7.1.2010

Doch dann kam es anders: Gestern im Schnee führte der Spaziergang zum St. Matthäuse Friedhof in der Nachbarschaft. Obwohl ich nun schon seit einigen Jahren in dieser Ecke von Berlin wohne, und obwohl mein Weg oft an der Rückseite des Friedhofs vorbeiführt, hatte ich es noch nie geschafft, mir den alten Stadtfriedhof einmal genauer anzusehen. Irgendwas zog mich dieses mal dahin. Vielleicht, weil ich gerade Dan Brown's "Illuminati" lese und in dem Roman derartig populär mit Religion und Kunstmotiven um sich geworfen wird, dass ich einen Realitätsabgleich brauchte (das Buch - spannend, aber geschrieben wie mit einem Zaunpfahl).

Ich mag die Berliner Stadtfriedhöfe. Es sind kleine Enklaven der Ruhe, eingerahmt von den üblichen Berliner Mietshäusern und wenn man sich Zeit nimmt, lernt man über die einzelnen Grabsteine und Familiengräber auch ein wenig Stadthistorie. Das relativiert dann immer ein wenig, in welchem geistigen oder reellen Überlebenskampf man sich selber gerade befindet. Gestern sind mir in der typischen Gräberarchitektur einige Gräber aufgefallen, die geschmacklich aus der Reihe tanzten. Sie waren bunter, moderner. Gräber von Schöneberger Homosexuellen, die vornehmlich in den 1980er und 1990er Jahren starben - sehr wahrscheinlich an AIDS. Eines der Gräber zeigte den Verstorbenen auf einem Foto noch zu Lebzeiten hinter seinem blauweissen mit Engelsflügen geschmückten Sarg sitzen. Ausgemergelt aber voller Stolz in die Kamera blickend. Darunter die Bildunterschrift: "Ich starb wie ich lebte - über meine Verhältnisse."

Ich war kurz sehr beeindruckt von dieser Haltung. Atmete tief durch und musste wieder an meinen langen Spaziergang am zweiten Weihnachtsfeiertag zum Grab meines Opas denken. Er liegt auf einem Waldfriedhof in der Nähe des Dorfes, in dem meine Oma und er in den 1960ern ein Einfamilienhaus gebaut haben und damit quasi die Suburbanisierung des Dorfes eingeläutet hatten. Als ich nach dem Besuch des Grabs aus dem Wald trat roch ich diesen besonderen Dorfgeruch, den ich oft in meiner Kindheit genossen habe, wenn ich zu Besuch bei meinen Großeltern war. Und musste an die Sommer im Kornfeld denken, an Schnitzeljagden, an das paradisische Herumlungern im Obstgarten meiner Oma, an Fußballspiele und meinen ersten Jaques Tati Film auf dem Schwarzweissfernseher meiner Großeltern.

Unter anderem deswegen gehe ich gerne spazieren.
 




23.11.2009
(FU Berlin, Silberlaube, Straße L)

Dort wo einst die Cafeteria war sind jetzt Seminarräume. Die Cafeteria ist nicht mehr. Geblieben sind ein paar wenige Tische und Stühle im Eingangsbereich der Mensa. Durchgangsstation. Schokocroissant und Kaffee auf die Schnelle. "Für'n normalen Kaffee nehm' Sie nicht die großen Pappbecher", werde ich von der Mensakraft angeherrscht. Die seien nur für Café Creme und für heisse Schokolade. Ich entgegnete, ich hätte Café Creme gedrückt, aber Creme wäre wohl alle in ihrem Kackautomaten. Der gewohnte berlinerische Schlagabtausch mit den Mensakräften ist geblieben. Neu ist in der Mensa, dass man 2,90 Euro nicht mehr bar bezahlen kann. Nur mit Geldkarte. Steht ja auch draußen dran am Eingang. Ging dann aber natürlich doch in bar.

