Manchmal, wenn man sich so durch die Blogs liest, glaubt man, viele Blogger seien unglaublich wütend. Mit sich, der Welt und den Mitmenschen. Was sonst motiviert nur all das Mitteilungsbedürfnis und diese blasse Phantasie mit einem Blogpost die Welt zu verbessern? Wer Meinung hat existiert. Das liest sich nur manchmal ganz genau so, wie kleine, enttäuschte Kinder klingen. Ich sag jetzt nicht, wen ich meine (ich flüster nur: Schwiegeromaschwarm).
Ansonsten hat ein Kollege was Längeres über Twitter veröffentlicht. Lange, aber sehr erkenntnisreiche Anmerkungen zum Kommunikations-Tool Twitter, die ich gern als Lektüre beilege.
Ansonsten war heute nichts, ausser Wintereinbruch in Berlin.
This particular evening I am writing this quite ahem sort of blog. This is not yours truly, but some anonymous blogger, who ist having a terrible time typing this on the I-Pod. The blogger you know is a very seductive boy who kisses like a god! And with kisses mean KISSES like I haven't fealt in a looooong time. Actually I am speechless and want to continue :) So I whish you all a pleasant whatever, boys and girls. Be jealous :)
... frohes Neues, Ihr Lieben! Zwischen den Jahren hatte ich mir fest vorgenommen, noch einen Rückblick zu bloggen. Ist ja eigentlich viel passiert für mich im letzten Jahr, so mit dem Vatersein und dem A-Bloggertum. Dann aber ist auch wieder nicht so viel Wichtiges passiert in Anbetracht des Universums und außerdem war dann doch wieder irgendwie kaum Zeit. Dann wollte ich das auf Neujahr verschieben und den Rückblick gleich anreichern mit den guten Vorsätzen. Kam wieder was dazwischen.
Einer dieser Vorsätze war, wenn nicht täglich, so doch wenigstens überhaupt wieder mehr zu bloggen. Was Quatsch ist, sich das vorzunehmen. Dann wird das bestimmt nichts. Ein anderer Vorsatz: nur noch exklusiv Essen gehen und wenn Theke, dann sich nur in gehobenen Bars aufhalten (nicht mehr in diese Tween-Abfüll-Stationen). Aber ich fürchte, das wird wahrscheinlich auch nix. Bei Qype finde ich ja nichtmal einen Hemdenbügelservice im Umkreis von Taxi-Kurzstrecke (3. Vorsatz).
Das Prokrastinationsbuch ausgeliehen und schon nach wenigen Tagen halb durchgelesen. Nebenbei meine offizielle Homepage kaputt gemacht, bei dem Versuch auf Wordpress 2.7 zu updaten, dummer Fehler von mir, geht nun wieder, beim Reparieren aber Bilderordner aus Versehen im Tüddel vom Server gelöscht. Bin noch dabei, stetig alle Bilder wieder einzelnd hoch zu laden und in die Artikel einzubinden. So ist immer hübsch was zu tun. Gleichzeitig wären noch schöne, neue Aufgaben auf die To-Do-Liste zu schreiben, etwa die Überlegung, dieses Blog auf einem eigenen Ding laufen zu lassen, wegen des eigenen Herdes wegen. Andererseits mal die VHS-Bänder digitalisieren, und die Tapes und Schallplatten dann auch gleich. Das kann man aber nicht mal so eben zwischen den Jahren erledigen. Dafür könnte man beinahe sich auch gleich die Mühe machen, einen MEDIA-Antrag zu stellen. Machen ja jetzt eh alle mit, bei der Digitalisierung. Die lästige Mieterhöhung hat sich durch Vermieterwechsel zunächst von alleine erledigt, Fahrraddiebstahlversicherung trotz abgelaufener Kündigungsfrist gekündigt bekommen. Denke ernsthaft über eine Rechtsschutzversicherung nach.
Und das alles nur, weil Geschenke habe ich noch keine.
Eben in einem Newsletter gelesen, dass selbst die Hochburg der deutschen Cineasten auf digitale Kinovorstellungen umsattelt. Ich kann mich daran immer noch nicht gewöhnen. Nennt mich altmodisch, aber Untertitel müssen etwas zittern, Kino ist nicht das Selbe ohne Klebestellen an den Aktwechseln und das Bilderlebnis wird erst durch die Körnung des Filmmaterials perfekt. Und weil, Video kann ich auch zu Hause.
Die Internationalen Filmfestspiele Berlin setzen 2009 mit Hilfe der Tübinger Firma Bewegte Bilder Medien AG auf vollständige serverbasierte Vorführungen. Dazu werden nicht nur alle 28 Kinosäle der Berlinale mit digitalen Kinoservern ausgerüstet, sondern auch drei komplette Mastering-Stationen in Berlin in Betrieb genommen, auf denen in den kommenden Wochen mehr als 400 Spiel- und Dokumentarfilme in Digital Cinema Packages (DCP) umgewandelt werden.
Vorhin war ich mit meiner Tochter auf ihrem zweiten Babygeburtstag. Um genauer zu sein: nicht wir hatten Geburtstag, sondern ihre Freundin aus der Nachbarschaft, die sie beim Mutter-Kind-Yoga kennen gelernt hat. Ein Brunch. Andere Eltern mit ihren Babys waren auch da. Man hat also mal so auf anderer Ebene mit Leuten zu tun, die man sonst eher nicht in seinem Umfeld pflegt. Gibt solche und solche Leute. Für mich bestätigt hat sich wieder einmal: Von den Juristen sind manche voll okay (jene, die eigentlich das Studium über nur gekifft und Quake gespielt haben). Aber Menschen in der Politik, oder in Berufsfeldern nah an der Politik, kommen einfach auf persönlicher Ebene überhaupt sehr schwer aus der Kurve. Mann, Mann, Mann - ein Babybrunch ist doch kein Society-Event, komm mal runter vom hohen Ross, Blondchen. Dementsprechend locker oder eben auch verkrampft der Umgang mit dem Nachwuchs.
