HAVA ANEY DEY
Indien/Frankreich - Regie: Partho Sen Gupta :::: gesehen am 14.2.04 im Forum der Berlinale
Porträt einer indischen Jugend, die sich in der schnell wandelnden kapitalistischen Gesellschaft von Wohlstand träumt und zugleich der realen, alltäglichen Bedrohung durch den Konflikt der Atommächte Indien und Pakistan ausgesetzt ist. Stilistisch eher westlich geprägt problematisiert der Film eingepackt in eine Liebes- und Freundschaftsgeschichte sehr anschaulich den Zwiespalt Jugendlicher, einerseits die Alltags- und Konsumkultur des Westen reizvoll zu finden, andererseits aber der Heimatkultur den Rücken zu kehren auch keine Lösung darstellt. Die Frage nach der glücklichen Zukunft in der Immigration oder in der Heimat. Krasses, pessimistisches Ende: es kommt zum Atomkrieg zwischen Indien und Pakistan. Hat mir persönlich - wo ich so gar keine Ahnung von Indien habe (außer aus dem Kino) - eine weitere Perspektive des Landes gegeben.
THE GRAFFITI ARTIST
USA - Regie: Jimmy Bolton :::: gesehen am 14.2.04 im Panorama der Berlinale
Die Geschichte zweier junger Graffitikünstler und ihrer Probleme. Gedreht im Bundesstaat Oregon, dem ersten Staat in den USA, in dem Graffitisprayer grundsätzlich mit Gefängnis bestraft werden. Freundschaft zwischen zwei Jungen, die kurz ins Homoerotische abrutscht und immer die Angst von der Polizei geschnappt zu werden. Stilistisch: in DV-Handkamera Low Key und kühl. Die Figuren bleiben im Sprayer-Ghetto der nächtlichen Industriegebiete. Das Ziel, Graffiti als eine Kunst darzustellen und die Jungs mit dem Film zu entkriminalisieren, hat der Filmemacher meiner Meinung verfeht.
Die Gewinner der Berlinale 2004 stehen fest. Von der langen Liste hab ich nur zwei gesehen, und auch nur welche, die Nebenpreise gewonnen haben. Ich frag mich, wo ich die letzten Tage eigentlich war? Andererseits bedeutet das, dass ich im kommenden Jahr noch einige schöne Filme sehen kann.
JARMARK EUROPA
Deutschland - Regie: Minze Tummescheidt :::: gesehen am 13.2.04 im Forum der Berlinale
Essayistische Dokumentation über einen großen Basar in Warschau, auf dem zwischen Weißrussland und Polen pendelnde Händler am Rande des Existenzminimums ihr Auskommen suchen. Die Filmemacherin porträtiert einige Händlerinnen, reist mit ihnen über die Grenze und thematisiert dabie auch ihre eigene Beobachtungshaltung. Hat mir gut gefallen, schöne Bilder, auch wenn der Film einige Längen hat und man ihm anmerkt, dass der Filmemacherin es schwer viel, all ihre Eindrücke zu komprimieren. Teilweise recht naive Eindrücke, teilweise sehr clevere Beobachtungen.
QUATRO NOZA
USA - Regie: Joey Curtis :::: gesehen am 13.2.04 im Panorama der Berlinale
Dramatische Eifersuchts- und Rachegeschichte, angesiedelt im Milieu mittelamerikanischer Einwanderer in den Vorstädten von Los Angeles, wo die Jugendlichen illegale Autorennen veranstalten. Der Film hat mir sehr gut gefallen, ist ein modernes Melodrama im Digital Cinema Stil. Der technische Stil der Bildebene wirkt nicht kühl, sondern die Effekte spielen mit klassischen Melodramstilen und retten sie in eine zeitgemässe Darstellung, ohne zu schwülstig zu wirken. Eigentlich eine moderen Version des James Dean Films "Den sie wissen nicht, was sie tun".
