ich erinnere mich gerade an das kleine Krokodil und den Rollstuhlfahrer aus meinem Bildgedächtnis. Hat Gottschalks ZDF-Publikumsbeschimpfung vom letzen Samstag in "Wetten dass..." eigentlich schon Auswirkungen auf seinen Vertrag? Mann im Rollstuhl wird Schnappi zum Verhängnis.
Habe das Bedürfnis, bis auf Weiteres besser erstmal zu pausieren.
Eine merkwürdige Berlinale war das dieses Jahr. Der Wettbewerb war mir realtiv egal. Was man so nebenbei im Radio oder in der Kinoschlange hörte, hat man da auch nicht die grossen Knaller verpasst. Allgemeines Wundern über die Jury-Zusammensetzung. Das Panorama war der bessere Wettbewerb und mein persönlicher Eindruck vom Forum war dieses Jahr auch besser, denn es wurden weniger unausgereifte Experimente gezeigt, sondern Filme, die zwar ambitioniert, aber doch immer einen interessanten Moment hatten. Vom Gefühl her dieses Jahr mehr Leute während der Berlinale gesprochen, auch nette Neue kennengelernt. Weniger auf Parties gewesen, denn: die Filme sind wichtiger als die Empfänge und persönlich dieses Jahr wegen momentaner Orientierungsphase mit Selbstbewusstseinsfragen zu kämpfen gehabt in Angesicht von all den wichtig, wichtig Leuten, die Jobs machen, die ich auch machen möchte. Gegen Ende der Berlinale aber einige Ideen und positiver Blick. Gesundheitlich dieses Jahr alles im Lot geblieben. Bis auf die Zähne...
Ukraine 2005 - Regie: Aleksandr Shapiro - mit: Witalij Linetzkij, Alexej Gorbunow, Wladimir Gorianskij, Alla Sergijko, Wladimir Jamnenko / Forum
Experimentell ausgerichtetes Porträt von Kiew in Form eines Stadtführers. Elf Episoden sollen einen Gesamteindruck der Stadt geben. Fing eigentlich ganz vielversprechend an, hat sich dann aber nicht getragen. Nicht das es langweilig wurde, der Film wollte zu viel und irgendwann bin ich gedanklich ausgestiegen.
"Ganz gewöhnliche Informationen können mitunter sehr poetisch sein, selbst wenn es sich nur um Straßennamen handelt. Ich wollte zwei unterschiedliche Kategorien zusammenbringen: Information und Ästhetik – und etwas Beeindruckendes daraus machen. Außerdem wollte ich drei Filmgenres miteinander verbinden: Spielfilm, Dokumentarfilm und Chronik. Innerhalb von zwei Stunden sollte alles über Kiew gesagt werden. Der dokumentarische Teil des Film zeigt einige unbekannte Orte der Stadt, die Chronik beschäftigt sich mit der Geschichte von Kiew, und den Geist der Metropole kann man im Spielfilm-Teil entdecken." (Aleksandr Shapiro)
Frankreich 2005 - Regie: Raphaël Jacoulot - mit: Nade Dieu, Hadrien Bouvier, Pierre Berriau, Aurelia Petit, Anaïs Demoustier
Ruhiges, französisches Drama um eine 30-jährige Mutter und ihren 15-jährigen Sohn, der langsam flügge wird. Aus Angst ihren Sohn zu verlieren zieht sie mit ihm aus der Stadt in ein einsames Haus im Wald am Fluss und schreckt auch nicht davor zurück, ihn langsam zu vergiften. Interessanter Effekt: Die beiden Hauptdarsteller könnten auch Geschwister sein und nicht unbindingt 30 und 15. Die Zuschauerführung des eher konzeptionellen Films ist verhältnismässig offen gehalten mit unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten. Trotz der Offenheit in den Bedeutungen erzeugt der Film eine kohärente, beeindruckend scharf inszenierte Grundstimmung einer Angst vor psychischer Einsamkeit.
