(Live Visuals von lem-studios.com)

Ich habe heute vier CDs geschenkt bekommen als Dank für was anderes. Die Musik da drauf ist alles nicht wirklich so recht für mich gemacht, aber eine ganz coole multimedia DVD von The Hotel ist dabei (von denen ist die Musik in obigem Video).
 




:::: gesehen am 24.2.2009 im CineStar (Pressevorführung)

USA 2009 - Regie: Zack Snyder - mit: Jackie Earle Haley, Patrick Wilson, Malin Akerman, Billy Crudup, Matthew Goode, Jeffrey Dean Morgan, u.a.



Heute ist offizieller Start des Film, dem ja doch ein gewisser Hype folgt. Aber ich habe noch keine Zeit gefunden, mir innerhalb der letzten Woche seit der PV eine abschließende Meinung über den Film zu bilden. Was an sich ein gutes Zeichen ist, denn man kann den Film nicht mal eben einfach kategorisieren und in einer Schublade verschwinden lassen. Harter Brocken, auf seine Art. Direkt nach der Vorführung habe ich getwittert: WATCHMEN gesehen. Viel Wumms, etwas amerikanische Volkspsyche, im Kontext Comic-Verfilmung aber ganz ok. Bin zu alt für sowas. Man war erschlagen, nicht nur ich, sondern das Publikum der Pressevorführung allgemein wirkte etwas müde. Wohl aus dem selben Grund, aus dem ich mich freute, keine professionelle Filmkritik über den Film schreiben zu müssen. Ich interessiere mich nicht so sehr für den Diskurs Comicverfilmung, als dass mich das Thema vollends aufblühen lässt. Viel mehr aber hat mich beim Sehen das historisch-soziologische Gefüge des Stoffs interessiert. Die ganze Schiene, immer wieder faszinierende: History, Identity and Society in Popular American Cinema ... aber das ist ja weniger dem Film als der Vorlage selber anzuerkennen.

thgroh schreibt im Perlentaucher (weiter unten) und in ähnliche Richtung würde ich meine Kritik auch ausrichten:
Nur ist eben alles, was gut ist am Film, nicht Produkt eigener Reflektionsleistung, sondern abgepaust. Das wenige Eigene - Snyder pflegt auch hier seinen Fetisch für Zeitlupendynamik im Scharmützel - wirkt eher unerheblich, mt einer Ausnahme: der herrlich geglückten Vorspannsequenz, die in zahlreichen tableaux vivants das alternate history setting ausbuchstabiert. Es ist ein ständiges Apropos, ein ständiges Nicken in Richtung Comicheft: Schaut her, schaut hier, sehet dies, sehet das - ein Fabulieren in Bildern, denen, und dies eben ganz im Gegensatz zur Vorlage, jedes Rätsel, jede Anspielung zugunsten der bloßen Präsenz des Erwartbaren gründlich ausgetrieben wurde.
Der Film macht durchaus Spass, er versucht eine ungewohnte Dramaturgie (statt Anfang, Höhepunkt, Ende gibt es Anfang, Höhepunkt, noch einen Anfang und ein Ende) ich hab es nicht bereut ihn zu sehen. Doch bleibt ein fader Beigeschmack. Der Film scheitert im Vergleich zur Comic-Vorlage respektabel.

Ansonsten interessant: Watchmen Shouldn't Be A Movie, Viral Video: Who Watches the Watchmen? - A Veidt Music Network (VMN) Special - 1983 und der popkulturjunkie mit sehr positiver Meinung.
 




Nach diesem Abend wird es noch schwerer fallen, hier irgendwas reinzuschreiben.
 








familienfotos gefunden. von meiner damaligen, amerikanische gastschwester. hier.
 




Hat ja jeder mitbekommen, der deutsche Kurzfilm Spielzeugland von Jochen Freydangk hat den Oscar in der Kategorie „Bester Kurzfilm“ gewonnen. Ich kenn den Film selbstverständlich und möchte nur sagen: in der deutschen Festivallandschaft hat der nicht so unbedingt die erfolgreiche Runde gemacht. Die Voting-Mechanismen der Academy sind erfahrungsgemäß unergründlich.

Die bisherigen Werken von Jochen Freydangk kann man übrigens kostenpflichtig online ansehen: Dienst und Glückliches Ende
 




Zwei befreundete Trickfilmer haben jetzt für ihren neuen Film ein Produktionsblog gestartet. Hier unter trickfilmgestalter.wordpress.com. Ich glaube, das wird schön, denen bei der Arbeit zu zu sehen. Geht schon gut los. Auch mit Katzencontent!

Ich zitiere:
Wir haben unsere Produktion zum neuen Film EMPLOYEE OF THE DAY (bisheriger Arbeitstitel) nun offiziell begonnen.
Das ist uns Anlass, einen kleinen Produktionsblog zu starten, wo wir von Zeit zu Zeit kurze Einblicke in unsere Arbeit, erste Impressionen und generelle Umgebungseindrücke posten werden - kurz: wir dokumentieren unser Schaffen als Work-in-Progress.

Wir freuen uns über jegliches Interesse, Feedback und angekündigte Spontanbesuche im neuen Studio frei nach dem schönen Motto:
"Wenn Freunde Unterstützung bieten, dann schafft man alles!"

 





Photo uploaded by tristessedeluxe.


 




:::: gesehen am 14.2.2009 im Cinestar

USA, 1960/61 - Regie: Robert Wise, Jerome Robbins - Darsteller: Natalie Wood, Richard Beymer, George Chakiris - Sektion: Retrospektive



Mein letzter Film auf der diesjährigen Berlinale war dann also dieser hier aus der Retrospektive, eine saubere, neue, rekonstruierte 70mm-Kopie. Ich dachte eigentlich, den Film schon mal auf Video gesehen zu haben. So leicht täuscht man sich. Da hab ich doch Kino mit dem Erlebnis einer College-Musical-Inszenierung von "West Side Stroy" vor ziemlich genau 20 Jahren verwechselt. Was soll man sagen. Großes Kino wird im großen Kino nicht kleiner. Schön bunt. Schön, die einzelnen Nähte an Hemden zu sehen, oder die Texturen von Stoffen im Brautladen, oder Details im Mauerwerk. Der Dreck der Straße. Popkultur pur, amerikanische Identität. Michael Jackson sowieso. Satter Sound auch. Einige Plätze neben mir saß ein etwas nerviger, junger Mensch, der oft schief mitsingen oder sich unterhalten musste und bei der Balkonszene dann schließlich bemerkte, dass die Szene ja wohl bei "Romeo und Julia" geklaut sei. Dumpfbacke! Was soll da man machen?
 




:::: gesehen am 14.2.2009 im Zoo Palast

Deutschland, Frankreich, 2008 - Regie: Julie Delpy - Darsteller: Julie Delpy, William Hurt, Daniel Brühl - Sektion: Panorama Special



Ein Kostümfilm über Jugendwahn und das Altern, über Macht und Wahnsinn. Für mich eigentlich ein Film über den Mythos des Vampirismus. Wie entstehen derartige Legenden, welche Machtinteressen schüren solche Legenden und mit welchen populistischen Mechanismen. War okay Film, stellenweise schön grausig auch. Julie Delpy muss man da allerdings schon mögen.

Hierum geht's. Bin schon etwas zu müde zum Nacherzählen, daher aus dem Berlinale Programm:
Europa zu Beginn des 17. Jahrhunderts: Gräfin Erzebet Bathory gilt als mächtigste Frau im Land – schön, intelligent und nicht bereit zu akzeptieren, dass Männer in dieser Welt die Regeln nach Belieben manipulieren. Auf ei­nem Fest lernt sie den weitaus jüngeren Istvan kennen. Leidenschaftlich verlieben sich die beiden ineinander. Doch ihr Glück ist nur von kurzer Dauer: Istvans Vater Graf Thurzo zwingt seinen Sohn, den Kontakt zu Erzebet abzubrechen und beginnt ein intrigantes Spiel. Sein Plan geht auf: Erzebet vermutet eine Zurückweisung aufgrund des hohen Altersunterschiedes und erliegt, getrieben von Sehnsucht und Enttäuschung, der bizarren Idee, das Blut jungfräulicher Mädchen verhelfe ihr zu ewiger Jugend und Schönheit. Immer mehr junge Frauen werden daraufhin auf ihr Schloss gebracht. Erzebets wahnhaftes Verhalten steigert sich zusehends. Zu spät erkennt sie, dass sie das Opfer politischer Intrigen und Machtkämpfe wurde, an deren Spitze der Vater ihres Geliebten steht.