JA LUBLJUTEBJA
Russland - Regie: Olga Stolpovskaja; Dimitrij Troitskij :::: gesehen am 13.2.04 im Panorama der Berlinale
Die schöne Nachrichtensprecherin Vera verliebt sich in den in der Werbebranche tätigen Tim. Die Beziehung scheint zunächst wunderbar zu laufen, doch eines Tages findet Vera ihren Freund in den Armen eines anderen Mannes. Die erste offen schwule Beziehungskomödie aus Russland. Teilweise zum Schreien komisch, teilweise etwas skuril, hat sich aber gelohnt.
Das war heute nichts, da am Potsdamer Platz. Erst bin ich nach der Arbeit für eine schnelle Recherche in die Bibliothek vom Filmmuseum, hatten aber nur 1/3 von dem, was ich suchte. Dann in einen polnischen Film - Dotknij mnie von Anna Jadowska und Ewa Stankiewicz. Klang eigentlich ganz nett, die Geschichte in verschiedenen Erzählsträngen von Bewohnern eines Mietshauses auf der Suche nach Liebe. Waren für mich aber wohl zu viele Erzählstränge. Bin nach 45 Minuten raus. Der Ausweichfilm nebenan war aber so voll, dass ich nicht mehr reingekommen bin. Bis 22:30 war's noch lang und auf die jungen deutschen Kurzfilme im Cinemaxx 3 hatte ich keinen Nerv. Musste ich mich in der Filmlounge vom Cinemaxx dann erstmal sammeln. Hab mit der Liebsten telefoniert, überlegt, wie es eigentlich nächste Woche weitergehen soll, hab die Kopien aus der Bibliothek gelesen, Bier und Bagel gekauft, den Journalisten von neulich wieder getroffen und dann S. - und schwupps war's schon wieder Zeit, ins Kino zu gehen:
ANONYMOUS
USA - Regie: Todd Verow :::: gesehen am 12.2.04 im Panorama der Berlinale
Ein Kinoangestellter vögelt sich durch die New Yorker Schwulenszene und verliert dabei seine sozialen Bindungen, bis er arbeitslos und obdachlos ist. Im halbdokumentarischen Stil auf DV ein recht harscher Film, aber nicht so verstörend, wie ich erwartet hatte. Vielleicht weil die Hauptfigur nicht gerade so angelegt war, dass man sich identifiziert/symphatisiert, blieb alles auf einem eher kühlen, distanzierten Level des Zuschauens, als des Mitfühlens. Überwachungskamera und in der Arbeitslosigkeit wird alles zur Wartehalle, nur ohne dass man aufgefordert wird, der Nächste zu sein.
Das Mädchen am Fenster zum Hof ist schon schlafen gegangen. Eben, als Zycotas Kommentar mich darauf hinwies, dass das auch schon wieder eine Woche her ist, war bei ihr noch Licht an. Jetzt ist's aus. Und in der vergangenen Woche habe ich drüben auch keine weiteren Auffälligkeiten bemerken können. Nur schräg drunter hat noch jemand Weihnachtsschmuck im Fenster.
MON BAT LIU (Lost in Time)
Hongkong/VR China - Regie: Derek Yee :::: gesehen am 11.2.04 im Panorama der Berlinale
Nach dem tödlichen Unfall ihres Verlobten versucht die junge Widwe, sich und den Sohn ihres Verlobten aus erster Ehe mit dem Fahren eines Kleinbustaxis über Wasser zu halten. Doch es gibt viel Konkurrenz. Dai Fai, der den Unfall ihres Verlobten beobachtet hatte, versucht ihr zu helfen. Er zeigt ihr, wie man sich mit dem Bus im Verkehr durchsetzt, freundet sich mit dem Jungen an und hilft, wo er kann. Die Frau ist so sehr in finanzieller Not, dass sie kurz davor ist das Kind ab zu geben. Dai Fai, dessen eigene Frau ihn mit seinem Kind verlassen hat, weil er unzuverlässig war, krempelt sein Leben um. Zusammen bilden sie eine neue Familie.