Geiseldrama in Griechenland um einen albanischen Immigranten, der einen Linienbus entführt und damit eine halbe Million Euro und freies Geleit ins Heimat erpressen möchte. Spannend, weniger auf Action ausgerichetet, sondern auf die Psychologie von Geiselnehmer und Geiseln. ?Angeregt zu meinem Film hat mich ein tatsächlicher Vorfall, zu dem es im Frühjahr 1999 in Nordgriechenland kam. Im Zentrum des Films stehen die Themen Emigration und Sehnsucht nach der Heimat; außerdem geht es um die Verantwortung der Massenmedien. Meine Absicht war es dabei, Licht auf einen ausgesprochen gewalttätigen und tragischen Augenblick in der jüngsten Geschichte Griechenlands und Albaniens zu werfen.“ (Constantinos Giannaris)
USA 2004 - von: Jeff Feuerzeig / Panorama Dokumente
Porträt über den Künstler und Musiker Daniel Johnston, den ich nicht kannte, der aber für Kurt Cobain der grösste Songwriter auf Erden war. Daniel Johnstons macht nicht nur traurige Lieder, sondern ist auch mansich-depressiv und schizophren veranlagt. In dem Film rekonstruiert Jeff Feuerzeig den Lebensweg des von den eigenen Dämonen gequälten Künstlers. Zur Verwendung kamen rares Archivmaterial, Interviews mit Wegbegleitern und Bewunderern sowie zahlreiche Songs des ?Desperate Dan“. Die Grenzgänge zwischen Genie und Wahnsinn, die der Film aufzeigt, sind für mich das beeindruckenste gewesen. Gutes Gefühl nach dem Film, Lebensfreude und positiver Blick.
Deutschland 2004 - von: Teresa Renn / Perspektive Deutsches Kino
Der Fall Janine F. ging im November 2002 durch die Presse. Die 24-jährige Frau hatte sich aus dem fünften Stockwerk des Berliner Kunsthauses Tacheles gestürzt. Die Zeitungen gaben den Tacheles-Künstlern eine Mitschuld an ihrem Tod. Sie hatten Janines Todesankündigung auf Video aufgenommen, aber nicht ernst genommen. Am nächsten Morgen hatten Touristen ihre Leiche fotografiert. Sie glaubten an eine Kunstperformance. (Berlinale Programm zum Film)
Der Film begibt sich auf die Spurensuche des Todes von Janine anhand von Interviews mit ihrer Ateliergemeischaft und engen Freunden. Spannend an dem Film ist, wie sich ein Bild von Janine im Kopf des Zuschauers aufbaut, ohne dass ein Bild von ihr im Film gezeigt wird. Leider fährt der Film den Karren am Ende in den Graben: Denn er zeigt das Video mit Janines Todesankündigung, baut alle Dramaturgie auf diesen Moment des authentischen Bildmaterials hin auf. Einige Minuten Video werden auf dem Silbertablett präsentiert und machen alles kaputt. Wär nicht nötig gewesen, denn Janines Porträt funktioniert voll und ganz über die Erinnerungen ihrer Freunde. Dadurch dass Janine am Ende doch noch zu sehen ist, resultiert alles in einer blöden Betroffenheitsinzenierung, die der Film eigentlich nicht nötig hätte. Den betroffen war ich vom Mythos, den die Erinnerungserzählungen aufbauten, nicht von ihrem tatsächliches Abbild und ihrem Grabstein, auf dem eine Freundin Blumen hinterlegt.
