:::: gesehen am 6.2.2009 im Cinemaxx

USA 2009 - Regie: Matthew Hysell - Darsteller: Najarra Townsend, Cory Knauf - Sektion: Forum



Jim und Marin begegnen sich in einer psychiatrischen Einrichtung für Jugendliche in Los Angeles. Jim flieht aus der Anstalt. Marins Suche unter der in seiner Patientenakte angegebenen Adresse führt sie zunächst zu dessen angeblichen Brüdern. Jim findet sie in einem leer stehenden Motel wieder. Gemeinsam ziehen Marin und Jim in einer verwaist wirkenden Stadtlandschaft von einem verlassenen Gebäude zum nächsten. Auf der Suche nach der eigenen Vergangenheit. Oder auf der Flucht vor ihr. Ein Film über Verdrängung und Erinnerung, Vergangenheit und mögliche Neuanfänge, über Identität und die Suche von jugendlichen Außenseitern nach ihrem Platz. Atmosphärisch in Szene gesetzt wie ein Tagtraum: das eigentümliche Rauschen, das nicht allein den Verkehr der Schnellstraßen wiedergibt, eine Kamera, die sich die Zeit nimmt, sich für einen Vogel zu interessieren, oder für Baumkronen im Gegenlicht.

Ich hab meine Probleme mit dem Film, denn das sah mir doch zunächst alles noch zu sehr nach Filmseminar aus. Okay, ist halt aktueller amerikanischer Independentfilm, da ist das ja gern etwas ungeschliffen alles noch. Das Oszillieren zwischen unterschiedlichen Realitäten und Wahrnehmungsebenen mag man als gelungen bezeichnen. Kann aber auch versehentlich Ergebnis von zu viel atmosphärischem Gewurschtel in Kamera und Schnitt sein. Bin mir nicht sicher, das Gespräch mit dem Filmemacher im Anschluss hatte durchaus die Tiefe und Reflexion, die ich oft bei jungen Filmemachern misse, die solche Themen auf diese Art und Weise behandeln. Kann also sein, dass das durchaus alles Hand und Fuß hatte. Kann aber auch sein, dass das nur sehr gut gequirlter Quark war. Wie gesagt, bin mir nicht ganz einig: einerseits gut und interessant genug, um nicht genervt zu sein, andererseits aber auch - hmhm - eine recht einfache Bildsprache und ein Schauspiel-Gezippel. Viele Einstellungen erinnerten mich an recht naive Fotos, die ich mit 17 Jahren gemacht habe. Der Hauptdarsteller, ach. Vielleicht muss man dafür aber auch einfach jung sein, auf emotionalem Identitätsfindungstrip mit sich und der Welt? Filme, die ich mit Anfang 20 gut fand, mit Anfang 30 noch mal zu sehen, hat ja auch so seine gewissen Erkenntnisse.
 





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Zurück von Berlinale, über Filme schreiben.


 




:::: gesehen am 6.2.2009 im Zoo-Palast

Norwegen 2008 - Regie: Rune Denstad Langlo - Darsteller: Anders Baasmo Christiansen, Marte Aunemo, Lars Olsen, Mads Sjogard Pettersen, Astrid Solhaug, Kyrre Hellum - Sektion: Panorama Special



Um es gleich vorne weg zu sagen: Sehr schöner, nordisch-melancholischer Film. Ich war zu Tränen gerührt.

Ein ehemaliger Skiläufer arbeitet nach einem Nervenzusammenbruch als Liftwärter. Ist natürlich nichts für ihn. Er ist frustriert und will da weg. Eines Morgens steht ein alter Freund vor seiner Tür und teilt ihm mit, dass er Vater eines Kindes ist, das im Norden des Landes lebt. Der frische Vater macht sich auf den langen Weg zu seinem Sohn, auf so einem Jetski-Schneemobil-Ding und einem fünf Liter Kanister Schnaps als einzigen Proviant. Unterwegs trifft er auf unterschiedliche Leute, die ihn jeweils ein wenig in seine Realität zurückholen, denen er aber selber ebenso auf ihrem Weg hilft. Das ist alles sehr menschlich, aber nicht kitschig, sondern kühl, zurückgenommen, wortkarg und mit liebevollem Humor, wie man das von einem norwegischen Film erwartet. Es geht um das Reifen an einer Reise zur Familie. Wer etwas mit David Lynchs Rasenmäherfilm "The Straight Story" anfangen konnte, wird auch diesen Film mögen.
 