Die authentische Erzebet Bathory wurde 1560 in eine einflussreiche Grafenfamilie hineingeboren. Schon als Kind wurde sie mit einem ungarischen Grafen verheiratet, mit dem sie fünf Kinder hatte. Ihr Reichtum und der große Einfluss ihrer Familie begründen den Zweifel, der seit den 1980er Jahren am Prozess von 1610 aufkam, bei dem Diener unter Folter aussagten, ihre Herrin wäre für den Mord an über 150 Mädchen verantwortlich. Drei ihrer Diener wurden zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt, sie selbst bis zu ihrem Tod 1614 auf einer Burg eingekerkert. Im 19. Jahrhundert wurde ihre Geschichte zum Stoff zahlreicher literarischer Bearbeitungen.

 




:::: gesehen am 14.2.2009 im Friedrichstadtpalast

Deutschland, 2009 - Regie: Fatih Akin, Wolfgang Becker, Sylke Enders, Dominik Graf, Martin Gressmann, Christoph Hochhäusler, Romuald Karmakar, Nicolette Krebitz, Dani Levy, Angela Schanelec, Hans Steinbichler, Isabelle Stever, Tom Tykwer, Hans Weingartner - Sektion: Wettbewerb (außer Konkurrenz)



Omnibusfilm mit 13 kurzen Filmen unterschiedlicher deutscher Filmemacher zur Lage der Nation angelehnt an die Machart von "Deutschland im Herbst" (1978). Jeder der beteiligten Regisseure verfilmt eine persönliche Wahrnehmung und eigene Sicht auf das heutige Deutschland, abstrakt oder konkret, frei in der Wahl des Formats und des Inhalts. Die einzelnen Beiträge konnten Kurzspielfilme, Dokumentarfilme, essayistisch oder experimentell sein. Entstanden ist ein panoramenhaftes Gesamtbild, dass Raum für komplexe und vielschichtige Interpretationen freimacht. Ich fand's tendenziell sehr gut, wenn auch teilweise etwas arg politisiert wird. Gut, dass keine Kopie von "Deutschland im Herbst" entstanden ist, sondern tatsächlich etwas mit Aktualitätsbezug.

Erster Tag (Angela Schanelec)
Epilog - hab ich nicht von Anfang gesehen, weil erst nach Filmstart noch von einem netten Mitarbeiter des Friedrichstadtpalastes als Nachrücker reingelassen worden. War aber was mit nebeliger Landschaft am Morgen.

Joshua (Dany Levy)
Recht klamottiges Kurzstück über ein Deutsches Psychopharmaka, dass Deutschland im rechten Licht erscheinen lässt.

Der Name Murrat Kurnaz (Fatih Akin)
Nachstellung des Interviews mit Murrat Kurnaz, das am 22.10.2008 auf sueddeutsche.de veröffentlicht wurde.

Die Unvollendete (Nicolette Krebitz)
Zum neuen Feminismus. Eine Jugendliche trifft in einem imaginären Raum Susan Sontag und Ulrike Meinhof zum Zwiegespräch, um festzustellen, dass die Theorien der Vorbilder verblassen und nicht mehr auf die eigene Zeit und das eigene Selbstverständnis als Frau anwendbar sind. Es bleibt eine Unvollendete, ein unvollendeter Feminismus.

Schieflage (Sylke Enders)
Erfolgreiche TV-Reporterin und Mutter macht Boulevard-Stück über Suppenküche für arme Kinder. Dabei muss sie feststellen, dass ihre Schubladen und medialen Erklärungsmuster nicht so einfach greifen.

Den Weg, den wir nicht zusammen gehen (Dominik Graf)
Sehr schöner Filmessay über Architektur, Geschichte und Identität. Warum werden alte Wohnhäuser - die letzten lebendigen Zeugen deutscher Geschichte - abgerissen? Symbolisieren die Neubauten der heutigen Zeit eine Tranzparenz, die in Wirklichkeit die totale Überwachung bedeutet? Die Macht und das Mauerwerk.

Fraktur (Hans Steinbichler)
Kurzspielfilm über Layout-Update der F.A.Z. - und ein Putsch der Chefredaktion.

Eine demokratische Gesprächsrunde zu festgelegten Zeiten (Isabelle Stever)
Dokumentation einer Schulklasse beim wöchentlichen Besprechen und demokratischen Lösen von Problemen. Die Kinder sollen dabei Demokratie lernen. Der Zuschauer sieht aber, dass die Demokratie von einer Staatsmacht (die Lehrerin) gesteuert wird, denn das worauf sich die Kinder demokratisch einigen, ist nicht mit der übergeordneten Zielen der Pädagogik vereinbar. Kontrollierte Demokratie. Die Illusion von Volksentscheidungen.

Gefährder (Hans Weingartner)
Fiktionalisierte Darstellung der Sache aus dem letzten Jahr mit dem Sozialwissenschaftler, der wegen seiner Forschungen zur urbanen Gentrifizierung als Terrorismusverdächtigter in Untersuchunghaft kam. In seinem Umfeld wurden ca. 4000 weitere Personen beschattet, Daten flossen in Terrorismusdatei ein. Inszenierung von Terrorgefahren zum Zweck der Überwachung unter dem Deckmantel der Prävention.

Feierlich reist (Tom Tykwer)
Globalisierung und Identität am Beispiel eines Geschäftmannes.

Ramses (Roland Kamakar)
Porträt eines Sexbar-Besitzers, der, wenn er von den sexuellen Fetischen der Gäste in seiner Bar spricht, auch von der deutschen Seele berichtet.

Krankes Haus (Wolfgang Becker)
Ärgerlichster Teil des Gesamtwerks, weil bisschen arg aufgetragene Skurilität. In einem heruntergekommenen Krankenhaus werden Staaten am Leben gehalten, geflickt, ruhig gestellt. Etwas bemühte Parallelitäten zwischen Gesundheitssystem und Staatssystem.

Séance (Christoph Hochhäusler)
Ausblick - die Deutschen auf der Mondsiedlung wissen durch Gehirnwäsche nicht mehr was "Deutschland" heisst. Ausser eine, die das Wort in den Mondsand schreibt. "Deutschland" wird für die Mondsiedler zu einem neuen Begriff der inneren Sehnsucht.
 




:::: gesehen am 13.2.2009 in der Urania

USA, 2008 - Regie: Richard Loncraine - Darsteller: Renée Zellweger, Kevin Bacon, Logan Lerman, Mark Rendall - Sektion: Wettbewerb



Humorvoller wie romantischer Roadmovie in den 1950ern übers Erwachsenwerden und die Freiheit der Unabhängigkeit. Renée Zellweger ertappt ihren Ehemann (einen Holadrio aus der Welt der Populärmusik) beim Ehebruch und schnappt sich ihre beiden Söhne, setzt sie in einen neuen, himmelblauen Cadillac und fährt mit ihnen von Stadt zu Stadt auf der Suche nach Bargeld und einem neuen Ehemann und Ernährer. Dabei lernen sie und ihre Söhne schließlich, dass sie den gesuchten "One and Only" gar nicht brauchen, weil sie gelernt haben, für sich selbst zu sorgen. Nicht uninteressant die unterschiedlichen Männer- und Vatertypen auf den unterschiedlichen Stationen. Nette Unterhaltung.
 




:::: gesehen am 13.2.2009 im Delphi

Deutschland, 2009 - Regie: Hans-Christian Schmid - Sektion: Forum



Hans-Christian Schmid folgt in seinem neuestem Film dem Weg der schmutzigen Wäsche Berliner Nobelhotels und gibt einen Einblick in die Familien und Lebensverhältnisse der Waschfrauen in Polen. Solide Dokumentation, Kamera dicht dran am Dargestellten. Keine platte Zur-Schau-Stellung, keine übertriebene Wertung. "Die wundersame Welt der Waschkraft" zeigt Frauen und ihre Familien, die inmitten globalisierter Arbeitsverhältnisse und tagtäglicher Schufterei für ihr persönliches Stückchen Glück kämpfen.

Während des Film oft auf mich selbst zurückgeworfen gefühlt: Meine Glückssuche, meine Wünsche an Arbeit, ...
 