Frankreich 2004 - Regie: Lucile Chaufour - mit: Frédéric Beltran, Franck Musard, François Mayet, Serena Lunn / Forum
Voyage Rock'n'Roll de Paris à Le Havre, so der einizige Kommentar der Regisseurin zu ihrem ersten Langspielfilm. Dokumentarische Beobachtungen eines Rockabilly-Konzerts in Le Havre und Spielfilmszenen verbinden sich zu eine stilisierten Porträt der Fanszene. Interessanter Effekt an dem Film: Es ist heute, sieht aber aus wie Nouvelle Vague. Indem die Spielszenen bewusst á la "Ausser Atem" inszeniert sind koppelt sich das heutige Dokumentarische mit einer Retroästhetik der 60er. Aber der Effekt trägt nicht den gesamten Film, war zwar nett anzusehen, wär aber mit einem dreiminütigem Musikvideo auch okay gewesen. Das Beste an dem Film war die Titelsequenz. Statt der Schauspieler kommen alle Musik-Credits als erstes. Als ich in den Film ging, dachte ich noch, "ein Film über französische Rockabilly-Fans - in schwarzweiss? Soweit ist's schon mit uns gekommen?"
Deutschland 2004 - Regie: Antonia Ganz / Panorama Dokumente
Der Zufall hat mich in den Film gespühlt. Und wieder eine Bildungslücke weniger: Dokumentation über die Berliner Band Mutter, bestehend aus Max Müller (Gesang), Kerl Fieser (Bass), Florian Koerner von Gustorf (Schlagzeug) und Frank Behnke (Gitarre), die den Underground der 80ern überlebt haben bis heute. Der Film porträtiert die Band anhand von Interviews mit den üblichen Underground- und Musikexperten, wie Dietrichsen, Distelmeyer, Schamoni, Kaktus und auch der Buttgereit kommt zu Wort. Natürlich auch die Bandmitglieder, wovon der eine - der Schlagzeuger v. Gustov - mich doch arg an A. erinnerte. Interessantes Filmmaterial aus der guten alten Berliner Zeit, in der Musik für mich noch charttauglich sein musste und ich keine Ahnung von irgendwas hatte. Auf der Homepage von Mutter gibts einige Musik von denen zum Download.
Vorhin war ich ja übrigens bei der Zahnärztin wegen der Endodontie. Dass sie nicht gebohrt hat, kann ich nicht behaupten. Langsam lässt die Betäubung nach und das Pochen der Wurzel klingt wieder durch. Sollen ja schon Werkzeuge im Wurzelhals abgebrochen sein und Menschen deswegen Rheuma bekommen haben. Aber ich glaube, zum Potsdamer Platz kann ich schon wieder. Im Kino muss man ja nichtso viel sprechen.
Großbritannien 2004 - Regie: Dominic Savage - mit: Tom Hudson, Samina Awan, Nicola Burley, Wasim Zakir / Panorama
Das Kinodebüt des bislang mit dokumentarischen Arbeiten hervorgetretenen Regisseurs Dominic Savage spielt in einer nordenglischen Industriestadt, in der die Spannungen zwischen der alteingesessenen Bevölkerung und den zugewanderten Arbeitsemigranten einen gefährlichen Höhepunkt erreicht haben. Zu denen, die sich aufgrund ihrer ethnischen Vorurteile und ihrer sozialen Lage ausländerfeindlich verhalten, gehört auch der von seiner bigotten Mutter und seiner ebenso engstirnigen Schwester beeinflusste Adam. Die junge Naseema stammt aus einer muslimischen Einwandererfamilie; während ihr Vater ein liberaler, den westlichen Werten gegenüber aufgeschlossener Mann ist, reagiert ihr Bruder Yousif auf die Gewalt, die ihm im alltäglichen Leben entgegenschlägt, mit gewalttätigen Mitteln. Als sich Adam und Naseema bei der Arbeit zum ersten Mal begegnen, ist ihre gegenseitige Zuneigung offensichtlich. Adam ist von Naseemas Temperament und Schönheit total irritiert, schließlich bringt sie mit ihrem Charme all seine Vorurteile ins Wanken. Die vorgefassten Meinungen seiner Angehörigen kann er jedenfalls nicht länger nachbeten. Vor die Wahl zwischen seiner Familie und seiner Liebe gestellt, entscheidet Adam sich für Naseema. Damit beginnt für das junge Paar eine schwere Zeit der Anfeindungen und Konflikte. Ein rein privates Glück kann es für die beiden nicht geben. Wenn ihre Liebe von Dauer sein soll, werden sie die tief verwurzelten Vorurteile in ihrer Umgebung irgendwie überwinden müssen. (Berlinale Programm zum Film).