USA 2007 - Regie: Harmony Korine - mit: Diego Luna, Samantha Morton, Werner Herzog, Denis Lavant, u.a.
Harmony Korine komponiert mit erzählerischer Anarchie sein ganz persönliches Filmgedicht aufbauend auf Traumbildern. Im Mittelpunkt steht die Liebe eines Michael-Jackson-Imitators zu einer Marilyn-Monroe-Doppelgängerin im schottischen Hochmoor, umringt von Gleichgesinnten, die ihre Selbstfindung in der Verkörperung historischer Persönlichkeiten suchen. Eine christliche Mission im Dschungel von Panama, unnachahmlich demagogisch initiiert von Werner Herzog, konterkariert die bizarre Aussteigerkolonie. Eine Hymne an die Unschuld des menschlichen Idealismus.
Nach langer Zeit im Vakuum der Drogenmythen um das One-Hit-Wonder des amerikanischen Independent-Kinos ist Harmony Korines neuer Film angenehm unprätentiös in seiner Erzählart. Viel Visualität, Bilder und Tableaus, die sich im Imaginären verknüpfen und irgendwo im Phantasma einen Sinn machen, aber diesen Sinn nicht psychoanalytisch vor sich her tragen. Aber auch liebevoll verspielt und lässig, aber gleichzeitig voll persönlicher Tiefe. Die ungeschliffene Atmosphäre von LowBudget-Kunstkino, die ich lange nicht mehr gespürt hatte.
Normalerweise bin ich in diesem Haushalt ja derjenige, der am Schönsten jammert, wenn krank. Dieses mal ist's der Magen. Während ich nun aber mit dem Powerbook als Wärmflasche hier liege und keiner mein Jammern so recht hören mag, schnieft neben mir ein fieberndes 10-monatiges vor sich hin, das ungefähr alle zwei Stunden aus dem Schlaf aufschreckt, verwundert über Husten und verklärte Weltwahrnehmung. In den schönsten Tönen klingt ihr Wehklagen aus rauem Hals gepaart mit der Empörung über die unendliche Ungerechtigkeit des Krankseins. Da ist mein rottiger Magen und das bisschen Weltschmerz im Vergleich gar nichts gegen.
USA 2008 - Regie: Ethan Coen, Joel Coen - mit: George Clooney, Frances McDormand, John Malkovich, Tilda Swinton, Brad Pitt, Richard Jenkins, David Rasche, J.K. Simmons, Olek Krupa, Michael Countryman, Kevin Sussman, J.R. Horne, Hamilton Clancy, Armand Schultz
Nach dem Mammut-Projekt "No Country for Old Men" ist dieser Film wieder ganz die alte Coen-Schule: eine skurrile Parabel, mit menschlichen Bösewichtern voller Selbstüberschätzung und egositischem Geltungsdrang. Immer wirrer werden die Umstände um eine Amatuererpressung, spiralförmig verstricken sich alle Protagonisten immer tiefer in einen Spionagethriller, sodass selbst der Geheimdienst nicht mehr durchblickt und versucht, das Schlamassel unter den Teppich zu kehren. So was macht mir ja Spaß. Vor allem, wenn es eher dieser zwischen-den-Zeilen-Humor ist. Die Liebste hat allerdings zuerst gelacht.
Letzte Woche noch auf unserem Machinima-Podium während des Kurzfilmfestivals interfilm Berlin, jetzt schon im Internet. Auf shortfilm.de fasst folgender Text das Thema des Podiums über das Filmemachen mit Game Engines ausführlich zusammen: Machinima: Wie Computerspiele zum Filmemachen zweckentfremdet werden (06.11.2008, shortfilm.de, von: Karin Wehn)
[Memo an mich: die Links am Ende des Textes mal durchklicken.]
Lasse gerade die letzte Woche Revue passieren, Erholung vom Festival, Aklimatisierung an den Alltag. Von allen Programmen auf dem 24. Kurzfilmfestival interfilm Berlin ist mir die Retrospektive Miranda Pennell (Offizielle Homepage / Retrospektive auf dem Festival) am liebsten gewesen. Ihre Filme haben überrascht und wieder eine Lust am bewussten Filme-Sehen geweckt, weil sie visuell herausfordern und sich nicht an Erwartungshaltungen messen mussten. Das mag ich am experimentellen Kino, man muss sich drauf einlassen wollen.
Miranda Pennell macht choreographische Filme. Keine "Tanzfilme" an sich, aber Filme, die durch Choreographie der visuellen Ebene eine weitere Perspektive hinzufügen, den Film um ein eher filmfremdes Element formal stilisieren und damit bereichern. Man könnte von choreographierten Dokumentarfilmen reden, von Bewegungs-Porträts oder von narrativ-experimenteller Körpervisualisierung, um zu versuchen, sich der Sache zu nähern. Angenehm zwischen den Stühlen, das alles. Und auch eine angenehme, ihre Arbeit reflektierende Filmemacherin, schien es mir. Auf YouTube findet sich ein Ausschnitt einer ihrer Filme - Miranda Pennell: You Made Me Love You (2004) - Einundzwanzig Tänzer spielen Katz und Maus mit einer unberechenbaren Kamera.
... und die Welt in anderem Licht scheint. Wieder mal: Dankeschön. Vorhin von mir aufgenommenes Handyvideo fängt natürlich die Gesamtstimmung gar nicht ein, trotzdem: