(Schlechte Erziehung), Spanien 2004. Buch & Regie: Pedro Almodóvar, mit: Gael García Bernal, Fele Martínez, Daniel Giménez-Cacho, Javie Cámara, Lluis Homar, Francisco Boira
Da stand ich nun mit meiner Verabredung im Foyer des Kinos, das auch keine Arbeit für mich hatte, und musste mich entscheiden. Der Wenders oder der Almodóvar? Die Entscheidung ist auf Almodóvar gefallen, im Nachhinein war mir wohl doch eher nach Wenders. An der Kasse gab es Ermäßigung für Arbeitssuchende. Eigentlich ein schöner Film. Ein ernster, ein trauriger Film, mit Humor, mit Obsessionen ohne Liebe, glaubwürdigen Figuren, Film im Film und farbenprächtig orpulent. Almodóvar verarbeitet eine katholisch geprägte Kindheit - Hass auf katholische Verlogenheit, Liebe am katholischen Brimborium - typisch. Ausserdem Film Noir Zitate, nicht ganz schlüssig. Vielleicht doch eher ein verkorstes Melodram? Ein Großteil des Films zog an mir vorbei, bis es gegen Ende mich doch noch hineinzog. Ab der Stelle, wo das Realbild der drogensüchtigen Transe hinzu kam und die Vergangenheits- und Fiktionsbilder von Klosterschülern und 80er Travestie ablöste. Und doch bis zum Schluss der Gedanke, "keine Ahnung, was ich damit anfangen soll. Ich protestantischer Hetero". Danach 3 Kritiken gelesen und immer noch nicht schlauer. Memo für mich: Demnächst für Almodóvar mal die passende Schublade finden.
AUS/USA 1993 - Regie: Stuart Gordon - mit: Christopher Lambert, Loryn Locklyn, Kurtwood Smith, Lincoln Kilpatrick, Clifton Gonzalez Gonzalez
Wegen Überbevölkerung und knappen Recourcen darf jede Frau nur ein Kind bekommen. Ein Paar hält sich nicht dran, kommt ins Hochsicherheitsgefängnis, wo sie sich durchboxen bis zur Flucht in die Freiheit. Verfilmung einer schweren, langen Geburt in einem Männergenre. Beginnt recht spannend, dann aber doch ziemlich viel Gefängnisfilm-Stereotypen. Merkwürdig dissonant wirkt die Technologiekritik für einen Film von 1993 (Cyborgs, Überwachung-Bestrafung im Panoptikum, künstliche Intelligenz, Träume/virtuelle Realität, alles in der Hand eines Großkonzerns - das ganze Paket halt).
USA 1997 - Regie: Paul Verhoeven - mit: Casper Van Dien, Denise Richards, Dina Meyer, Neil Patrick Harris, Jake Busey, Clancy Brown, Seth Gilliam, Patrick Muldoon, Michael Ironside, Matt Levin
Seinerzeit hatte ich den Film nicht im Kino gesehen, weil ich von den damaligen Kritiken den Eindruck bekommen hatte, der Film würde sich nicht lohnen und sei ein faschistoides Rumgeballere. Ist er auch, aber intelligent, wie mit der reaktionären Vorlage umgegangen wurde. Interessante Vermischung aus Militärverherrlichung und Militärkritik, die Spass macht. Wobei sich am Ende das Geballer doch etwas zieht.
Ein Videospiel, das sich hemmungslos am Krabbeltisch des Genrekinos bedient. Ganze Sequenzen sind beinahe buchstäblich aus Star Wars, Full Metal Jacket, Beverly Hills und alten Soldatenwestern entnommen. Überall schieben sich kantige Leni Riefenstahl Unterkiefer und Das-Weiße-im-Auge-des- Feindes-Blicke in die Leinwand. Verhoeven präsentiert das postmoderne Zitateraten allerdings nicht mit dem intellektuellen Bildungsgenuß der Coenbrüder, sondern mit diebischem Spaß am offenen Plagiat. Was die Eleganz der Kameraführung und Inszenierung angeht, übertrifft er nicht selten die Originale. Klischeehafter als das Klischee, das Prototypische von allem Nichtprototypischen befreit - Verhoevens Film beweist, daß blankes Entertainment auch ohne das Feigenblatt idiotisch menschelnder Probleme auskommt. Nicht jedoch ohne Propaganda. Damit enttarnt er Hollywood mit hollywoodeigenen Strategien und ist einem Produkt wie 'Independence Day' weit überlegen und subtiler als eine Parodie a la 'Mars Attacks'. ( aus: filmtext.com)
(The Spy who Came in from the Cold) - GB 1962 - Regie: Martin Ritt - mit: Richard Burton, Claire Bloom, Oskar Werner, Peter van Eyck, Rubert Davies, u.a.