:::: gesehen am 13.2.2009 in der Urania

Griechenland, Italien, Deutschland, Russische Föderation, 2008 - Regie: Theo Angelopoulos - Darsteller: Willem Dafoe, Bruno Ganz, Michel Piccoli, Irene Jacob - Sektion: Wettbewerb (außer Konkurrenz)



Obwohl es selbstverständlich klar ist, dass man für Theo Angelopoulos ausgeschlafen sein muss, bin ich in den ersten 10 Minuten des Films eingedöst und erst im letzten Viertel, oder so, wieder aufgewacht. Es ist eines dieser immer wieder offenbaren Probleme der alten Herren des europäischen Autorenkinos, dass ihre Filme im Alter gerne arg kopflastig, artifiziell und gern selbstreferenziell werden. Das war alles so gekünstelt, das Schauspiel so steif, theaterhaft, große Geste. Sicherlich Superfilm, wenn man Angelopoulos-Fan ist, auch schön vernebelt immer wieder, aber echt wohl mal gar nichts für mich zu diesem Zeitpunkt.

Auch recht viel gewollt, alleine schon der Inhalt:
Im zweiten Teil des historischen Panoramas von Theo Angelopoulos macht sich A., ein Filmregisseur um die 50, an die Verfilmung des Lebens seiner Eltern Spyros und Eleni. Auf die Liebesgeschichte der beiden griechischen Emigranten haben die historischen Ereignisse immer wieder Einfluss genommen: Im Zweiten Weltkrieg voneinander getrennt, emigrierte Spyros in die USA, Eleni verschlug es infolge des Bürgerkriegs in Griechenland zusammen mit anderen politischen Exilanten in die Sowjetunion. Der Vietnamkrieg wiederum zwang A., nach Kanada zu fliehen, während der Fall der Berliner Mauer den Anfang einer neuen Ära in seinem Leben markierte.
Beide Zeitebenen sind im Film vielfach miteinander verwoben: Nach Stalins Tod reist Spyros unter falschem Namen heimlich nach Taschkent, doch er wird enttarnt, Eleni nach Sibirien verbannt. Dort trifft sie Jacob wieder, einen deutschen Juden aus Taschkent, der ihr bis 1974 – ihrer Ausreise nach New York – treu zur Seite steht. Jacob folgt ihr sogar nach Toronto, wo sie sich mit A. trifft, den Eleni einst von Jacobs Schwester aus Sibirien zu Spyros in die USA schmuggeln ließ.
Jahre später besuchen Eleni und Spyros, die sich zur Rückkehr in ihre Heimat Griechenland entschlossen haben, A. in Berlin, wo dieser inzwischen lebt – genau wie Jacob. Gemeinsam feiert man Silvester. Doch als A.s Tochter Eleni einen Selbstmordversuch unternimmt, von dem erst die Großmutter ihre Enkelin abbringen kann, nimmt der Abend einen fatalen Verlauf … (aus Berlinale Programm)

 




:::: gesehen am 12.2.2009 im Cinestar

USA, 1990-92 - Regie: Ron Fricke - Sektion: Retrospektive



Bildgewaltige, meditative Dokumentation auf 70mm-Format über den Planeten, die Natur, Zivilisation und Kultur. Für meinen Geschmack etwas zu nah am Ethnokitsch, die Idee abgekupfert von "Koyaanisqatsi", aber trotzdem sehr beeindruckend die Landschaftsaufnahmen auf der großen Leinwand. Filmhistorisch quasi die Avantgarde der Dinger, die heutzutage im IMAX laufen.

Den Film gibt es komplett hier auf GoogleVideo, allerdings in falschem Seitenverhältnis und naja, eben nicht als 70mm Filmkopie auf 30 Meter Leinwand. (via textundblog)
 




:::: gesehen am 12.2.2009 im Zoo Palast

Deutschland, Österreich, USA, 2008 - Regie: Marcus Mittermeier, Jan Henrik Stahlberg - Darsteller: Jan Henrik Stahlberg, Marcus Mittermeier, Christoph Kottenkamp, Marta McGonagle, Allison Findlater-Galinsky, Asli Bayram - Sektion: Panorama Special



Drei Berliner Jungs, beinahe 40, machen sich kurzerhand auf den Weg nach Amerika, mit dem Ziel einen Film zu drehen und einen von ihnen berühmt zu machen. Das soll mit einer genialen Idee klappen: Das TV-Publikum ist live dabei, wie John Salinger vor Kameras stirbt. Erst der Finger, dann der Arm, dann das Bein, schließlich der Tod. Persifliert werden die Träume vom Starsein, die billigen Mittel, mit denen das TV nach "Superstars" sucht. Wie weit wird gegangen, für den Ruhm. Supergute Filmidee, böse Mediensatire, in der Dramaturgie und im Schnitt aber leider etwas schleppend umgesetzt.
 




:::: gesehen am 12.2.2009 im Delphi

USA, 2009 - Regie: Bradley Rust Gray - Darsteller: Zoe Kazan, Mark Rendall, Maryann Urbano - Sektion: Forum



Eine Liebesgeschichte und ein Film über Freundschaft. Eine junge Studentin kommt über die Ferien zurück nach Hause. Sommer in New York, ihr alter Freund aus Kindertagen ist auch in der Stadt. Man hängt ab oder streift durch die Stadt. Ihre tatsächliche Beziehung führt die Studentin übers Handy. Doch dauernd scheint die Verbindung gestört, bis ihr gesagt wird, dass es besser wäre, wenn sie sich nicht mehr sähen. Und dann wird aus der alten Freundschaft aus Kindertagen doch noch ganz zärtliche, vorsichtige Liebe. Tausend mal berührt ... unprätentiös und mit Poesie.
 




:::: gesehen am 12.2.2009 im Delphi

Niederlande, 2008 - Regie: Eugenie Jansen - Darsteller: Dicky Kilian, Willy Soeurt, Peter Verberk, Ellie Teeuw, Tarek Hannoudi, Ralph Huppertz, Manfred Huppertz, Joshy Huppertz, Freddy Kenton, Evelyne Bouglione, Timo Soeurt - Sektion: Forum



Spielfilm mit dokumentarischen Mitteln über eine junge Frau, die nach dem Tod ihrer Schwester, deren Rolle in einem Wanderzirkus übernimmt. Zusammen mit dem Messerwerfer und Zauberer Willy lebt sie in einem Wohnwagen und zieht dessen kleinen Sohn groß. Die Filmemacherin Eugenie Jansen hat einen Sommer lang den Zirkus auf seiner Tournee entlang der deutsch-niederländischen Grenze begleitet. Neben der Spielhandlung um die junge Frau wird gleichzeitig das Zirkusleben dokumentiert. Auch wenn die Zirkusartisten Rollen spielen, die Handlung erfunden ist, bringen die Harlekino-Mitarbeiter doch ihre Lebenswirklichkeit mit auf die Leinwand. Diese vorgefundene Welt des Zirkuslebens stilisiert die Regisseurin zu großen Bildpanoramen, die den fließenden Übergang von Realität und Fiktion erzählen.
 




:::: gesehen am 11.2.2009 im CineStar

Deutschland 2009 - Regie: Jochen Hick - Darsteller: Tom Weise, Keith Richmond, Freddie Spells, Vin Nolan; Alex Baresi - Sektion: Panorama Dokumente



Jochen Hicks neuer Dokumentarfilm porträtiert Tom Weise, einen der Schöpfer des „HustlaBalls“, einer Veranstaltung, die ursprünglich angetreten war, die Akzeptanz von männlichen Prostituierten zu stärken, aber auch die Webseite rentboy.com promotet. Auch hier besteht die Gefahr eines Films, der lediglich Legendenbildung betreibt. Aber Jochen Hick schafft es, den Blick auch von Tom Weise weg auf das Gesamtbild einer marginalisierten Szene zu richten.

Zum Inhalt:
Mit den Eltern völlig entzweit und ohne Kontakt, geht der ehemalige Student der Politischen Wissenschaften Anfang der 90er Jahre nach New York. Als HIV-Positiver kann er nur illegal in den USA leben, laut Gesetz dürfte er dieses Land nicht einmal besuchen. In New York schlägt sich Tom Weise zunächst mehr schlecht als recht als Escort durch. Er verdient kein Geld, wird obdachlos. Schließlich hilft er Jeffrey Davids, die Internetseite rentboy.com aufzubauen, die zehn Jahre später die größte Internetseite für Escort wird. Gesundheitliche Komplikationen, Einsamkeit und Drogenexzesse quälen Tom zunehmend, bis er 2006 endlich einen Lebenspartner findet. Er beschließt, mit dem Afroamerikaner Keith nach Berlin zu gehen und Deutschland nach 15 Jahren erstmals wieder zu betreten. Wenige Tage danach findet der Berliner „Hustla­Ball“ statt.
 