:::: gesehen am 6.2.2009 im Cinestar

USA 2009 - Regie: Mike Bonanno, Andy Bichlbaum, Kurt Engfehr - Sektion: Panorama Dokumente



"Doku über die Aktionen der Yes Men, einer Gruppe von Aktivisten, die sich mit satirischem Witz als Vertreter der Welthandlsorganisation WTO ausgeben und auf Konferenzen in der ganzen Welt auftreten, wo sie die Teilnehmer mit überraschenden Ansichten konfrontieren. Sehr witzig teilweise."

Das hab ich vor ziemlich genau fünf Jahren geschrieben, als ich den ersten Film "THE YES MEN" auf der Berlinale gesehen hatte. Filmisch und konzeptionell hat sich nicht viel getan in der Arbeit der Yes Men. Die geben sich immer noch als Repräsentaten von Firmen oder politischen Funktionsträgern aus und machen Schabernack. Trotzdem gut und sympathisch. Denn sie richten Schaden an und sind sozusagen Reallife-Haker. Ich finde die Schubladenlosigkeit interessant, ist es Kunstperformance, ist es Satire, ist es politischer Aktionismus ... Das kann man sich alles ganz gut ansehen auf die typische amerikanische Investigativ-Dokustilmachart. Aber richtig unter die Haut geht das auch nicht, ist halt Polemik.

Kurz noch der Text aus dem Berlinalekatalog, für jene, die bisschen mehr noch wissen möchten zum Film:
Sie ist wieder da, die Spaßguerilla, die nicht nur im World Wide Web regelmäßig ihre Spuren hinterlässt. Nachdem die „Yes Men“ in dem gleichnamigen Film, der 2004 in der Sektion Panorama der Berlinale präsentiert wurde, in einer waghalsigen Hochstapler-Aktion die Welthandelsorganisation WTO vorführten und da mit einen beträchtlichen Wirbel auslösten, haben sich die Politaktivisten in ein neues Undercoverabenteuer gestürzt. Die ganze Freiheit des freien Marktes ist diesmal ihr Thema, und Konzerne wie Exxon oder Halliburton sind ihre willigen Opfer. So perfekt ihre Maske als Vertreter dieser Big Player auch ist, so gnadenlos nutzen sie ihre Verkleidung, um das Netzwerk aus Lobbying, Kumpanei und schlichter Korruption kenntlich zu machen, mit dessen Hilfe hier die ganz großen Geschäfte eingefädelt werden. Im trauten Kreis drehen Bichlbaum, Bonanno und Engfehr kräftig auf, und ihre vermeintlichen Kollegen lassen sich in ihren Entgegnungen nicht lumpen. Dabei sind die Einwürfe der Fake-Manager bei diesen Meetings von krachender Einfalt. Ihre Statements sind entlarvende Parodien auf kaum vorstellbare Zustände in Vorstandsetagen und elitären Think Tanks. Am Ende schaffen es Bichlbaum, Bonanno und Engfehr unter an derem bis in einen trauten Kreis aus 1.000 Bauunternehmern, die mit dem Bürgermeister von New Orleans die Zukunft für die von Hurrikan „Katrina“ verwüsteten Stadtteile beraten. So unterhaltend wie in THE YES MEN FIX THE WORLD waren investigative Recherchen noch nie. Andy Bichlbaum: „Anwälte kämpfen vor Gericht, Gewerkschaftler in der Arbeitswelt, wir können eben das hier. Für eine Veränderung des Systems ist das, was wir tun, allerdings weit weniger wichtig als richtige politische Arbeit. Doch es ist immerhin etwas.“ (Quelle: Berlinalekatalog)

Bin erstes Mal genervt gewesen, heute von drängelnden wie ignoranten Provinz-Cineasten, die das Prinzip der Schlange und von Wartenummern nicht raffen und denken, sie seien das Zentrum der Welt. Drängeln könnt ihr in Euren eigenen Kinos, in Berlin verhaltet ihr euch bitte kollegial und weltoffen.
 








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