:::: gesehen am 14.2.2009 im Cinestar

USA, 1960/61 - Regie: Robert Wise, Jerome Robbins - Darsteller: Natalie Wood, Richard Beymer, George Chakiris - Sektion: Retrospektive



Mein letzter Film auf der diesjährigen Berlinale war dann also dieser hier aus der Retrospektive, eine saubere, neue, rekonstruierte 70mm-Kopie. Ich dachte eigentlich, den Film schon mal auf Video gesehen zu haben. So leicht täuscht man sich. Da hab ich doch Kino mit dem Erlebnis einer College-Musical-Inszenierung von "West Side Stroy" vor ziemlich genau 20 Jahren verwechselt. Was soll man sagen. Großes Kino wird im großen Kino nicht kleiner. Schön bunt. Schön, die einzelnen Nähte an Hemden zu sehen, oder die Texturen von Stoffen im Brautladen, oder Details im Mauerwerk. Der Dreck der Straße. Popkultur pur, amerikanische Identität. Michael Jackson sowieso. Satter Sound auch. Einige Plätze neben mir saß ein etwas nerviger, junger Mensch, der oft schief mitsingen oder sich unterhalten musste und bei der Balkonszene dann schließlich bemerkte, dass die Szene ja wohl bei "Romeo und Julia" geklaut sei. Dumpfbacke! Was soll da man machen?
 




:::: gesehen am 14.2.2009 im Zoo Palast

Deutschland, Frankreich, 2008 - Regie: Julie Delpy - Darsteller: Julie Delpy, William Hurt, Daniel Brühl - Sektion: Panorama Special



Ein Kostümfilm über Jugendwahn und das Altern, über Macht und Wahnsinn. Für mich eigentlich ein Film über den Mythos des Vampirismus. Wie entstehen derartige Legenden, welche Machtinteressen schüren solche Legenden und mit welchen populistischen Mechanismen. War okay Film, stellenweise schön grausig auch. Julie Delpy muss man da allerdings schon mögen.

Hierum geht's. Bin schon etwas zu müde zum Nacherzählen, daher aus dem Berlinale Programm:
Europa zu Beginn des 17. Jahrhunderts: Gräfin Erzebet Bathory gilt als mächtigste Frau im Land – schön, intelligent und nicht bereit zu akzeptieren, dass Männer in dieser Welt die Regeln nach Belieben manipulieren. Auf ei­nem Fest lernt sie den weitaus jüngeren Istvan kennen. Leidenschaftlich verlieben sich die beiden ineinander. Doch ihr Glück ist nur von kurzer Dauer: Istvans Vater Graf Thurzo zwingt seinen Sohn, den Kontakt zu Erzebet abzubrechen und beginnt ein intrigantes Spiel. Sein Plan geht auf: Erzebet vermutet eine Zurückweisung aufgrund des hohen Altersunterschiedes und erliegt, getrieben von Sehnsucht und Enttäuschung, der bizarren Idee, das Blut jungfräulicher Mädchen verhelfe ihr zu ewiger Jugend und Schönheit. Immer mehr junge Frauen werden daraufhin auf ihr Schloss gebracht. Erzebets wahnhaftes Verhalten steigert sich zusehends. Zu spät erkennt sie, dass sie das Opfer politischer Intrigen und Machtkämpfe wurde, an deren Spitze der Vater ihres Geliebten steht.

Die authentische Erzebet Bathory wurde 1560 in eine einflussreiche Grafenfamilie hineingeboren. Schon als Kind wurde sie mit einem ungarischen Grafen verheiratet, mit dem sie fünf Kinder hatte. Ihr Reichtum und der große Einfluss ihrer Familie begründen den Zweifel, der seit den 1980er Jahren am Prozess von 1610 aufkam, bei dem Diener unter Folter aussagten, ihre Herrin wäre für den Mord an über 150 Mädchen verantwortlich. Drei ihrer Diener wurden zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt, sie selbst bis zu ihrem Tod 1614 auf einer Burg eingekerkert. Im 19. Jahrhundert wurde ihre Geschichte zum Stoff zahlreicher literarischer Bearbeitungen.

 




:::: gesehen am 14.2.2009 im Friedrichstadtpalast

Deutschland, 2009 - Regie: Fatih Akin, Wolfgang Becker, Sylke Enders, Dominik Graf, Martin Gressmann, Christoph Hochhäusler, Romuald Karmakar, Nicolette Krebitz, Dani Levy, Angela Schanelec, Hans Steinbichler, Isabelle Stever, Tom Tykwer, Hans Weingartner - Sektion: Wettbewerb (außer Konkurrenz)



Omnibusfilm mit 13 kurzen Filmen unterschiedlicher deutscher Filmemacher zur Lage der Nation angelehnt an die Machart von "Deutschland im Herbst" (1978). Jeder der beteiligten Regisseure verfilmt eine persönliche Wahrnehmung und eigene Sicht auf das heutige Deutschland, abstrakt oder konkret, frei in der Wahl des Formats und des Inhalts. Die einzelnen Beiträge konnten Kurzspielfilme, Dokumentarfilme, essayistisch oder experimentell sein. Entstanden ist ein panoramenhaftes Gesamtbild, dass Raum für komplexe und vielschichtige Interpretationen freimacht. Ich fand's tendenziell sehr gut, wenn auch teilweise etwas arg politisiert wird. Gut, dass keine Kopie von "Deutschland im Herbst" entstanden ist, sondern tatsächlich etwas mit Aktualitätsbezug.