Sehr sanfter Film. Ich weiss nicht was es ist, aber immer wenn sich Familien im Film wieder vertragen und alles, obwohl es so schlimm scheint, wieder gut wird, muss ich heulen. Blöde Harmoniesucht!
BEFORE SUNSET
USA - Regie: Richard Linklater :::: gesehen am 11.2.04 im Wettbewerb der Berlinale
Mein erster Wettbewerbsfilm in diesem Jahr. Bisher hab ich ja nur Sachen vom Panorama und vom Forum gesehen. Aber der Film musste sein: Die Fortsetzung von Linklaters Independent-Erfolg "Before Sunrise" - einer Liebesgeschichte zwischen zwei Reisenden, die sich zufällig in Wien begegneten. Neun Jahre später treffen Jesse (Ethan Hawke) und Céline (Julie Delpy) in Paris erneut aufeinander. "Before Sunrise" habe ich damals auf meine ersten Berlinale gesehen und fand ihn wunderbar. Danach hab ich ihn nochmal im Kino gesehen und fand ihn nicht mehr so klasse. Trotzdem jetzt die Fortsetzung, mit dem Wunsch, vielleicht selber zurück zu blicken, sich zu erinnern. In diesem Film ist jetzt Erzählzeit gleich erzählte Zeit - also 80 Minuten Gespräch zwischen den beiden, während sie durch Paris spazieren. Der Amerikaner Jesse hat ein Buch über das Liebeserlebnis in Wien geschrieben und ist auf Lesereise in Europa. Céline wohnt in Paris und ist wegen des Buches in die Buchhandlung, in der Jesse Journalisten Rede und Antwort steht (merkwürdiges Dejá Vu: Hab gestern Nacht die Pressekonferenz zum Film im Fernsehen gesehen: Die Journalisten haben den Schauspielern fast die selben Fragen gestellt...) Jesse hat nicht viel Zeit, sonst verpasst er sein Flugzeug. 80 Minuten also, in denen beide zurückblicken, wie sich die Zeit und sie selber verändert haben, wie das Erlebnis von vor 9 Jahren sie geprägt hat. Das Ende des Films ist offen. Der Film endet in ihrer Wohnung, wie es weiter gehen wird - ob er sein Flugzeug nimmt, oder bei ihr bleibt - wird wohl erst im dritten Teil geklärt. Ich hatte ein bißchen Angst, die Fortsetzung würde zu sehr auf dem ersten Film aufbauen. Tat er aber nicht. Stattdessen ist vieles von der naiven Romantik verloren gegangen, die Figuren sind erwachsener geworden, stehen im eigenen Leben aber hängen auch den Erinnerungen nach, die sich so wie vor 9 Jahren nicht wiederholen lassen.
Und sonst: Da unten im Tal ist so ein Laden mit gebrauchten Fahrrädern. Im Schaufenster stand ein Hollandrad, dass mich schon seit Tagen anlächelte, immer wenn ich auf dem Weg zur U-Bahn dran vorbeikam. Neulich war da ein Interessent, der mit dem Fahrrad probegefahren ist. Das tat mir ein bißchen weh. Heute steht es wieder im Schaufenster. Vielleicht sollte ich's jetzt einfach kaufen. Mein Fahhrad ist ja, seitdem ich damit im November Nachst gegen eine Baum gefahren bin, nicht mehr funktionstüchtig.
A TALE OF TWO SISTERS
Korea - Regie: Kim Jee-woon :::: gesehen am 10.2.04 im Forum der Berlinale
Zwei Schwestern haben Ärger mit ihrer Stiefmutter und erleben unheimliche Dinge in einem abgelegenen Haus. Toller, sublimer Horrorfilm. Es fängt alles recht ruhig und harmlos an und die Spannungsscharube wird immer weiter gedreht. Wahrnehmungsebenen verschieben sich, Träume in Träumen und Psychowahn. Am Ende erst findet der Film zur tatsächlichen Realität: Durch einen Unfall hat die Figur, aus deren Perspektive erzählt wird, ihre jüngere Schwester und ihre Mutter verloren. Ihre Schwiegermutter akzeptiert sie nicht. Die beiden Toten leben in ihrer Vorstellungswelt weiter. Ich hab lange mich bei einem Horrorfilm nicht mehr so gegruselt. Die Suspence ist klassisch inzeniert und führt zu tollen Schockmomenten.