Es ist ein merkwürdiges Gefühl nach sechs Jahren mal wieder in die Uni zu kommen. Eigentlich hat sich nichts geändert, nur die Erinnerung ist verblasst, das Asbest saniert und die Gesichter der heruntergekommen Armutsakademiker, die ungeduldig auf das Mittagessen wartend schon um dreiviertel zwölf vor der Mensa ihre Kreise ziehen, sind trauriger geworden.

Rechnergestützter Multiple Choice Test. Nur so Mittel emphatisch, wenn ich fremde traurige Menschen sehe, aber sehr involviert, wenn jemand verletzt wird. Die depressiven Momente eines Gedankenarbeiters habe ich im Griff, genau wie meinen Alkoholkonsum und meine Internetsucht. Zahlen an sich find ich jetzt nicht sonderlich spannend, auch kann ich nicht behaupten, dass Datumsangaben mich reizen. 60 Minuten voller ausgeklügelter Fragen in prächtiger Redundanz, die eine kleine, erste Annäherung an meine Gefühlscluster versuchten. Eventuell folgen noch zwei weitere Termine. Heute war ich Proband für neurologische Emotionsforschung. Ich brauch das Geld. Hier kann man sich dafür anmelden.
 






Ich finde es gut, dass es Momente gibt, in denen alle Erfahrung, die man in sechs Jahren Blogschreiben gesammelt hat, einfach nicht vorhanden scheinen und man immer wieder blindlings drauflos wüten kann. Hört einem ja sonst keiner zu, manchmal.
 




(EDIT, 4.6.09, 20:34) Um weiteren Missverständnissen vorzubeugen: In folgendem Text geht es mir nicht darum, den Event zu kritisieren, zu bewerten oder schlecht zu machen. Auch geht es nicht darum, jene, die Spass an Spieleabenden haben, zu beurteilen oder gar nieder zu machen. Ich gebe zu, manchmal lasse ich mich gern hinreißen, Negatives auf mein Umfeld zu projizieren, wo es im Kern natürlich um einen selber geht. Wer macht das nicht gelegentlich? Dieser Text hatte für mich gestern Nacht nur die Funktion, angestaute Luft abzulassen, weil ich nicht schlafen konnte und ich momentan sehr viel über meine ambivalente Haltung mir selbst gegenüber nachdenken muss. Es geht rein um mich und meine Haltung und um Veränderungen, an denen ich gerade arbeite. Vor diesem Hintergrund bitte ich diesen Text zu verstehen und nicht immer alles für bare Münze nehmen. So, jetzt locker weiter im Text.

Ich komme gerade von wo her, da wollte ich eigentlich gar nicht hin. Und ich hab eine gewisse Unmut im Bauch, dass ich mich doch wieder entgegen meines Willens breitschlagen lassen habe, da überhaupt hin zu gehen. Keine Anklage. Jeder soll ja in seiner Freizeit machen was er will. Und eines der verwunderlichen Argumente für den Abend war ja auch "unter Leute kommen". Das kann ich an sich ganz gut immer überall. Herrscht bei mir subjektiv jetzt auch kein Mangel vor. Eher umgekehrt, ich wäre ganz gern mal mehr unter mir momentan. Im Zweifelsfall ist man ja auch in der U-Bahn unter Leuten.

Das Berliner Filmtablequiz hat sich unter einigen mir besser, locker und überhaupt nicht bekannten Twitterern als spassig etabliert. So kam ich heute auch mal dazu: mal schauen, was das überhaupt ist, Bierchen trinken und bisschen mit nicht-vorhandenem Filmwissen aus dem Studium der Filmwissenschaft scheitern. Und das ist auch alles spassig, wenn man gerne Spiele spielt und sich auch ansonsten gern in prüfungsähnliche Situationen begibt.

Ich hasse Spieleabende, weil ich Wettkämpfe nicht leiden kann, ich nicht gerne Strategien plane, ich Roleplay nicht mag und den Zufall als tragendes Handlungselement in meinem Leben nicht akzeptiere. Ich erlebe Spieleabende meist als immense Zeitverschwendung, ich lerne kaum etwas. Wenig über mich noch weiger über die Mitspieler. Mein Spassempfinden reduziert sich auf Knabberkram. Spiele sind Rituale, gemeinschaftsbildend und damit verbindend. Klar. Ich fühl mich danach meist nur leer und habe nichts gespürt. Das mag angenehmer Zeitvertreib sein, für mich sind Spieleabende die Klowände der Zeit.