Erster Tag (Angela Schanelec)
Epilog - hab ich nicht von Anfang gesehen, weil erst nach Filmstart noch von einem netten Mitarbeiter des Friedrichstadtpalastes als Nachrücker reingelassen worden. War aber was mit nebeliger Landschaft am Morgen.

Joshua (Dany Levy)
Recht klamottiges Kurzstück über ein Deutsches Psychopharmaka, dass Deutschland im rechten Licht erscheinen lässt.

Der Name Murrat Kurnaz (Fatih Akin)
Nachstellung des Interviews mit Murrat Kurnaz, das am 22.10.2008 auf sueddeutsche.de veröffentlicht wurde.

Die Unvollendete (Nicolette Krebitz)
Zum neuen Feminismus. Eine Jugendliche trifft in einem imaginären Raum Susan Sontag und Ulrike Meinhof zum Zwiegespräch, um festzustellen, dass die Theorien der Vorbilder verblassen und nicht mehr auf die eigene Zeit und das eigene Selbstverständnis als Frau anwendbar sind. Es bleibt eine Unvollendete, ein unvollendeter Feminismus.

Schieflage (Sylke Enders)
Erfolgreiche TV-Reporterin und Mutter macht Boulevard-Stück über Suppenküche für arme Kinder. Dabei muss sie feststellen, dass ihre Schubladen und medialen Erklärungsmuster nicht so einfach greifen.

Den Weg, den wir nicht zusammen gehen (Dominik Graf)
Sehr schöner Filmessay über Architektur, Geschichte und Identität. Warum werden alte Wohnhäuser - die letzten lebendigen Zeugen deutscher Geschichte - abgerissen? Symbolisieren die Neubauten der heutigen Zeit eine Tranzparenz, die in Wirklichkeit die totale Überwachung bedeutet? Die Macht und das Mauerwerk.

Fraktur (Hans Steinbichler)
Kurzspielfilm über Layout-Update der F.A.Z. - und ein Putsch der Chefredaktion.

Eine demokratische Gesprächsrunde zu festgelegten Zeiten (Isabelle Stever)
Dokumentation einer Schulklasse beim wöchentlichen Besprechen und demokratischen Lösen von Problemen. Die Kinder sollen dabei Demokratie lernen. Der Zuschauer sieht aber, dass die Demokratie von einer Staatsmacht (die Lehrerin) gesteuert wird, denn das worauf sich die Kinder demokratisch einigen, ist nicht mit der übergeordneten Zielen der Pädagogik vereinbar. Kontrollierte Demokratie. Die Illusion von Volksentscheidungen.

Gefährder (Hans Weingartner)
Fiktionalisierte Darstellung der Sache aus dem letzten Jahr mit dem Sozialwissenschaftler, der wegen seiner Forschungen zur urbanen Gentrifizierung als Terrorismusverdächtigter in Untersuchunghaft kam. In seinem Umfeld wurden ca. 4000 weitere Personen beschattet, Daten flossen in Terrorismusdatei ein. Inszenierung von Terrorgefahren zum Zweck der Überwachung unter dem Deckmantel der Prävention.

Feierlich reist (Tom Tykwer)
Globalisierung und Identität am Beispiel eines Geschäftmannes.

Ramses (Roland Kamakar)
Porträt eines Sexbar-Besitzers, der, wenn er von den sexuellen Fetischen der Gäste in seiner Bar spricht, auch von der deutschen Seele berichtet.

Krankes Haus (Wolfgang Becker)
Ärgerlichster Teil des Gesamtwerks, weil bisschen arg aufgetragene Skurilität. In einem heruntergekommenen Krankenhaus werden Staaten am Leben gehalten, geflickt, ruhig gestellt. Etwas bemühte Parallelitäten zwischen Gesundheitssystem und Staatssystem.

Séance (Christoph Hochhäusler)
Ausblick - die Deutschen auf der Mondsiedlung wissen durch Gehirnwäsche nicht mehr was "Deutschland" heisst. Ausser eine, die das Wort in den Mondsand schreibt. "Deutschland" wird für die Mondsiedler zu einem neuen Begriff der inneren Sehnsucht.
 