DOPO MEZZANOTTE (After Midnight)
Italien - Regie: Davide Ferrario :::: gesehen am 10.2.04 im Forum der Berlinale
Ein Nachtwächter des Turiner Filmmuseums wird durch eine junge Frau auf der Flucht, in die er heimlich verliebt ist, in eine Kriminalgeschichte verwickelt. Humorvoll erzählte Dreiecks-Liebesgeschichte zwischen der Frau, ihrem Freund und dem Nachtwächter. Der Nachtwächter lebt in dem Filmmuseum, einer Welt zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Nebenbei thematisiert der Film ein bißchen Filmgeschichte und Filmtheorie, um die fantastische Welt des Nachtwächters zu schildern.
Links neben mir saß eine Frau, die jeden 2. Satz witzig fand (so witzig war der Film nicht), rechst neben mir ein Typ, der die ganze Zeit mit seiner Gummibärchentüte knisterte (und mir keine anbot).
AVANIM
Isreal / Frankreich - Regie: Raphael Nadjari :::: gesehen am 10.2.04 im Panorama der Berlinale
Michale lebt in Tel Aviv. Sie hat einen Mann, einen Job bei ihrem gläubigen Vater, ein Kind und einen heimlichen Liebhaber, der bei einem Bombenanschlag umkommt. Die Ehe zerbricht, als sie sich wehrt, die Machenschaften ihres Vaters zur Erweiterung der Gemeinde zu zulassen. Ziemlich hartes Drama im realistischen Stil mit wenig lichten Momenten, aber durchgängig spannend erzählt.
D.E.B.S
USA - Regie: Angela Robinson :::: gesehen am 10.2.04 im Panorama der Berlinale
Eine lesbische Aktionkomödie. Die Filmemacherin war mit dem Kurzfilm schon letztes Jahr auf der Berlinale zu Gast. Jetzt durfte sie die Story mit Hilfe eines Majorstudios in einen abendfüllenden Film verwandeln. Amy, die Topagentin des ultrageheimen Geheimdienstes D.E.B.S. wird von der ultrabösen Lucy entführt, weil sie sich beide in einander verliebt haben. Amys Kolleginnen versuchen, ihre Freundin zu retten. Persiflage auf Spionfilme gekoppelt mit Teenagerkomödie und Girl-meets-Girl-Thema. Recht witzig und seicht, ein "Crowdpleaser", der insgesamt - trotz Längen - gefallen hat. Ich glaube für mich der Film mit dem kurzweiligsten Unterhaltungsfasktor, den ich seit 10 Jahren auf der Berlinale gesehen habe.
Insgesamt ein guter Berlinale-Tag. Vier Filme, die nicht nur "interessant" waren, sondern mich geschockt oder zum Schmunzeln gebracht haben. Viele Filmwissenschaftler heute gesehen, bin aber noch irgendwie auf keine Party gewesen. Hm. Die Hälfte ist rum, die kommenden 5 Tage lassen noch so einiges erwarten. Das Wetter wird schlechter, die Filme besser...
