioso denkt natürlich nicht daran und dann bin ich eigenschlafen. Zwischendurch wurden noch irgendein Pudel gekillt, immer schön viel gekifft und mit Autos durch die Gegend gefahren, keine Ahnung.
Alles so auf skurilen Humor gemacht, kam bei mir aber eher als ziemlich prüder Humor rüber. Der Film war Regiedebüt von Kevin Allens, die Produzenten wollten mit diesem Film auf ihrem Erfolg mit "Trainspotting" aufbauen und dieser Film lief tatsächlich auch 1997 im Wettbewerb der Berlinale. Auf dem Videocover sind noch so Presseclippings - z.B.: ...eine schrille schwarze Komödie mit Karaoke, Koks, Killern und Chaoten. Nichts für Softies (Bild). Zum Aufwachen hab ich dann wieder an die Stelle gespult, an der ich eingeschlafen bin, hab 10 Minuten weiter gekuckt und mit der Erkenntnis, dass ich dann wohl ein Softi sein muss, entschieden, dass man auch nicht alles gesehen haben muss. Bei "2001" hab ich bedeutend besser geschlafen.