:::: gesehen am 11.2.2009 im Cinemaxx

Japan 2008 - Regie: Ichii Masahide - Darsteller: Moriya Ayako, Konno Sanae, Nishimoto Ryuki, Nakamura Kuniaki, Kakinuma Naoko, Kumanomido Aya, Asama Yuki, Ichii Hayata - Sektion: Forum



Nach einer traumatischen Fehlgeburt leidet die junge Ritsuko unter Depressionen. Sie arbeitet in einer kleinen Fabrik für Plastikteile. Wie die Maschinen auf ihrer Arbeit, erledigt sie ihren Job und ihre Ehe. Mit ihrem Mann hat sie sich nichts mehr zu sagen. Doch dann freundet sie sich mit der hochschwangeren, neuen Kollegin an.

Entweder ist junges, japanisches Realkino flippig-poppunkig, oder post-splatter-ironisch, oder man versucht in langen, andauernden Einstellungen bedeutungsvolles Kunstkino zu schaffen. "Mubobi" ist auf DV gedreht und hat lange, ruhige Einstellungen. Der erste Eindruck entspricht eher dem einer Videoinstallation. Im Angesicht einer etwas verwackelten Exposition eines kargen Landschaftspanoramas mit langem Zoom auf eine kleine Fabrik möchte man beinahe, sofort wieder aufstehen und das Kino verlassen, doch dann hält einen der Rhythmus der automatisierten Fabrikmaschinen und eine merkwürdige Sterilität in den Gesichtern der Arbeiter doch im Kino. Es bleibt über den gesamten Film alles sehr steril und aufgeräumt. Bis zum Ende, das im Verhältnis zum restlichen Film geradezu in einer befreienden Ekstase an Dreck und Blut einer Geburt mündet. Kein Film, den ich explizit empfehlen würde, aber auch nicht vollkommen uninteressant. Nebenbei hat der Filmemacher mit diesem experimentellen Spielfilm auch die Geburt seines eigenen Kindes dokumentiert.

Die Filmkritikerin Anke Leweke zum Film im Programmheft:
Ichii Masahides ruhige Einstellungen lassen den Zuschauer an der Trauer seiner verstummten Heldin teilhaben. Konsequent begibt sich der japanische Regisseur in einen Alltag, der sich auf mechanisch ausgeführte Bewegungen und Gänge reduziert hat. Während die monoton verrichteten Gesten im Haushalt von der Erstarrung einer Ehe erzählen, scheint die Gleichmäßigkeit der Fabrikarbeit Ritsuko Halt und Zuflucht zu geben. Auch die grüne, sanfte Landschaft rund um das in der nordjapanischen Region Hokuriku gelegene Fabrikgebäude hat etwas Tröstliches. Als Ritsuko die neue Kollegin Chinatsu einarbeiten muss, gerät ihr fragiler Lebensrhythmus aus dem Takt - nach einer falschen Bewegung steht das Fließband plötzlich still. Die schwangere Frau ist zum Spiegelbild für all das geworden, was Ritsuko einst verlor. Ichiis Film wird zu einem Psychothriller, der seine Spannung aus der Frage zieht, ob sich Ritsuko dem Spiegelbild stellen kann oder es zerstören muss.
 




:::: gesehen am 11.2.2009 im Cinemaxx

Deutschland 2008 - Regie: Andreas Dresen - Darsteller: Ursula Werner, Horst Rehberg, Horst Westphal, Steffi Kühnert - Sektion: German Cinema



Zwischendurch kommt man ja auf der Berlinale auch dazu, Filme nachzuholen, die man im letzten Jahr verpasst hat. Bin ganz froh, Andreas Dresens Film über Liebe im Alter noch gesehen zu haben. Der Film lebt von seinen Schauspielern und versprüht scheinbar ohne viel Mühe eine sehr intensive, spätsommerliche Atmosphäre der reifen Sexualität. Dreißig Jahre relativ glücklich verheiratet verliebt sich die knapp 70-jährige Inge vollkommen unerwartet in den bald 80-jährigen Karl. Es ist Leidenschaft. Es ist Sex. Und dass ihr so etwas in ihrem routiniertem Leben noch einmal passiert, hätte sie nicht gedacht. Die Sehnsucht ist stärker als die Vernunft. Auch wenn sie ihren Mann Werner immer noch liebt. Keine Überhöhung, sondern Realismus mit ganz normalen Menschen mit ihren Makeln und Macken, und im Hintergrund das Geräusch der vorbeifahrenden S-Bahn. Dresen zeichnet die Figuren mit viel Liebe, Konsequenz und so etwas wie Hoffnung für das Alter.
 




:::: gesehen am 11.2.2009 im Cinemaxx

Deutschland 2009 - Regie: Ina Weisse - Darsteller: Matthias Schweighöfer, Josef Bierbichler, Sandra Hüllerm, Sophie Rois - Sektion: German Cinema



Ein ehrlicher Heimatfilm. Der Architekt hat seinem oberbayerischen Heimtadorf schon lange den Rücken gekehrt und ist nun gezwungen, zur Beerdigung seiner Mutter wieder zurück zu kommen. Seine Frau und seine beiden Kinder kommen mit. Über die vielen Jahre hat das Dorf etwas bewahrt, dem die Familie nun gewahr wird: das geheimnisumwitterte Vorleben ihres Familienpatriarchen. Im Dorf trifft der Architekt eine frühere Liebesaffäre wieder, die dort alleinerziehend mit ihrem inzwischen 18-jährigem Sohn lebt. Am liebsten möchte der Architekt so schnell wie möglich vor seiner Vergangenheit fliehen, doch eine Lawine verhindert die schnelle Abfahrt, sodass sich der Architekt sich konfrontieren muss und die Familienfassade bröckelt. Beindruckend solider und durchweg spannender Debütfilm von Ina Weisse, die damit das Drama einer Familie erzählt, die durch Verdrängung, Angst, Schuld und Selbstbetrug zerfällt. Schöne Kamera und gutes Schauspiel auch. Ich mag Heimatfilme, wo Sophie Rois mitspielt.
 




:::: gesehen am 10.2.2009 im Cinestar8

USA 2009 - Regie: Andrew Bujalski - Darsteller: Maggie Hatcher, Tilly Hatcher - Sektion: Forum



Die querschnittsgelähmte Jeannie und Amanda besitzen einen Secondhand-Laden. Jedoch glaubt Jeannie, dass Amanda eine Klage gegen sie anstrebt und sucht deshalb Rat bei ihrem Exfreund und Jurastudent Merrill. Jeannie's Zwillingsschwester - beide leben zusammen - ist auf der Suche nach einem Job. Das eigentliche Drama, der Gerichtsprozess, findet eigentlich nicht statt. Der Film fokussiert sich auf all die zähen Entscheidungen davor: Klagen? Sex mit Ex? Stop oder Go? Frühstück oder nicht? Bujalskis dritter Film zeigt Tweens in ihrem Alltag beim Abschied von der Unverbindlichkeit. Dabei strahlen die Laiendarsteller eine Lebendigkeit aus und improvisieren ihre Dialoge voller Wortwitz entlang eines Drehbuchs. Das ist also diese filmische Richtung "Mumblecore" der gelungenen Sorte gewesen. Ein sehr feinfühliger, vorsichtiger Film. Vorsichtig mit seiner Handlung, feinfühlig mit der Darstellung seiner Charaktere, mit liebevoller Kamera und allem. Dabei aber nicht überemotionalisierend, sondern wie die Kollegin just twitterte: "leichthändig dirigierter alltag, tolle farben, tolle dialoge."

http://www.beeswaxfilm.com/
 




:::: gesehen am 10.2.2009 im CineStar7

USA 2009 - Regie: Nicole Haeusser - Darsteller: Joe Dallesandro - Sektion: Panorama Dokumente