Von ca. 30 Teams habe wir als Team "Pedobär" den 4. Platz gemacht (irgendwie musste man da was eintragen in so ein Feld "Teamname" und Plom ist dann der Pedobear eingefallen und ich hab das dann aus Tüddel etwas verfremdet auf den Zettel geschrieben). Gewonnen haben wir vor allem wegen dem lexikalischen und emotionalem Filmwissen von @thetruemilhouse und @plomlompom. @mspro hat seiniges dazu getan und ich habe als Schriftführer die Sache kanalisiert und auf Papier gebündelt. Gewusst habe ich ziemlich nichts und das wusste ich schon vorher, denn derartiges Quizwissen merke ich mir nicht, interessiert mich nicht. Meine Qualitäten sind da mal wirklich andere.

Kurz mal noch den Abend durchgerechnet, damit ich wenigstens etwas gelernt habe: Gezahlt hat jeder 5,- Euro Eintritt. Ca. 30 Teams mit im Schnitt 5 Leuten ergibt an der Abendkasse 750,- Euro. An der Kasse konnte man sich kostenlos eine Zitty mitnehmen. Also war das alles schon gleich ein verkapptes Zitty-Promo-Ding mit Eintritt. Für mich kein Argument, dass wegen der kostenlosen Zeitschrift der Eintritt nur 1,80 gekostet hätte. Erstens, ich wollte keine Zitty, zweitens steigern kostenlose Exemplare die Auflage, fließen folglich in die Mediadaten ein, steigern schließlich die Preise für Anzeigenplätze. Fünf Euro sind kein Ding an sich, wenn was geboten wird. Für so ein halboffizielles Zitty-Promo-Ding an sich aber auf den ersten Blick schon erstmal etwas naja. Dann noch Theke: Beck's für 3,- also, jeder von den 150 Leuten vielleicht 2-3 Getränke - also zwischen 900,- und 1350,- Umsatz an Getränken. Wenn's gut läuft also ein runder 2500,- Abend. Sind keine Millionenumsätze, muss man fair bleiben. Ich bin für 5,- Euro Eintritt und 3 Getränke einfach schon besser auf meine Kosten gekommen. Und wenn ich mir einfach einen Film in Kino angesehen hätte.
 




Als das Ich noch Kind war, war Helgoland meine Lieblingsinsel. Wegen der Nähe zu Legoland. (und natürlich wegen der verfressenen Königin Henrietta, die dort wohnte!)
 




Via @kosmar bin ich heute morgen auf einen Artikel über die Ansichten des Pabstes zum Social Web und der modernen Kommunikation überhaupt gestoßen. Angeblich, so der Blogautor des Bosten Globe, warnt der Pabst vor zu viel Facebook-Nutzung. In dem Blogartikel wird aktuell der Pabst zitiert und man ist der Meinung, dass er sich mit folgendem Absatz ganz klar auf Facebook bezieht:
"The concept of friendship has enjoyed a renewed prominence in the vocabulary of the new digital social networks that have emerged in the last few years. The concept is one of the noblest achievements of human culture. ... We should be careful, therefore, never to trivialise the concept or the experience of friendship. It would be sad if our desire to sustain and develop on-line friendships were to be at the cost of our availability to engage with our families, our neighbours and those we meet in the daily reality of our places of work, education and recreation. If the desire for virtual connectedness becomes obsessive, it may in fact function to isolate individuals from real social interaction while also disrupting the patterns of rest, silence and reflection that are necessary for healthy human development."
Darüber habe ich noch etwas nachgedacht beim heutigen Spaziergang mit der Kleinen am südlichen Mauerstreifen Berlins. Ich habe überlegt, wie so etwas wohl kommt, dass der Vatikan jetzt vor Facebook warnt. Ob da lauter Leute beichten, dass sie andauernd online Freundschaften pflegen, dabei aber ihre Familie und echten Freunde vernachlässigen? Was ist, wenn nun aber Freunde und Familie nicht alle im selben Dorf wohnen, sondern überall auf der Welt und man über Facebook einfach viel besser Kontakt aufrecht erhalten kann? Und dann fiehl mir noch ein guter, katholischer Freund ein, der mal meinte, dieses ganze Ge-twitter sei doch nur für Leute, die keine Freunde haben. Um das zusammen zu fassen: ich steigerte mich heute Nachmittag beim Spaziergang da gedanklich ein bisschen rein, über die Online-Friendship-Feindschaft der katholischen Kirche und jetzt eben, beim Nachlesen merke ich: Stimmt alles gar nicht!