THE CONTROL ROOM
USA - Regie: Jehane Noujaim ::::gesehen am 8.2.04 im Forum der Berlinale / Sondervorführung
Dokumentation über die Berichterstattung während des Golfkriegs. Der Film beginnt im März 2003 - kurz vor den Angriffen auf den Irak. Während des Krieges beobachtet der Film die Journalisten von Al Jazeera, dem einzigen (und unabhängigen) Nachrichtensender in der arabischen Welt und westliche Journalisten im "CentCom" des US-Militärs in Qatar. Im Mittelpunkt steht die Frage nach Möglichkeiten der objektiven, fairen und ausbalancierten Berichterstattung während des Krieges, in einer Situation, wo das Militär Informationen steuert und manipuliert. Die Interviews mit Journalisten von Al Jazeera zeigen den Konflikt zwischen persönlicher Sicht und journlistischer Professionalität. Ganz ähnliche Fragen stellen sich die westlichen Journalisten, die einerseits gezwungen sind, zu verbreiten, was ihnen auf den Pressekonferenzen des Militärs vorgegeben wird, andererseits sich darüber bewusst sind, dass ihnen das gesamte Bild vorenthalten wird und sie damit Teil des Kriegs werden.
Der Film wurde noch außerplanmässig ins Programm der Berlinale aufgenommen, weil er kürzlich auf dem Sundance Filmfestival in den USA so große positive Resonance bekam. Dass was der Film letztendlich zeigt ist, dass es noch andere Perspektiven auf die Welt gibt, als wie sie die US-Medien verbreiten, dass Fernsehen eine Frage der Macht, der Interessen und der Sichtweisen ist. Das ist ja eigentlich nichts neues, es scheint, dass mit den positiven Kritiken in Amerika, die Amerikaner erst wieder eines ihrer höchsten Ideale neuentdecken müssen: Die Meinungsfreiheit. Das sagt viel über die momentane Situation in den USA aus. Im Filmgespräch nach der Vorführung wurde die Filmemacherin gefragt, was ihre größte Angst während des Filmes war. Sie antwortete, in ihrem Land als "anti-amerikanisch" zu gelten und nie wieder arbeiten zu können. Schon hart: nur weil man in einem intelligenten und nuancierten Dokumentarfilm zeigt, dass das Militär die Berichterstattung kontrolliert, dass die Motive und Vorgehensweisen der US-Regierung zu hinterfragen sein können, und dass es in diesem Krieg kein "Gut-und-Böse" - Schema gibt. Scheint so, dass die USA deftigst Nachhilfe in Pluralismus und demokratischen Idealen braucht.
EL TREN BLANCO (Der weiße Zug)
Argentinien - Regie: Sheila Perez Giménez, Nahuel und Ramiro Garía :::: gesehen am 9.2.04 im Forum der Berlinale
Doku über Menschen, die sich in Buenos Aires ihren kläglichen Lebensunterhalt mit dem Sammeln von Müll für Recyclingfirmen verdienen. Sehr detailierte Beobachtungen mit Interviews. Immer wieder der Stolz der Menschen, nicht kriminell zu werden, oder zu betteln, sondern mit Arbeit sich über Wasser zu halten. Gegenübergestellt werden Aufnahmen von Plünderungen und Aufständen in Argentinien. Stellenweise etwas sentimental, aber insgesamt sehr nachdenklich stimmend.
DIESES JAHR IN CZERNOWITZ
Deutschland - Regie: Volker Koepp :::: gesehen am 9.2.04 im Forum der Berlinale
Fortsetzung des Themas von Volker Koepps erfolgreicher Dokumentation "Herr Zwilling und Frau Zuckmann". Mit einigen Emigranten und deren Nachkommen, darunter der Schauspieler Harvey Keitel, kehrt der Regisseur nach Czernowitz und Umgebung zurück und betrachet Vergangenheit und Gegenwart jüdischen Lebens in der Bukowina. Einige sehr persönliche Momente haben mich beeindruckt, in denen das Problem der Immigration und Assimilation in einem neuen Land in Verbindung mit der eigenen Herkunft und Heimat thematisiert wurden.
THE STRATOSPHERE GIRL
Deutschland, Schweiz, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande - Regie: M.X. Oberg ::::gesehen am 8.2.04 im Panorama der Berlinale
Die 18-jährige Angela zeichnet mit Begeisterung Comics im Manga-Stil. Spontan entschließt sie sich, in Japan zu leben. Sie bekommt einen Job als Hostess und lebt in einer WG, aus der eine Russin auf mysteriöse Weise verschwunden ist. Angla versucht, die Sache zu klären, und zeichnet Mangas in denen naive Europäerinnen in die düstere Unterwelt Tokios verschleppt werden. Atmosphärisch sehr schöner Film.