Das was Ken Loach mit seinem letzten Film Just a Kiss versucht hat - durch eine Liebesgeschichte zwischen Muslime und weisser Frau die Vorurteile beider Kulturkreise und die Probleme der Annäherung zu thematisieren - gelingt diesem Film auf merhfacher Ebene. Erstens ist zwischen den Paaren hier tatsächlich so etwas wie eine brennende Liebe zu spühren, die bei Loach nur gut aussieht, aber nicht spührbar wird. Zweitens zeigt dieser Film tatsächlich den Schmutz, die dreckigen Vorurteile und das herzerbitternde Leiden der Paare durch die Umstände. Bei Loach wird der Konflikt im Vergleich nur behauptet, aber nicht visuell inszeniert. Drittens, dadurch das es nicht nur Muslime (Mann) - Weisse Frau, sondern auch noch die Konstellation muslimische Frau - weisser Typ gibt - und sich dann auch noch alles aufbauscht, weil alle miteinander bekannt sind und in der selben Fabrik arbeiten wird der Konflikt nicht so einseitig wie bei Loach durchdialektisiert. Hat sich gelohnt dieses Problem-Love-Stroy noch anzusehen.
Deutschland 2004 - Regie: Till Endemann - mit: Jacob Matschenz, Alice Dwyer, Peter Kurth, Adrian Topol / Perspektive Deutsches Kino
Die Geschichte um die kurze Teenagerliebe zwischen Malte und Annika, oder ist es doch nur ein Urlaubsflirt? Alles spielt in Ahlbeck, der Ferienort auf Usedom, dicht an der Grenze zu Polen. Malte lebt in Ahlbeck, er wird in dieser Woche 18, jobbt im Fischladen und schmuggelt als kleiner Fisch Zigaretten über die Grenze, um seinen Führerschein zu bezahlen. Er und sein Freund verstehen sich als der Urlaub für die Mädchen, die sie versuchen aufzureissen. Sein Vater ist Alkoholiker, überraschend kommt die Schwester mit ihrem Sohn zurück nach Hause. In all den ganzen Teenagerproblemen mit der Zukunft und der Freiheit entwickelt sich die kleine Affäre zu Annika, die in Ahlbeck eine Woche Urlaub macht, recht positiv. Mehr als eine Affäre wird's aber nicht. Und ganz unschuldig "erste große Liebe" ist das ganze auch nicht. Symphatischer Diplomfilm, mit nett anzusehender Teenagerstory, mehr aber auch irgendwie leider nicht. Innerhalb der vielen Filme auf so einem Festival wirkte das doch recht konventionell und irgendwie schon mal da gewesen. Vielleicht war aber auch das Kino schuld, denn im CinemaxX 3 oben rechts hat eine Lautsprecherbox ihren Geist aufgegeben, knarzte munter vor sich hin und trübte das Vergnügen
Frankreich 2005 - Regie: Jérôme Bonnell mit: Nathalie Boutefeu, Marc Citti, Judith Remy, Lars Rudolph / Forum
Bin ich etwas zu spät rein und hatte zuerst das Gefühl, der Film wird nichts. Wurd aber was. Fanny leidet an einer psychischen Störung und lebt mit ihrem Bruder zusammen. Nach einem Streit fährt sie nach Deutschland, um das Grab ihres Vaters zu besuchen. Im Wald lernt sie den Einsiedler Oskar (Lars Rudolph) kennen und da beide die Sprache des anderen nicht verstehen kommunizieren die beiden ihre aufkeimende Liebe ohne Worte. Die Darstellung der Fanny durch Nathalie Boutefeu ist gelungen. Nicht zu überdramatisiert stellt sie die psychischen Ticks der Firgur da, die meist eigentlich ganz gesund wirkt. Erst als Lars Rudolph ins Bild kommt, beginnt der Film mit der Beobachtung der Liebesbeziehung aber erst wirklich interessant zu werden. Kleine, feine Etude.