Dokumentation über Joe Dallesandro, die männliche Sex-Ikone in Andy Warhols Factory und Star etlicher Paul Morrissey-Filme. Joe Dallesandro wird dieses Jahr 60 Jahre alt und seine Tochter hat diesen Film über sein bisheriges schauspielerisches Schaffen produziert. Natürlich wird hier eine lebende Legende ins rechte Licht gerückt. Man kann dem Film vorwerfen, dass nicht auch andere Stimmen außer Joe Dallesandro zu Wort kommen, ebenso wie der Film bestimmte Metaebenen auslässt, die spannend gewesen - etwa das Thema der Darstellung von männlicher Sexualität im amerikanischem Kino, mit der Joe Dallesandro schließlich durch Tabubrüche erst berühmt geworden ist. Und man kann dem Film eine äußerst schlechte Tonmischung vorwerfen. Insgesamt habe ich mich aber nicht gelangweilt, auch wenn nicht wirklich viel neue Erkenntnisse über die Mechanismen der Factory oder der Filmindustrie selber dazu kamen. Es soll ja im Kern auch um Joe Dallesandro gehen. Von dem bekommt man den Eindruck eines zunächst etwas naiven New Yorker Jungen, der trotz Rückschläge sich aber immer wieder aufrappelt und so etwas wie ein amerikanischer Held wird, a Self-Made-Man. Viele Probleme in Joe Dallesandro Leben werden ausgeklammert oder nur äusserst beiläufig gestreift. Bisschen wenig, für eine rundum gelungene Biographie. Aber gut, Legendenbildung eben.
 




:::: gesehen am 7.2.2009 in der Urania

Frankreich, Italien 2009 - Regie: François Ozon - Darsteller: Alexandra Lamy, Sergi Lopez, Mélusine Mayance, Arthur Peyret - Sektion: Wettbewerb



Bei François Ozon spalten sich gern die Geister. So auch bei diesem Film. Mich erstaunt immer wieder, wenn es ein Film schafft, vereinzelte Buh-Rufe im Publikum auszulösen. Ganz so schlecht ist der Film aber nicht, vielmehr ist er durchgängig stringent und spannend erzählt, wenn auch das Ende nicht aus den Vollen schöpft und einen zunächst etwas alleine lässt.

Von der Handlung darf man nicht zu viel vorwegnehmen: Katie, eine gewöhnliche Fabrikarbeiterin und allein erziehende Mutter lernt auf ihrer Arbeit Paco kennen, mit dem sie ein außergewöhnliches Baby zeugt. Der Film basiert auf einer Geschichte der britischen Autorin Rose Tremain und François Ozon schreibt dazu:
„Die Erzählung ist sehr kurz und erinnerte mich von ihrer Stimmung her an ROSETTA, den Film der Brüder Dardenne. Die Protagonisten sind arme, unterprivilegierte Weiße, die in einer amerikanischen Wohnwagensiedlung leben. Wegen dieses Hintergrundes war ich mir zunächst nicht sicher, wie ich mich der Handlung nähern, sie zu meiner eigenen machen sollte. Und obwohl mir die Vorstellung gefiel, wie ein außergewöhnliches und erstaunliches Ereignis die ansonsten ganz hoffnungslose Existenz der Charaktere durcheinanderbringt, machte mir das fantastische Element auch Angst. Aber dann wurde mir klar, dass es nicht so sehr der Fantasy-Aspekt der Geschichte war, der mich berührte, sondern die Art und Weise, in der sie von Familie handelt, von unserem Platz in ihr, und wie ein neues Mitglied, sei es ein neuer Partner oder ein Kind, die ganze Balance durcheinanderbringen kann. Rose Tremains Texte besitzen eine Ironie, die meiner entspricht, und die wollte ich im Film bewahren. Wenn die Geschichte zu bizarr und unwirklich wird, kommen humorvolle und distanzierende Elemente hinein, die die Spannung abbauen und die Sache zum Laufen bringen.“
Was etwas irritiert an dem Film ist die Behandlung des zugrunde liegenden Themas der Mütterlichkeit, bzw. was Ozon zu diesem Thema am Ende des Film zu sagen hat. Ist die Mutter im Film durchgängig als recht selbstbewusster, durchsetzungsstarker und auch humorvoller Mensch inszeniert, kippt das am Ende. Dann stellt Ozon eine ziemlich überhöhte, fast mystisch wirkende Mutter im Einklang mit ihrer natürlichen Funktion als Mutter dar. Das ist eine sehr reaktionäre Reduktion von Weiblichkeit, die ihm sicher aus dem alten Feminismus-Lager eher übel genommen wird. Innerhalb der fantastischen Filmhandlung ist es aber wiederum ein legitimes Ende und funktionierendes Mittel, um diese vorherige, starke Pendeln zwischen Sozialrealismus und fantastischem Un-Realismus wieder zum Ruhen zu bekommen.
 




:::: gesehen am 7.2.2009 im Cinemaxx

Großbritannien 2008 - Regie: Alexis Dos Santos - Darsteller: Déborah François, Fernando Tielve, Michiel Huisman, Iddo Goldberg, Richard Lintern - Sektion: Generation 14plus



Ein Film über Liebe und Vergangenheit. Der 20-jährige Axl will in London seinen Vater finden, den er seit seiner Kindheit nicht mehr gesehen hat. Axl findet heraus, dass sein Vater Wohnungsmakler ist und inzwischen eine neue Familie hat. Er entschließt sich kurzerhand als wohnungssuchender Student auszugeben, um seinen Vater etwas näher kennen zu lernen. Für Axl beginnt eine gedankliche Reise in die Vergangenheit, anhand derer er in der Gegenwart reift. In dem besetzen Haus, in dem Axl wohnt, lebt auch Vera. Ihre Vergangenheit, ihren Liebeskummer will Vera am liebsten vergessen. Sie stürzt sich in eine anonyme Affäre mit einem Fremden, was aber zu einem Problem wird, als sie sich in den Mann verliebt.

Ein Junge sucht seinen Vater, ein Mädchen sucht die Liebe. Dazu Britpop und romantisch-schöne Bilder. Das war hübsch anzusehen. Bin in den Film gegangen, aufgrund einer Empfehlung, die jemand getwittert hatte. Ist ein schöner Jugendfilm, aber ich hatte wohl nach der Empfehlung etwas mehr erwartet.
 




:::: gesehen am 7.2.2009 im Arsenal

Österreich 1976 - Regie: John Cook - Darsteller: John Cook, Helmut Boselmann, Eva Grimm, Hilde Pilz, Michael Pilz - Sektion: Forum



Ein Tagebuchfilm aus der Wiener Bohème von 1976. Der Modefotograf John (John Cook) ist von seiner Freundin verlassen worden und will den mit ihr begonnenen Film nun mit Freunden zu Ende bringen. So beginnen er und sein bester Freund die entstandenen Super8-Aufnahmen gemeinsam anzusehen. Im Off kommentieren sie die filmischen Fragmente. Das unterfangen, den Film zu Ende zu bringen gestaltet sich jedoch nicht allzu leicht, schlagen einem doch das Leben, die Arbeit, das Bier, einfach der gesamte Sommer ins Ruder. Ein langsamer Sommer in der Stadt mit Ausflügen aufs Land, Affären, Beziehungen, Freundschaften, Neben- und Hauptsachen, deren Gewichtungen sich verschieben.

Das schöne an diesem Film ist seine fußgängerische Ausstrahlung. Entstanden in einer Zeit, in der man mit Freunden noch nicht immer nur kontinuierlich konsumiert hat, wenn man sich traf, sondern vor allem auch viel Zeit mit gemeinsamen Schlendrian, Chillen oder Abhängen verbracht hat, vermittelt der Filme eine Form von Müßiggang, die der heutigen Digitalen Bohème vielleicht etwas verloren gegangen ist. Die Wertschätzung der vergehenden Zeit und die Schaffung von Kreativität aus sich selbst heraus. Eine ähnliche Stimmung vermitteln etwa auch Werke der Münchener Filmleute aus der selben Zeit.

Der Berlinale-Text zum Film fasst es sehr schön zusammen:
Cooks erster abendfüllender, teils autobiografischer Film besitzt mit seiner lässigen Unaufdringlichkeit einen Tonfall zwischen erfindendem und dokumentierendem Blick, der an die Filme von Jean Eustache erinnert. Ganz gelassen erfasst Cook die Präsenz der vorübergehenden Zustände, den trägen Sommer in der Stadt, die ziellos streunenden Freunde. In seiner simplen „privaten“ Form präzisiert Langsamer Sommer eine filmisch-erzählerische Haltung, deren Melancholie dem Vergangenen nie das Beiläufige und Wunderbare seiner einstigen Erscheinung nimmt. (Quelle: Berlinale Programm)
 




Herzlich willkommen auf meinem Blog.