THE ADVENTURES OF IRON PUSSY
Thailand, Regie: Apichatpong Weerasethakul :::: gesehen am 8.2.04 im Forum der Berlinale
Eine schrille Travestiekomödie: Iron Pussy bekommt als Spionin den Auftrag, einen Drogenring zu entlarven. Ziemlich schräg, hatte aber was.
THE YES MEN
USA - Regie: Dan Ollman, Sarah Price, Chris Smith :::: gesehen am 8.2.04 im Panorama der Berlinale
Doku über die Aktionen der Yes Men, einer Gruppe von Aktivisten, die sich mit satirischem Witz als Vertreter der Welthandlsorganisation WTO ausgeben und auf Konferenzen in der ganzen Welt auftreten, wo sie die Teilnehmer mit überraschenden Ansichten konfrontieren. Sehr witzig teilweise.
Ich habe heute nicht so viel Meinung über die Dinge. Bin ziemlich müde. Treffe auch keine Leute heute. Gleich sehe ich noch einen Film mit der Liebsten und dann Schluss für heute.
LALECET AL HAMAIM (Walk on Water)
Isreael - Regie: Eytan Fox ::::gesehen am 7.2.04 im Panorama der Berlinale
Ein Mossad-Agent erhält den Auftrag, den Enkel eines Nazis zu überwachen. Der Enkel lebt in Berlin und besucht seine Schwester, die in einem Kibbutz lebt, um sie zu überzeugen doch zum 70. Geburtstag ihres Vaters zu kommen. Der Agent und der Deutsche freunden sich an. Der Deutsche denket, sein Großvater sei schon tot und der Agent findet Gefallen an diesem Deutschen, der nicht so recht in sein Weltbild passen will. Der Agent folgt dem Enkel nach Berlin, dort taucht der Großvater wieder auf und die Freundschaft wird auf eine Probe gestellt.
Gute Dialoge, gute Story, hat Witz und ist ernst. Ich kann den Film wirklich empfehlen, war nur die letzte Vorführung auf der Berlinale.
Dann wollte ich eigentlich "Stratosphere Girl" sehen, aber es gab einige Probleme beim Einlass. Hab mich mit dem Kinomanager angelegt. Der "Kinomanager" vom Zoo Palast hat die Bezeichnung Manager nicht verdient, finde ich. Jemand, der so hektisch und aufgeblasen immer überall im Foyer rumrennt, nur weil endlich mal der Zoo Palast "ausverkauft" ist, nicht weiss, bis wann seine Einlasser arbeiten, um dann selber den roten Teppich einzurollen, scheint mir einfach in dem Job überfordert. Ausverkaufte Sääle sind ja der Deal der Berlinale, und wenn ich von Bekannten im Kino höre, es sei nicht sooo voll, der Herr Kinomanager das aber nicht hin bekommt, sich da mal selber ein Bild von zu machen, dass Verkaufzahlen und tatsächliche Besucher während der Berlinale etwas anderes sind, finde ich, dass die Berlinale mit recht dem Zoo Palast als Premierenkino den Rücken gekehrt hat. Da ist ja sogar der Cine Star besser organisiert.
Naja, hat mir alles ganz schön mein Programm durcheinander gebracht, aber der Ausweichfilm war dann auch okay:
GO FURTHER
Kanada - Regie: Ron Mann :::: gesehen am 7.2.04 im Panorama der Berlinale
Was macht eigentlich die amerikanische Ökobewegung? Der Schauspieler und Umweltaktivist Woody Harrelson (Was ich nicht wusste: Harrelson ist selber Aktivist) begibt sich mit einigen gleich gesinnten Freunden in einem von Biosprit angetriebenen Bus auf eine Tour von Seatle nach Los Angelses. Sie besuchen Colleges und Ökobauern, diskutieren mit Befürwortern und Gegenern ihrer Umweltanliegen.