Ist natürlich vollkommener Quatsch, dass der Pabst vor Facebook-Nutzung warnt. Ist halt nur eine geile Schlagzeile. Wenn man nachliest in der oben zitierten MESSAGE OF THE HOLY FATHER BENEDICT XVI FOR THE 43rd WORLD DAY OF COMMUNICATIONS wird erstens Facebook gar nicht genannt, zweitens geht es allgemein um moderne Kommunikation und Internet und eventuelle Gefahren und so, und drittens geht es darum, dass die jungen Katholiken, die sich in diesen neuen Kommunikationswelten bewegen, auch dort ihren Glauben verbreiten mögen:
I would like to conclude this message by addressing myself, in particular, to young Catholic believers: to encourage them to bring the witness of their faith to the digital world. Dear Brothers and Sisters, I ask you to introduce into the culture of this new environment of communications and information technology the values on which you have built your lives.
Das sollen sie gerne machen, die jungen, gläubigen Katholiken. Das soll bitte jeder machen wie er denkt und glaubt. Ist nicht verboten. Ist Kommunikation, ist Menschenrecht. Ich werde nur bisschen wütend, wenn so ein dahergelaufener Pulitzerpreis-Gewinner, wie der Blogautor Michael Paulson im Bosten Globe so ein Blödsinn schreiben darf und ich auch noch so blöd bin, Stunden darüber nachzudenken. Ich bin kein Katholik, aber ich mag es nicht, wenn Leute so unreflektiert Feindbilder schüren. Der Vatikan hat jetzt übrigens auch einen YouTube-Channel.
 




Ich lass mich mal treiben, textuell. Noch keine genaue Ahnung, wo die Aufregung nun her kommt, warum mich das beschäftigt und wo das Schreiben hier jetzt hinführen wird. Aber gestern fühlte ich mich (mal wieder) etwas gestört an den Weltverbesserungsidealen, die manche Blogautoren lautstark mit ihren Artikeln vor sich her tragen. Besonders gestört hat mich dabei die kurze Lektüre einiger deutscher Profiblogger in meinem Reader, die sich nicht selten internet-populäre Themen raussuchen - natürlich immer in guter Absicht - und diese mit ähnlichen populistischen Mitteln kundtun und rhetorisch "aufjazzen", wie jene ollen Medien (Bild, das Fernsehen, etc.) oder vergreisten Politiker, deren ideologische Haltungen und Handlungen sie eigentlich kritisieren. Klar, die alte Frage Zahn um Zahn, Gleiches mit Gleichem ... kenn wir ja, muss man nicht lange diskutieren. Was man aber diskutieren könnte ist, ob es eventuell eine viel tiefere Sache ist, die uns da umtreibt, wenn wir Blogger kritisieren, was wir so andauernd kritisieren.

Von allen Müttern und Vätern in der Welt, sind meine Mutter und mein Vater die, welche mich am geilsten so richtig nerven können. Dieses "Woher-ich-komme" lässt einen nicht los. Uns alle nicht, und wir wehren uns dagegen. Mit aller Kraft. Und so gern ich all eure Fotos im Netz mir anschaue von euren familiären Weihnachtsbäume in bildungsbürgerlichen Hütten, aus denen wir alle mehr oder weniger zu entstammen scheinen, umso deutlicher macht diese veröffentlichte Privatsphäre das, was man eigentlich nicht gerne unbeauftragt deuteln lassen möchte: Jenes, gegen das man sich tiefenpsychologisch implizit auflehnt, wenn man bloggt.