Ich möchte mich ein wenig ironisch distanzieren von diesem Artikel auf dw-world.de von Daniel Müller, der der Meinung ist, diese Filmbesprechung von mir sei belanglos. Ein solcher Artikel über Weblogs, die von der Berlinale berichten, ist belanglos schlecht recherchiert, wenn er bloß drei Blogs nennt. Ich finde es etwas mühsam, hier den Diskurs Journalismus vs. Weblogs zu eröffnen, und ich finde der Kollege von dw-world.de reitet da auch auf einem ziemlich abgehalftertem Pferd, wenn er den eigenen Lesern im Jahre 2009 immer noch den Unterschied zwischen Weblogs und sogenannten Qualitätsmedien erklären möchte. Ich persönlich würde mich da als Leser nicht ganz ernst genommen fühlen.

Zum Glück haben Sie hier die Möglichkeit, keinen professionellen Journalisten bei der Arbeit mitlesen zu müssen, sondern dürfen sich an reiner Subjektivität freuen, mit der ich in meinem Filmtagebuch Eindrücke von Filmen festhalte. Das passiert gern auch mal flüchtig um 3:10 morgens und kann sich dann etwas flapsig anhören, das möge man verzeihen, das ist der Sinn der Sache.

Wo wir aber gerade beim Thema Qualitätsjournalismus sind. Urheberrechtlich ganz lupenrein ist es meiner Meinung übrigens nicht, dass die Deutsche Welle auf ihrem Twitter-Stream zur Berlinale alles unter ihrem Markennamen veröffentlicht, was in der Nähe von 15 Kilometern rund um die Berlinale das Wort "Berlinale" twittert. Da sollte doch zumindest eine Art Einverständniserklärung von diesen twitternden Berichterstattern eingeholt werden. Wird es aber nicht. Ich denke, ich frag da mal an, ob ich der Deutschen Welle meine diesbezüglichen Tweets in Rechnung stellen darf.
 




:::: gesehen am 6.2.2009 im Cinemaxx

USA 2009 - Regie: Matthew Hysell - Darsteller: Najarra Townsend, Cory Knauf - Sektion: Forum



Jim und Marin begegnen sich in einer psychiatrischen Einrichtung für Jugendliche in Los Angeles. Jim flieht aus der Anstalt. Marins Suche unter der in seiner Patientenakte angegebenen Adresse führt sie zunächst zu dessen angeblichen Brüdern. Jim findet sie in einem leer stehenden Motel wieder. Gemeinsam ziehen Marin und Jim in einer verwaist wirkenden Stadtlandschaft von einem verlassenen Gebäude zum nächsten. Auf der Suche nach der eigenen Vergangenheit. Oder auf der Flucht vor ihr. Ein Film über Verdrängung und Erinnerung, Vergangenheit und mögliche Neuanfänge, über Identität und die Suche von jugendlichen Außenseitern nach ihrem Platz. Atmosphärisch in Szene gesetzt wie ein Tagtraum: das eigentümliche Rauschen, das nicht allein den Verkehr der Schnellstraßen wiedergibt, eine Kamera, die sich die Zeit nimmt, sich für einen Vogel zu interessieren, oder für Baumkronen im Gegenlicht.

Ich hab meine Probleme mit dem Film, denn das sah mir doch zunächst alles noch zu sehr nach Filmseminar aus. Okay, ist halt aktueller amerikanischer Independentfilm, da ist das ja gern etwas ungeschliffen alles noch. Das Oszillieren zwischen unterschiedlichen Realitäten und Wahrnehmungsebenen mag man als gelungen bezeichnen. Kann aber auch versehentlich Ergebnis von zu viel atmosphärischem Gewurschtel in Kamera und Schnitt sein. Bin mir nicht sicher, das Gespräch mit dem Filmemacher im Anschluss hatte durchaus die Tiefe und Reflexion, die ich oft bei jungen Filmemachern misse, die solche Themen auf diese Art und Weise behandeln. Kann also sein, dass das durchaus alles Hand und Fuß hatte. Kann aber auch sein, dass das nur sehr gut gequirlter Quark war. Wie gesagt, bin mir nicht ganz einig: einerseits gut und interessant genug, um nicht genervt zu sein, andererseits aber auch - hmhm - eine recht einfache Bildsprache und ein Schauspiel-Gezippel. Viele Einstellungen erinnerten mich an recht naive Fotos, die ich mit 17 Jahren gemacht habe. Der Hauptdarsteller, ach. Vielleicht muss man dafür aber auch einfach jung sein, auf emotionalem Identitätsfindungstrip mit sich und der Welt? Filme, die ich mit Anfang 20 gut fand, mit Anfang 30 noch mal zu sehen, hat ja auch so seine gewissen Erkenntnisse.
 





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Zurück von Berlinale, über Filme schreiben.


 




:::: gesehen am 6.2.2009 im Zoo-Palast

Norwegen 2008 - Regie: Rune Denstad Langlo - Darsteller: Anders Baasmo Christiansen, Marte Aunemo, Lars Olsen, Mads Sjogard Pettersen, Astrid Solhaug, Kyrre Hellum - Sektion: Panorama Special



Um es gleich vorne weg zu sagen: Sehr schöner, nordisch-melancholischer Film. Ich war zu Tränen gerührt.

Ein ehemaliger Skiläufer arbeitet nach einem Nervenzusammenbruch als Liftwärter. Ist natürlich nichts für ihn. Er ist frustriert und will da weg. Eines Morgens steht ein alter Freund vor seiner Tür und teilt ihm mit, dass er Vater eines Kindes ist, das im Norden des Landes lebt. Der frische Vater macht sich auf den langen Weg zu seinem Sohn, auf so einem Jetski-Schneemobil-Ding und einem fünf Liter Kanister Schnaps als einzigen Proviant. Unterwegs trifft er auf unterschiedliche Leute, die ihn jeweils ein wenig in seine Realität zurückholen, denen er aber selber ebenso auf ihrem Weg hilft. Das ist alles sehr menschlich, aber nicht kitschig, sondern kühl, zurückgenommen, wortkarg und mit liebevollem Humor, wie man das von einem norwegischen Film erwartet. Es geht um das Reifen an einer Reise zur Familie. Wer etwas mit David Lynchs Rasenmäherfilm "The Straight Story" anfangen konnte, wird auch diesen Film mögen.
 




:::: gesehen am 6.2.2009 im Cinestar

USA 2009 - Regie: Mike Bonanno, Andy Bichlbaum, Kurt Engfehr - Sektion: Panorama Dokumente



"Doku über die Aktionen der Yes Men, einer Gruppe von Aktivisten, die sich mit satirischem Witz als Vertreter der Welthandlsorganisation WTO ausgeben und auf Konferenzen in der ganzen Welt auftreten, wo sie die Teilnehmer mit überraschenden Ansichten konfrontieren. Sehr witzig teilweise."

Das hab ich vor ziemlich genau fünf Jahren geschrieben, als ich den ersten Film "THE YES MEN" auf der Berlinale gesehen hatte. Filmisch und konzeptionell hat sich nicht viel getan in der Arbeit der Yes Men. Die geben sich immer noch als Repräsentaten von Firmen oder politischen Funktionsträgern aus und machen Schabernack. Trotzdem gut und sympathisch. Denn sie richten Schaden an und sind sozusagen Reallife-Haker. Ich finde die Schubladenlosigkeit interessant, ist es Kunstperformance, ist es Satire, ist es politischer Aktionismus ... Das kann man sich alles ganz gut ansehen auf die typische amerikanische Investigativ-Dokustilmachart. Aber richtig unter die Haut geht das auch nicht, ist halt Polemik.

Kurz noch der Text aus dem Berlinalekatalog, für jene, die bisschen mehr noch wissen möchten zum Film:
Sie ist wieder da, die Spaßguerilla, die nicht nur im World Wide Web regelmäßig ihre Spuren hinterlässt. Nachdem die „Yes Men“ in dem gleichnamigen Film, der 2004 in der Sektion Panorama der Berlinale präsentiert wurde, in einer waghalsigen Hochstapler-Aktion die Welthandelsorganisation WTO vorführten und da mit einen beträchtlichen Wirbel auslösten, haben sich die Politaktivisten in ein neues Undercoverabenteuer gestürzt. Die ganze Freiheit des freien Marktes ist diesmal ihr Thema, und Konzerne wie Exxon oder Halliburton sind ihre willigen Opfer. So perfekt ihre Maske als Vertreter dieser Big Player auch ist, so gnadenlos nutzen sie ihre Verkleidung, um das Netzwerk aus Lobbying, Kumpanei und schlichter Korruption kenntlich zu machen, mit dessen Hilfe hier die ganz großen Geschäfte eingefädelt werden. Im trauten Kreis drehen Bichlbaum, Bonanno und Engfehr kräftig auf, und ihre vermeintlichen Kollegen lassen sich in ihren Entgegnungen nicht lumpen. Dabei sind die Einwürfe der Fake-Manager bei diesen Meetings von krachender Einfalt. Ihre Statements sind entlarvende Parodien auf kaum vorstellbare Zustände in Vorstandsetagen und elitären Think Tanks. Am Ende schaffen es Bichlbaum, Bonanno und Engfehr unter an derem bis in einen trauten Kreis aus 1.000 Bauunternehmern, die mit dem Bürgermeister von New Orleans die Zukunft für die von Hurrikan „Katrina“ verwüsteten Stadtteile beraten. So unterhaltend wie in THE YES MEN FIX THE WORLD waren investigative Recherchen noch nie. Andy Bichlbaum: „Anwälte kämpfen vor Gericht, Gewerkschaftler in der Arbeitswelt, wir können eben das hier. Für eine Veränderung des Systems ist das, was wir tun, allerdings weit weniger wichtig als richtige politische Arbeit. Doch es ist immerhin etwas.“ (Quelle: Berlinalekatalog)

Bin erstes Mal genervt gewesen, heute von drängelnden wie ignoranten Provinz-Cineasten, die das Prinzip der Schlange und von Wartenummern nicht raffen und denken, sie seien das Zentrum der Welt. Drängeln könnt ihr in Euren eigenen Kinos, in Berlin verhaltet ihr euch bitte kollegial und weltoffen.
 




::: gesehen am 6.2.2009 im Cinestar

Schweden 2008 - Regie: Måns Månsson - Sektion: Forum



Dokumentation im grobkörnigen Schwarzweiss im Stile des Cinéma vérité über den Gouverneur der schwedischen Provinz Uppsala, Anders Björck. Filmisch plätschert das alles sehr belanglos vor sich hin, kopiert einen dokumentarischen Stil, ohne aber bildliche Tiefe zu entwickeln. Das Direct Cinema, oder Cinéma vérité oder wie auch sonst sich die dokumentarische Formen nennen, mit tragbaren, kleinen 16mm-Kameras die Welt filmisch zu entdecken, lebte davon, dass das Reale im zufälligen Moment ertappt wurde, dass die entfesselte Kamera "Wirklichkeit" neu definierte.

Hier werden aber zumeist lediglich recht statische Aufnahmen der symbolisch-representativen Politikarbeit eines alternden Politikers gezeigt, ohne dass aber an irgendeiner Oberfläche gekratzt wird. Es gibt einige gute, humorvolle Momente, aber der Backstage-Bereich des Profipolitikers, der mit Kameras umzugehen weiss und sich seiner Wirkung in jeglicher Situation bewusst ist, wird nicht betreten. Auch wurden einem im Programmheft des Forums raffinierten Ton-Montage versprochen. Nichts da, da hat jemand irgendwie nicht aufgepasst, von den Kollegen. Es ist eines der alltäglichsten Stilmittel, ein Bild mit einem im anderen Zusammenhang entstandenen Ton zu überlagern (wie hier etwa die vollkommen verrückte Montage der Tonaufnahme eines Radiointerviews mit dem Politiker, während er dabei im Flugzeug sitzend und lesend zu sehen ist. Crazy!)

Was mich aber doch interessiert hat an dem Film: Die Beobachtung der Arbeit von alternden Männern, sei es Mehdron, der Pabst oder hier jetzt dieser alte Schwede. Alles Leuten, die vermutlich E-Mails ausdrucken (lassen) und die ihre Arbeit handschriftlich, per Telefon und vor allem gemächlich eins nach dem anderen erledigen. Die Demokratie und ihr amtlicher Vertreter sehen in dieser Spielart ziemlich altmodisch aus – und mitunter auch komisch.
 




:::: gesehen am 5.2.2009 im Cinemaxx

Frankreich 2008 - Regie: Rie Rasmussen - Darsteller: Rie Rasmussen, Nikola Djuricko, Nick Corey, Vojin Cetkovic, Hiam Abbass, Said Amadis - Sektion: Panorama



Zur Eröffnung der Berlinale gestern in diesem Panoramafilm gewesen, war ja auch noch nicht so viel Auswahl. Ich fand den Film recht packend, teilweise gut, teilweise etwas maneriert. Es wird die Geschichte um das Mädchen Adria erzählt. Sie ist halb Serbin, halb Albanerin. Zum einen spielt der Film in der Vergangenheit, zur Zeit der schlimmsten Kämpfe im damals noch unumstritten serbischen Kosovo, zum anderen in der Gegenwart in Marseille. In ihrer Gegenwart in Frankreich lebt die junge Frau als illegale Einwanderin. Sie lernt einen jungen Amerikaner kennen, merkwürdige Liebesgeschichte, sehr überhöhte Sehnsuchtsinszenierungen. Flashbacks lassen uns immer wieder zurück an ihre Vergangenheit teilhaben. Schreckliche Greueltaten im Krieg, Luftangriffe auf Belgrad und die europäische Unterwelt spielen darin ebenso eine Rolle wie spontanes Verlangen, aus dem sich echte Liebe entwickeln könnte.

Es geht um die Identität einer weiblichen Hauptfigur, deren Sehnsucht nach romantischer Liebe innerhalb eines Kriegsszenarios besteht. Als „ein Produkt imaginärer Grenzen sinnlos gewordener Staaten“ sucht Adria ihr seelisches Gleichgewicht – und ihre Identität als Mensch und Frau, während sie zugleich doch in einem von Gewalt geprägten, vorwiegend von Männern aufrechterhaltenen Zoo gefangengehalten und ausgebildet wird. Es ist nicht ihr Spiel – aber sie lernt es gut.

Insgesamt alles packend und recht sexy (manchmal bissle oversexed) in Szene gesetzt. Was zunächst etwas abschreckt ist eine sich durchziehende Überhöhung der Geschehnisse. Kein stilistischer Realismus, sondern die Bemühung, große Kinobilder zu bauen. Auch der junge Amerikaner scheint mir etwas zu excited verkörpert, genau wie die sehnsuchtsvoll bis lüsternen Blicke der Hauptfigur, die sich durch den ganzen Film ziehen. Aber solch kleinen äusserlichen Macken tun dem packenden Gesamteindruck dieses recht harschen Films keine Harm.

Ansonsten: Die zur Verfügung stehenden Taxis am Potsdamer Platz standen um halb drei noch bis zur Staatsbibliothek. Wird eine rauschende Eröffnung gewesen sein.
 





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Mit Achim an der Friedrichstrasse nach der Berlinale Eroeffnung und der Sache im Scala noch eine Wurst gegessen.

- Taken at 1:52 AM on February 06, 2009 - cameraphone upload by ShoZu


 




Kleiner Test, ob die Handyeinstellungen f?r mobiles Bloggen eigentlich noch passen. Sitze im Kino. Gleich beginnt mein erster Film auf der diesj?hrigen Berlinale. Bin mit etwas Charme noch reingelassen worden. Wird ein gutes Jahr. Schon zwei Bekannte eben im Foyer getroffen.
 





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Heute Nachmittag im Fahrstuhl, Potsdamer Platz Arcarden, kurz nachdem ich die Berlinaleakkreditierung abgeholt hatte. Mit Kind (im Wagen).


 




1 von 365

Ich habe mich entschlossen, ab heute (gastronomisch gesehen also gestern/vorgestern?) täglich ein Foto von mir zu posten. Das geschieht auf ipernity, flickr und selbstverständlich auf twitpic. Und wie aus Zauberhand wird das auch in diesem Blog landen, hält es doch alle das zusammen edit 6.2.09: Vielleicht auch nicht. Fühlt sich gerade komisch an, das auch hier ins Blog zu tunneln. Evtl. reichen auch die genannten Fotoplattformen für die Nabelschau. Mal sehen.