Das schöne an Dokumentationen aus Amerika ist, dass die so locker sind, sich selber und das Thema auf eine angenehme Art nicht zu "ernst" nehmen, aber trotzdem ihr Anliegen rüber bringen können. In "Go Further" ist alles voll Sonnenschein - Peace, Love & Happiness - die Umweltschutzmission liegt offensichtlich und trotzdem schaut man es sich gerne an. Weil da Menschen versuchen für eine überzeugende Sache, ihr eigenes Leben um zu stellen. Weil es nebenbei noch eine nette Liebesgeschichte gibt, und auch weil es unfrewillig komische Bilder gibt (z.B. von singenden Aktivisten im Wald).
Etwas enttäuscht, nur 3 Filme gesehen zu haben, noch ein Bier getrunken, spricht mich einer an "sassen wir nicht gestern in dem polnischen Film nebeneinander...?" - Nettes Gespräch, ein Journalist.
Zuhause hing unten ein Zettel, von wegen Einweihungsparty. Sind R. und ich noch hin gegangen. Neue Nachbarn. War sehr lustig. Waren fast die letzten Gäste.
So, endlich bin ich im Berlinale-Fieber. Gerade eine kleine Pause, da ich für den kroatischen Film im Berlinale Palast keine Karte mehr bekommen habe. Auch gut, kann ich gleich mal aufarbeiten, was bisher geschah...
Los gings ja am Donnerstag. Bin 5 Minuten zu spät zum Akkreditierungscounter gekommen, gab's für mich also am Abend keine Chance mehr, was zu sehen. Nach Hause gefahren, abgewaschen und dann Rosa von Praunheims Doku über die RATTEN 07 auf arte gesehen. Immer wieder ein interessanter Effekt, Leute in Filmen zu sehen, die mit denen man auch schon mal in echt zu tun hatte.
Freitag vor der Arbeit dann die Akkreditierung geholt, kurz schlau gemacht, dann nach der Arbeit kurz vorm McDonald's K. getroffen, um ihr die Videos aus Wien zu übergeben. Dann der Hammer: Hab kurz V. getroffen, die mir erzählt, dass sie schwanger ist. In V. war ich mal ein bißchen verliebt, ist aber alles immer irgendwie nicht so leicht gewesen. Nun also bekommt die erste Person, die ich etwas näher kenne, ein Kind. Toll! V. ist übrigens eng mit der Entstehung des Namens "tristesse deluxe" verbunden, aber das nur am Rande.
Dann endlich, der erste Film:
AKAME SHIJYUYATAKI SHINJYUMISUI (Akame 48 Waterfalls)
Japan - Regie: Genjirou Arato - 159min. :::: gesehen 6.2.04 im Panorama der Berlinale
Ikushima tritt einen Job in einem Restaurant des Slums von Amagasaki an. Er beginnt eine Affäre mit Aya, die von ihrem Bruder an eine Yakuza-Bande verkauft wird. Ihr Schicksal scheint besiegelt. Ikushima beschließt, gemeinsam mit Aya zu sterben. Ein ruhiger Film, etwas zu ruhig für meine Stimmung. Bin nach 1 Stunde raus, weil ich nicht reinkam und den Kopf noch bei V. hatte.
Also rüber in Cinestar...
NIENASYCENIE (Insatiability)
Polen/Tschechische Republik - Regie: Wiktor Grodecki :::: gesehen am 6.2.04 im Panorama der Berlinale
Schwarze Konödie um einen jungen Mann, der seine ersten Schritte ins Erwachsenleben tut, bisexuelle Kontakte pflegt und von seiner Umwelt zu einem wahnsinnigen Mörder gemacht wird. Während die chinesischen Kommunisten in Europa die Oberhand gewinnen, ermordet er sein eigenes Gehirn... Ziemlich hysterisch, viel Lärm, viel Overacting - was alles paßte, aber schon merkwürdiger Film. A., den ich vorher getroffen hatte, ist bald aus dem Film rausgegangen.