Nach dem Durchforsten des Stellenmarkts habe ich mich einem meiner vorpupertären Berufszielen gewidmet. Britischer Spion lässt sich als Dopppelagent von Ost-Berlin anwerben, um den Chef des Ostberliner Geheimdienstes außer Gefecth zu setzen. Dabei gerät er in ein unüberschaubares Strategiespiel westlicher und östlicher Geheimndienste. Zunächst wird er scheinbar aus dem Geheimdienst entlassen und soll einen frustierten Alkoholiker spielen, nimmt einen Job in einer staubigen Bibliothek an, wo sich eine Liebesaffäre mit einer Bibliothekarin anbant, bis Ostberlin auf ihn aufmerksam wird und die Gewalt des Kalten Kriegs sich zwischen die Liebenden stellt. Nüchtern aber spannend inszeniert mit kritischen Tönen bezüglich der unmoralischen Methoden von Spionagediensten.
Dtl. 2004 - Buch& Regie: Oskar Roehler - mit: Moritz Bleibtreu, Herbert Knaup, Martin Weiß, Tom Schilling, Katja Riemann, u.a. - Start: 14.10.04
Drei Geschwister, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Hans-Jörg (Moritz Bleibtreu) ist Bibliothekar und seinen sexuellen Obsessionen verfallen - ein leidenschaftlicher Voyeur. Werner (Herbert Knaup), ein erfolgreicher Polit-Karrierist, der sich den Diffamierungen seines Sohnes (Tom Schilling) und der abflauenden Liebe seiner Frau ausgesetzt sieht. Und Agnes (Martin Weiß), die früher einmal ein Mann war und sich nun als Tänzerin durchs Nachtleben treiben lässt. Sie alle verbindet die Hassliebe auf den Mann, der ihr Leben entscheidend geprägt hat - ihr exzentrischer Vater. Eines Tages holt einer von ihnen zum großen Befreiungsschlag aus...
Mit radikaler Leidenschaft und voller Humor erzählt Regisseur Oskar Roehler (DIE UNBERÜHRBARE) eine Familiengeschichte über drei Geschwister und ihre Suche nach Liebe und Anerkennung. Großes, melodramatisches, deutsches Kino unserer Zeit. Eine Art GERMAN BEAUTY mit tragikomischen, absurden und realistischen Momenten, herausragend besetzt mit Moritz Bleibtreu, Herbert Knaup, Tom Schilling und der Neuentdeckung Martin Weiß als Agnes. (Pressetext)
(Originaltitel: Hafid), 2002 - Island, Frankreich, Norwegen - Buch & Regie: Baltasar Kormákur, Darsteller: Gunnar Eyjólfsson, Hélène de Fougerolles, Hilmir Snær Guðnason, u.a.
Laufzeit: 109 Min. - Kinostart: 07.10.04
Ein Familientreffen in einem kleinen, eisigen Ort in Island wird zum Drama. Der alternde Fischfabrikbesitzer Thórdur ruft seine drei erwachsenen Kindern zusammen, um über die Zukunft seines Lebenswerks zu bestimmen. Das Dorf ist abhängig vom Fischfang und ohne Thórdurs veraltete Fischfabrik würde das wirtschaftliche Fundament des Ortes wegbrechen. Doch Thódurs Kinder leben längst ein anderes Leben. Konfrontiert mit den Plänen des Vaters machen sich über Jahre angestaute Familienprobleme Luft.
Film gilt als "erfolgreichster isländischer Film aller Zeiten". Kritik von mir demnächst woanders >>> hier
Der Episoden und Musikfilm STATUS YO! spielt in der bedeutendsten Jugendbewegung und einflußreichsten Musikrichtung der Welt, im HipHop. Diese globale Erscheinung hat sich über Jahre auch in Deutschland fest etabliert. Es ist der erste Spielfilm, der das Lebensgefühl dieser Generation authentisch bebildert. Der Film gewährt uns einen realistischen Einblick in das Leben Berliner Jugendlicher im Jahre 2002. Wir begleiten sechs Schicksale durch 24 Stunden. Nach der begeisterten Aufnahme bei der Berlinale 2004 durch Publikum und Presse kommt dieser rauhe, schnelle, leidenschaftliche Spielfilm im Herbst 2004 in die deutschen Kinos (Pressetext)
Start am 4.11. - "Short Cuts" in der Berliner HipHop-Szene mit überzeugenden Laiendarstellern und gutem Timing im Schnitt.
Kritik von mir und ein Interview mit dem Filmemacher demnächst an anderer Stelle.hier lang
Am Wochenende mehrmals am Fernseher versucht, in Filme einzusteigen, immer wieder aus Ungeduld oder Langweile weiter geschaltet. Nervige Kinderfiguren. Zwischendurch eine Idee für ein Sendungskonzept auf RTL2 gehabt. Idee ist inzwischen im Begriff wieder von mir verworfen zu werden. Heute vormittag in einem Rutsch Horst Evers "Die Welt ist nicht immer Freitag" durchgelesen. Kurzweilig, obwohl lustig insgesamt eher deprimierend.
USA 1955, Regie: Alfred Hitchcock, mit: Edmund Gwenn, John Forsythe, Mildred Natwick, Mildred Dunnock, Jerry Mathers, Shirley MacLaine
Eine der schönen Sachen an alten Autos ist - wenn man sie fährt, fühlt man, dass man Auto fährt. Im Kino kommt mir das ähnlich vor. Bei heutigen Filmen scheint mir das da oft alles so glatt, silbermetalic geleckt. Kein Risiko, die Illusion eines Rundumschutzes auf narrativer und visueller Ebene. Man steigt ein, der Film zieht vorrüber, nette Landschaften vielleicht noch, oder auch mal ein inszenatorisches Ghetto - nur zum Glück muss man nicht aussteigen. Nichts ist mehr dem Zufall überlassen und wenn er sich doch einschleicht wird er digital retuschiert. Und viel schlimmer, man merkt meist nicht mehr, das man fährt (bzw. diesen einen besonderen Film sieht). Früher war die Eisenbahn-Metapher dem Kino näher, glaube ich. Näher an einem filmischen Erlebnis war für mich endlich mal wieder ein alter Hitchcock, auch wenn?s nur im Fernsehen war, aber immerhin in der VistaVersion, dem ursprünglich vorgesehenem Bildformat, was üblicherweise im TV abgeschnitten wird. Ja, und auch sonst das übliche, was halt so Freude macht: Klasse Dialoge, schöne Bilder, tolle Schauspieler, die herrlich renitente Dorffiguren spielen, die sich in ihrer Idylle nicht stören lassen wollen, eine gute Geschichte mit schwarzem Humor und angesiedelt in einem überschaubaren Setting.
Programmtext arte-tv:
[...] Obwohl die Filme von Alfred Hitchcock voll funkelnd witziger Dialogpassagen sind und viele wundervolle visuelle Gags enthalten, hat der Meister des Suspense nur eine knappe Hand voll echter Komödien gedreht. "Immer Ärger mit Harry" ist ohne Zweifel seine bekannteste, und wie schon zuvor in "Mr. & Mrs. Smith" (1941) und "Rich and Strange" (1932) beweist Hitchcock, dass sein Humor ein sehr britischer und tief schwarzer ist. Die Komik entwickelt sich ganz aus den exzentrischen Figuren und der Kontrastierung des toten Harry mit den unbekümmerten Dorfbewohnern, die sich von der Leiche einfach nicht die gute Laune verderben lassen wollen. Der makabre, böse Witz dabei ist die Verquickung der Liebe mit dem Tod.
Hitchcock zeichnet ein viktorianisch geprägtes Neuengland, in dem Begriffe wie Tod und Vergewaltigung einfach nur ärgerliche Störungen der Idylle sind. Man muss schon mit den Füßen darüber stolpern, um sich damit auseinanderzusetzen. Und selbst dann ist eine Leiche bestenfalls ein Anlass, Ritterlichkeit und feinfühlige Zurückhaltung unter Beweis zu stellen; auf jeden Fall nichts, dessen man sich nicht mit einer guten Portion Sportsgeist entledigen könnte. Diese Einstellung kontrastiert Hitchcock in den Szenen, in denen die Füße des toten Harry unübersehbar turmhoch in den Himmel ragen. Kaum verborgen lauern unter der wohlanständigen Oberfläche wie so oft bei Hitchcock der Tod und der Sex, und richtig unterhaltsam wird es erst dann, wenn sie zum Vorschein kommen. [...]
Weitere Hitchcock-Filme demnächst auf arte: "Über den Dächern von Nizza" am 23. September und "Familiengrab" am 30. September.
(Terrified) Thriller, USA 1995, Regie: James Merendino, mit: Heather Graham, Lisa Zane, Paul Herman, Rustam Branaman, Kane Picoy
Eine junge Frau (Olive - gespielt von Heather Graham, was der Grund war, weshalb ich überhaupt drauf eingestiegen bin) wird von einem Mann verfolgt, er steigt sogar Nachts in ihre Wohnung, ausserdem die Bilder aus ihrer Erinnerung: Ihr Mann tötet erst ihren Lover, dann sich selbst. Eigentümlich eigenartig wirkt die schüchterne Frau. Für sie scheint sich alles gegen sie zu wenden. Die Polizei hält ihre Angst für ein Hirngespinst. Der Film spielt eine merkwürdige Tonart: Billige Erotikthriller-Suspence oder eine Hommage auf Polanskis "Ekel"? Vielleicht auch eine Parodie. An einer Stelle kippt plötzlich alles. Olive flüchtet am Tag vollkommen panisch vor ihrem Verfolger in ein Geschäft. Kurz darauf verführt sie in ihrer Wohnung den Ladenbesitzer. "Na, was geht denn da jetzt?", fragt man sich noch und will fast ungläubig abschalten, das Opfer auf einmal als Sexbestie? Eine dramaturgische Wendung, die den vermeintlichen Verfolger dann doch als ihre Wahnvorstellungen erklärt.
Viel interessanter aber die Werbeunterbrechungen. Da wurden in einer Call-In Quizsendung Autos verschenkt.
Mit ihr hab ich studiert.
Wenn ich schon nachts nicht schlafen kann und wenn sie nachts eine Live-Dauerwerbesendung aus Mainz moderieren kann, könnte ich ja auch in Süd-Berlin morgens um 3:00 Tageszeitungen austeilen.