Die Idee, 365 Tage jeden Tag ein Foto von sich zu machen (und das online zustellen), ist natürlich nicht neu. Ich bin jetzt zu faul, da mal was für Euch zusammen zu googlen, man kennt das. Aber das ist so eine Sache, die macht man nicht mal eben einfach so. Muss man sich echt mal vornehmen. Und es hat mehr mit Nabelschau und Ich-Findung zu tun, als das ich es als Kunst bezeichnen würde, glaube ich. Ganz unreflektiert soll das allerdings nicht passieren (wie könnte es bei mir auch anders sein). Weiter unten versuche ich mir auch noch darüber ein wenig klar zu werden, warum ich so'n Quatsch mache.

Zunächst aber ein kleines Reglement (denn das muss ja alles geregelt sein!)

1. Zeitpunkt der Aufnahme:
Meine spontane Idee gestern ging davon aus, dass jede Nacht um 2h ein neues Foto von mir zu sehen sei, 365 Tage lang. Vollkommen unklar also, wann das "neue Foto" entsteht. Am Tag irgendwann oder direkt kurz vor dem Posting? Verlockend wäre ja live. Aber ich hab heute hin und her überlegt und bin da zu keiner Lösung gekommen. Manchmal gibt es mich auch nicht um 2h Nachts. Schön wäre, einen immer gleichen Zeitpunkt zu finden für diese Serie. Damit das auch seriös wird und nicht nur so kreatives Rumgedaddel. Andererseits sitz man ja auch immer viel am Computer und naja, immer nur Vorm-Computer-Rumsitz-Bilder? Ich denke, man wird sehen. Das Foto sollte von dem Tag sein, den ich mit dem Posting sozusagen abschließe. Im Idealfall sollte das Foto zeitnah zum Posting sein, muss aber nicht, wenn ich denke, das sei langweilig und ein Bild von 16:34h wäre z.B. viel interessanter. Es wird aber meistens Nachts sein, oder man wird sehen (siehe dazu auch Punkt 2)

2. Zeitpunkt des Postings
Immer um 2 Uhr wird wohl ziemlich unrealistisch sein. Daher möchte ich versuchen, das als Zeitspanne zu verstehen. Sagen wir mal zwischen 0h und 3h. Im Idealfall so ungefähr 2h. Oder 1h. Um die Uhrzeit verstopft man mit solchem Quatsch auch keine wertvollen Datenleitungen (die andere tagsüber vielleicht benötigen, um die Welt zu retten oder zu erobern) und das ist für mich persönlich eine okay Zeit, wo ich meistens den Tag abschließe, oder sonst auch irgendwie noch unterwegs bin und es noch hinbekomme, aus irgendeiner Bar oder sonstwie was ins Internet zu tun. Und ich glaube an die Wahrheit der Nacht! Falls aus unerfindlichen Gründen das alles mal nicht zwischen 0h und 3h stattfinden kann, dann bin ich entweder tot, hab keinen Bock mehr drauf, oder es wird dann irgendwann im Laufe des folgenden Tages oder so (zwingend mit Begründung) nachgeholt.

3. Kamera
Alles, was halt gerade zur Hand ist.

4. Serialität
Es gibt diesen Film - Smoke - wo Harvey Keitel jeden Tag ein Foto aus seinem Tabakladen macht. Das fand ich seitdem immer interessant. Das alltägliche in Serie, die Aneinanderreihung von scheinbar Belanglosem. Serielle Fotographie überhaupt, ein ganz toller Spielplatz. Ich bin aber nicht konsequent genug, immer zur selben Tageszeit, den selben Bildausschnitt von irgendwas zu fotografieren. Kann sein, dass ich das mal über eine gewisse Zeit während der 365 Tage probiere, man wird sehen. Es gibt in der empirischen Soziologie zwei Weltbilder: Quantität und Qualität. Ich glaube eher an letzteres.

Warum? Warum ich?

Frag ich mich momentan auch noch. Hat aber unklare Gründe:

# Gestern ist unsere Tochter ein Jahr alt geworden. Das letzte Jahr scheint mir sehr, sehr schnell vergangen zu sein. Vielleicht ist dies 365-Tage-Ding nur ein verzweifelter Versuch, die Zeit zu fangen, den emotionalen Zeitpunkt, bis sie 18 ist und auszieht, heraus zu zögern. Vielleicht lebt man mit so einem täglichen Bild etwas bewusster? Vielleicht ist man aber nur der Erinnerung verfallen und kann die Gegenwart nicht leben? Ist jeder Tag wert, erinnert zu werden? Ist man zu vergesslich?

# Viele Leute schreiben Dinge ins Internet. Viele Leute fotografieren sich und stellen das ins Internet. Das hat immer mit einer Form von Ich-Findung zu tun. Mit fällt das mit der Veröffentlichung von eigenen Bildern bislang noch sehr schwer. Ich sehe mich nicht gern auf Fotographien. Mein geistiges Bild von mir entspricht nicht dem, was da abgebildet wird. Dies Projekt könnte ein Versuch sein, sich der eigenen Bildwirkung bewusster zu werden.

# Ich bin da auf so ein Weblog gestoßen, mit merkwürdigen Porträts: Sexy People - a celebration of the perfect portrait. Vielleicht findet sich ja in den 365 Tagen auch von mir zufällig das perfekte Porträt. Kann ja sein. Für Bewerbungen und so Internet-Dings.

# Wo jetzt die beiden zur Zeit wichtigsten Player mit Computer und Internet und so (Google & Apple) Gesichtserkennungs-Dings in ihre Software eingebaut haben, muss man als pflichtbewusster Netizen die Maschinerie natürlich mit verwertbaren Material füttern. Meine Bilder gehören mir. Es wird sich über die kommenden Jahre nicht vermeiden lassen, dass Bilder von einem im Internet oder in Überwachungsnetzen kursieren. Daran wird man sich gewöhnen müssen. Man kann aber den Strom des Bildmaterials kontrollieren. Ich habe lieber von mir selber in Szene gesetzte Bilder im Internet, als irgendwelche Partyfotos auf Facebook, die ich nicht authorisiert habe. Ebenso scheint mir es eine gute Taktik gegen Überwachung zu sein, ein Rauschen zu produzieren. Denn wenn sofort genug Material über einen zu finden ist, dann kann der Herr Spion sich schnell sein Dossier zusammen copy&pasten und sich dann seinen Hobbies widmen. Anders, wenn nichts über einen zu finden wäre, das erst weckt den Schnüfflergeist. Nur so eine Vermutung von mir.

# Das Altern. In der bildlichen Serie wird vielleicht im Zeitraffer etwas sichtbar, was man sonst missen würde?

# hier füge ich vielleicht später noch Gründe nach.
 




Nur kurz. Staune gerade, was für eine Welle falsche Kriesen-PR mal wieder auslöst und wie schlank sich die Bahn da machen wird müssen, um da noch mit überhaupt einem Image wieder raus zu kommen. Bin gespannt wie die Abmahnung von netzpolitik.org ausgeht (und drücke natürlich Markus die Daumen).
 




Eben noch etwas zurückgeblättert in meinem iPhoto und auf eine Notizaufnahme vom 14.8.2004 gestoßen, die ich in einem Züricher Buchladen geknipst hatte, weil ich da einen Bildband von Andrew Phelps in der Hand hielt und mir aus dem Impressum seine Internetadresse raus fotografierte, um später noch mal zu schauen, was der sonst so macht. Jetzt ist nun also doch endlich später: andrew-phelps.com


 




near Neu Kladow, Berlin, Germany

Vor einem Jahr wurdest du da hinten rechts auf der anderen Seite des Ufers geboren. Wir sind glücklich, dass es dich gibt, dass du so liebenswürdig, lebhaft und gesund bist. Die Leute im Bus lächeln dich jetzt nicht mehr von alleine an. Du bist jetzt schon Kleinkind, nicht mehr Wurm. Das Leben als sozial-familäre Gemeinschaft hat weniger Änderungen mit sich gebracht, als ich befürchtet hatte. Gewisse Einschränkungen würde ich eher qualitativ als Konzentration bezeichnen.

So sah ich das vor einem Jahr (auf twitter).
 






TRISTESSE DELUXE

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