KYO NO DEKIGOTO (A Day On the Planet)
Japan - Regie: Isao Yukisada ::::gesehen am 6.2.04 im Panorama der Berlinale
Sieben Freunde, die sich in der Wohnung des Collegestudenten Masamichi treffen, durchwachen eine Nacht. Wichtige und unwichtige Dinge passieren - es ist ein weiterer, ganz normaler Tag im Leben. Nach einem Roman von Tomoka Shibazaki. Ganz nett eigentlich. Da ist ein gestrandeter Wal und ein Mann, der in einer Mauerspalte feststeckt - genau wie die Dialoge der Studenten nicht voran kommen. Am Morgen ist der Wal weg, der Mann befreit und alles sieht freundlicher aus. Ein etwas "junger" Film, der zwar nett erzählt ist, mich versöhnlich gestimmt hat, aber nicht umgehauen.
Ja. Jetzt eben erst einen Film gesehen, weil ich noch Schlange gestanden hab für Tickets und Geburtstaggeschenk besorgt...
TEXAS - KABUL
Deutschland - Regie: Helga Rademeister :::: gesehen am 7.2.04 im Panorama der Berlinale
Die Regisseurin spricht mit vier Frauen aus Indien, Serbien, Afghanistan und den USA. Alle engagieren sich gegen Krieg und Globalisierung und für die Menschenrechte. Die Mischung aus Reisefilm und Interviews ist spannend. Einnehmende Bilder - oft von Kindern - und kluge Standpunkte und Äusserungen der Frauen.
:::: Dokumentarfilm-Auswahlsichtung für die GFT am 4.1.04 bei mir
ES GEHT VORBEI
Deutschland 2003 - Regie/Buch/Kamera: Cristina Amrein - Filmakademie BW - 68min
Doku über eine 26-jährige, die gegen einen bösartigen Knietumor kämpft, gegen die Nebenwirkungen der Chemotherapie und mit Galgenhumor gegen die Angst vor der großen Operation. Der Film begleitet sie über mehrere Monate und versucht auch ihre inneren Bilder zu zeigen. Einnehmendes Thema, filmisch dicht dran an der Person, Stimmungs- und Traumbilder wirkten ein bißchen zu aufgesetzt/ zu sehr vom Kopf motiviert.
GAASTDIEP- EIN MATROSENFILM
Deutschland 2002 - Buch, Regie: Svenja Klüth, Knut Karger, Philip Vogt - HFF München - 47min.
Auf dem in Rumänien gebauten, unter gibraltarischer Flagge fahrenden, von einem deutschen Reeder verwalteten Frachtschiff mit dem holländischen Namen Gaastdiep arbeiten polnische Seeleute. Sie fahren zwischen Frankreich und Portugal. Sie transportieren Holz. Es ist Herbst.
Der Film begleitet drei Matrosen der Gaastdiep und beobachtet ihr Leben an Bord. Zwischen Putzen, Streichen und anderen anfallenden Arbeiten bleibt nur wenig Zeit, um persönlichen Beschäftigungen nachzugehen. Der Raum jedes einzelnen an Bord ist begrenzt und selbst im Hafen bietet sich selten die Möglichkeit, das Schiff zu verlassen. Janusz, "Dickerchen" und Tomek sind seit sechs Monaten an Bord. Als die Verträge von "Dickerchen" und Tomek auslaufen, bedeutet das auch das Ende einer Männerfreundschaft.
SLAVKO
Deutschland 2003 - Regie: Jan Gabriel - Filmakademie BW - 25min.
Slvako ist Serbe und lebt seit 12 Jahren in Deutschland. Er hat Famile, einen Sohn und eine Tochter. In der Ortschaft ist er akzeptiert, arbeitet als Lehrer und ist engagiert in einer Adventistengemeinde. Aber obwohl sein Lebensmittelpunkt in Deutschland ist droht ihm und der Famile jetzt die Abschiebung.