:::: gesehen am 13.2.2009 in der Urania

USA, 2008 - Regie: Richard Loncraine - Darsteller: Renée Zellweger, Kevin Bacon, Logan Lerman, Mark Rendall - Sektion: Wettbewerb



Humorvoller wie romantischer Roadmovie in den 1950ern übers Erwachsenwerden und die Freiheit der Unabhängigkeit. Renée Zellweger ertappt ihren Ehemann (einen Holadrio aus der Welt der Populärmusik) beim Ehebruch und schnappt sich ihre beiden Söhne, setzt sie in einen neuen, himmelblauen Cadillac und fährt mit ihnen von Stadt zu Stadt auf der Suche nach Bargeld und einem neuen Ehemann und Ernährer. Dabei lernen sie und ihre Söhne schließlich, dass sie den gesuchten "One and Only" gar nicht brauchen, weil sie gelernt haben, für sich selbst zu sorgen. Nicht uninteressant die unterschiedlichen Männer- und Vatertypen auf den unterschiedlichen Stationen. Nette Unterhaltung.
 




:::: gesehen am 13.2.2009 im Delphi

Deutschland, 2009 - Regie: Hans-Christian Schmid - Sektion: Forum



Hans-Christian Schmid folgt in seinem neuestem Film dem Weg der schmutzigen Wäsche Berliner Nobelhotels und gibt einen Einblick in die Familien und Lebensverhältnisse der Waschfrauen in Polen. Solide Dokumentation, Kamera dicht dran am Dargestellten. Keine platte Zur-Schau-Stellung, keine übertriebene Wertung. "Die wundersame Welt der Waschkraft" zeigt Frauen und ihre Familien, die inmitten globalisierter Arbeitsverhältnisse und tagtäglicher Schufterei für ihr persönliches Stückchen Glück kämpfen.

Während des Film oft auf mich selbst zurückgeworfen gefühlt: Meine Glückssuche, meine Wünsche an Arbeit, ...
 




:::: gesehen am 13.2.2009 in der Urania

Griechenland, Italien, Deutschland, Russische Föderation, 2008 - Regie: Theo Angelopoulos - Darsteller: Willem Dafoe, Bruno Ganz, Michel Piccoli, Irene Jacob - Sektion: Wettbewerb (außer Konkurrenz)



Obwohl es selbstverständlich klar ist, dass man für Theo Angelopoulos ausgeschlafen sein muss, bin ich in den ersten 10 Minuten des Films eingedöst und erst im letzten Viertel, oder so, wieder aufgewacht. Es ist eines dieser immer wieder offenbaren Probleme der alten Herren des europäischen Autorenkinos, dass ihre Filme im Alter gerne arg kopflastig, artifiziell und gern selbstreferenziell werden. Das war alles so gekünstelt, das Schauspiel so steif, theaterhaft, große Geste. Sicherlich Superfilm, wenn man Angelopoulos-Fan ist, auch schön vernebelt immer wieder, aber echt wohl mal gar nichts für mich zu diesem Zeitpunkt.

Auch recht viel gewollt, alleine schon der Inhalt:
Im zweiten Teil des historischen Panoramas von Theo Angelopoulos macht sich A., ein Filmregisseur um die 50, an die Verfilmung des Lebens seiner Eltern Spyros und Eleni. Auf die Liebesgeschichte der beiden griechischen Emigranten haben die historischen Ereignisse immer wieder Einfluss genommen: Im Zweiten Weltkrieg voneinander getrennt, emigrierte Spyros in die USA, Eleni verschlug es infolge des Bürgerkriegs in Griechenland zusammen mit anderen politischen Exilanten in die Sowjetunion. Der Vietnamkrieg wiederum zwang A., nach Kanada zu fliehen, während der Fall der Berliner Mauer den Anfang einer neuen Ära in seinem Leben markierte.
Beide Zeitebenen sind im Film vielfach miteinander verwoben: Nach Stalins Tod reist Spyros unter falschem Namen heimlich nach Taschkent, doch er wird enttarnt, Eleni nach Sibirien verbannt. Dort trifft sie Jacob wieder, einen deutschen Juden aus Taschkent, der ihr bis 1974 – ihrer Ausreise nach New York – treu zur Seite steht. Jacob folgt ihr sogar nach Toronto, wo sie sich mit A. trifft, den Eleni einst von Jacobs Schwester aus Sibirien zu Spyros in die USA schmuggeln ließ.
Jahre später besuchen Eleni und Spyros, die sich zur Rückkehr in ihre Heimat Griechenland entschlossen haben, A. in Berlin, wo dieser inzwischen lebt – genau wie Jacob. Gemeinsam feiert man Silvester. Doch als A.s Tochter Eleni einen Selbstmordversuch unternimmt, von dem erst die Großmutter ihre Enkelin abbringen kann, nimmt der Abend einen fatalen Verlauf … (aus Berlinale Programm)

 








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