(EDIT: Missverständlich ausgedrückt. Man lehnt sich nicht gegen die Privatsphäre auf. Ich meine, die veröffentlichte Privatsphäre eines Bloggers bildet ein zusätzliches Indiz dafür, gegen was jener sich implizit eigentlich aufregt, wenn er einen sozial-, politik- oder sonstwie-kritischen Beitrag schreibt. Ein Beispiel: Fotos eines Bloggers, wohnhaft seit zwei Jahr in Friedrichshain, von Weihnachten in dicker Hütte irgendwo im südlichen Deutschland bei den Eltern mit Rotwein vorm Karmin. Warum macht der Blogger überhaupt dieses Foto und stellt es irgendwo online, wenn er doch sonst versucht in seinen gesellschaftskritischen Blogpostings sich gerade von diesem bildungsbürgerlichen Lifestyle und Weltanschauungen abzuwenden? Weil wir doppelt gebunden sind. Weil so das Leben ist. Das was wir lieben, hassen wir manchmal gleichzeitig. Daher sind Blogs so toll, wenn sie es schaffen, neben aller Ernsthaftigkeit auch Privatheit gelten zu lassen. Blogs die das bewusst vermeiden, finde ich persönlich uninterssant, und machen sich was vor in ihrer strebsamen Weltaufklärungs-Rhetorik.)

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf lesen sich Blogs gleich ganz anders. Egal ob privates Rumgeeiere oder vermeintlich Gesellschaftskritisches. Warum regt der sich da gerade über 15 Minuten Verspätung bei der Bahn auf, weil er selber immer zu früh kommt? Weil jener ein Lobby-Blogger-Streber ist, muss er Politiker dissen, die meist eben solche Streber sind und mit genau den Mitteln, wie sie Politiker und Lobbyisten nutzen um sich anzufeinden? Warum kritisiert gerade Hinz den Kundenservice von Hunz, wenn Hinz doch seinen Kunden gerade auch nicht im Fahrwasser schwimmt? Wenn ich eine schlechte Filmkritik schreibe, bin ich meistens genervt über mich, darüber, dass ich in der Zeit nichts Besseres angestellt habe (etwa einen vernünftigen Film gedreht habe, vielleicht (okay!!)). Oder sonst was, jedenfalls nichts Besseres. Das ist aber nicht die Schuld des Films, oder des Filmemachers, aber: auch nicht meine, denn ich schreibe keine Filmkritiken mehr. Höchstens persönliche Blogeinträge. Aber eine schlechte Filmblog-Kritik zu schreiben ist ebenso unbefriedigend und hilft bei all dem leider gar nicht weiter. Oder zumindest lehrt einen diese Erfahrung des unbefriedigenden Textes nicht, wieder einen Film zu sehen, wieder mit der unsagbaren Hoffnung, endlich etwas Gehaltvolles zu sehen, dass einem erspart, jemals wieder ins Kino zu müssen und - aber ich schweife aus. Das Wort "Filmkritik" kann in diesem Zusammenhang jedoch gerne durch "kritisches Blogposting" über was auch immer ersetzt werden. Deutungshoheit liegt beim Leser.

Weblogs als offene Briefe an Who the Fuck sollte eigentlich mein Thema für heute werden. Denn ich hab mich gestern hauptsächlich über obiges Zeug Gedanken gemacht und dann heute Vormittag kurz mal bei einem Kumpel vorbei gelesen und fand ganz frisch einen Offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister von Berlin, über den ich mir heute beim Busfahren einige Gedanken gemacht habe. Da war sie wieder! Diese idealistische Haltung, man könne vielleicht durch Meinung haben in einem Blog doch etwas an dem Gesamtkack ändern. Abgesehen davon, dass ich den Autoren kenne, ich eine ziemlich okaye Meinung von ihm habe und er sowieso meistens Recht hat, macht er eines richtig: Er adressiert nicht an Who the Fuck (wie viele Blogger), sondern hat den Brief an einen anderen Kumpel von mir geschickt: den Wowi. Weiss jetzt nicht, ob mit Post. Aber Wowi wird schon Google Alerts für seinen Namen aktiviert haben, obwohl ... ?

Schwupps wären wir wieder beim eigentlichen Problem, glaube ich. Denn wie sicher können wir eigentlich sein, dass das, was wir so bloggen, auch seinen eigentlich adressierten Adressaten findet und nicht nur im eigenen Saft der Blogleser schmort. Okay, es gibt technische Tools und Agenturen, die das für so richtig fette Firmen scannen. Aber nur mal ich jetzt zum Beispiel mit diesem Posting: Den Bahn-Aufreger muss ich nicht verlinken, den kennen wir alle in uns selbst. Genau wie den Hinz, der gegenüber seinen Kunden den Hunz macht. Und den Netzpolitikblogger kennne wir auch alle. Ich will mich mit dem auch nicht anlegen, find nur die Art wie er bei 3sat über Mac-User herzieht, nur weil er sich proprietäre Computerlösungen nicht leisten möchte, ziemlich unpassend. Klar, die Politik der Plattformen. Revolution hat aber auch immer etwas mit Lifestyle zu tun. Und ist halt Mist, wenn die IT-Avantgarde der CCC-Kongress Besucher hauptsächlich Mac-User sind und olle Linux nicht nur politisch "PC" ist.

Eigentlich wollte ich schreiben, wie ich das finde, was Achim findet in seinem Posting an den Bürgermeister, wo er recht hat und wo nicht mit der Stadtpolitik und dem Stadtmarketing. Und dass sich Berlin für mich und vorher schon immer so verhalten hat, wie was er kritisiert, und er trotzdem Recht hat, weil die Politik der Stadt immer nur Politik macht, aber die Stadt mehr ist als ihre Politik und sich immer Lücken finden und Clubs, Szenen und Cultures, die die Lücken suchen. Achim, wann treffen wir uns endlich mal wieder für lecker Bier und Stammtisch?

Was machen wir überhaupt? Wem zum Fuck schreiben wir da eigentlich immer? Alle Fragen offen, ich leicht soffen.
 




Normalerweise bin ich in diesem Haushalt ja derjenige, der am Schönsten jammert, wenn krank. Dieses mal ist's der Magen. Während ich nun aber mit dem Powerbook als Wärmflasche hier liege und keiner mein Jammern so recht hören mag, schnieft neben mir ein fieberndes 10-monatiges vor sich hin, das ungefähr alle zwei Stunden aus dem Schlaf aufschreckt, verwundert über Husten und verklärte Weltwahrnehmung. In den schönsten Tönen klingt ihr Wehklagen aus rauem Hals gepaart mit der Empörung über die unendliche Ungerechtigkeit des Krankseins. Da ist mein rottiger Magen und das bisschen Weltschmerz im Vergleich gar nichts gegen.

(aber das nur am Rande)
 




Meins von heute:
Die Nerven sind leider ein bisschen dünn. Ein Grund mehr, gründlich auszuschlafen und den freien Tag relaxt zu genießen. Tun Sie nicht mehr als unbedingt nötig ist. Dass Sie ein fleißiges Bienchen sind, müssen Sie ja nicht gerade heute unter Beweis stellen. Ziehen Sie sich lieber mal in die gemütliche Leseecke zurück und legen Sie die Beine hoch.
Das wäre der Plan gewesen, wenn nicht ...
 




Schreibe gerade in einer E-Mail folgende Zeilen und wundere mich, wessen Mitleid ich damit eigentlich wecken möchte:
Ich hab irgendwie genug von Familie, will alleine sein, alleine in fremden Städten. In fremden Kneipen als anonymer Gast von fremden Barkeepern, die sich einen Dreck um mich kümmern. Und da dann im kalten, kahlen Plattenbau übernachten. Neonlicht. Das wär super.
Ätsch, stimmt ja gar nicht :)
 








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