"Mein Film erzählt die Geschichte eines Menschen, der nicht kommunizieren kann und durch die Liebe gerettet wird. Deshalb sollte Fannys Reise der einer Märchenfigur ähneln, es sollte eine Entwicklung, eine Initiation geben – auch wenn die Atmosphäre des Films mehr oder weniger realistisch ist. Fanny unterscheidet sich von den anderen Figuren des Films: Sie ist das 'schwarze Schaf' der Familie, rennt davon und sucht das Abenteuer. In dem Moment, in dem sie mit anderen Augen gesehen wird, 'wird sie schön'. Eine Liebesgeschichte über zwei Menschen zu machen, die nicht die gleiche Sprache sprechen, war mein Ausgangspunkt bei dieser anfangs noch undurchsichtigen Geschichte. Ich wollte nur Körper, Blicke und Gesten zeigen, nur Lachen und Stimmen, die nicht sprechen, hören. Auf diese Weise möchte ich mich auf ausschließlich filmischem Weg den Gefühlen nähern, um die es hier geht." Jérôme Bonnell im Forum Programm zum Film
Niederlande 2004 - Regie: Walter Stokman / Panorama Dokumente
Dokumentation die mit Interviews und Archivmaterial einen Banküberfall rekonstruiert, der als Vorlage für Sidney Lumets Film "Hundstage" (1975, mit Al Pacino) diente. 1972 hatte John Wojtowicz eine Bank in Brooklyn gestürmt, um Geld für die Geschlechtsumwandlung seines Freundes zu erbeuten. Die Doku beschäftigt sich mit den Übergängen der Realität dieses Falls zur filmischen Fiktion und natürlich mit Wojtowicz, dessen Darstellung aber fast nur am Telefon zu hören ist. Geldgierig will er sein Story nur gegen Cash erzählen.
|Berlinale Programm zum Film
Deutschland, Frankreich 2004 - Regie: Christian Petzold - mit: Julia Hummer, Sabine Timoteo, Marianne Basler, Aurélien Recoing, Benno Fürmann / Wettbewerb
Guter Film, auch wenn ich mich mit der eigenartigen Atmosphäre etwas allein gelassen fühle. Der Regisseur schreibt selber zum Inhalt: Ein Mann fährt von Paris nach Berlin. Er sucht seine Frau. Er wird sie finden, in einer Psychiatrie in Spandau. Er wird sie wieder mitnehmen, zurück nach Paris. Die Frau fährt jedes Jahr nach Berlin. Sie sucht verzweifelt ihre Tochter. 1989, da war die Tochter drei Jahre alt, ist sie entführt worden. Und verschwunden geblieben.
Jetzt entdeckt sie ein Mädchen. Nina. Eine Streunerin, Drifterin. Eine unbehauste junge Frau. Die umherzieht mit einer, die Toni heißt. Eine, die sich die Welt nimmt. Eine Diebin. Die Frau glaubt, in Nina ihre Tochter wiedergefunden zu haben. Gespenster, das sind Gestalten, die nicht einsehen wollen, dass sie tot sind. Die herumspuken, in den Zwischenreichen, zwischen den Lebenden und den Toten. Die hoffen, dass die Liebe sie wieder lebendig machen kann.
Um solche Gestalten geht es hier.
Geisterhafte Ortlosigkeit, eine merkwürdige Stimmung baut der Film auf. Fast alles spielt in Tiergarten, ein austauschbarer Ort. Urbanität und labyrinthische Stadtnatur zugleich. Julia Hummer wirkt in der Rolle ein bißchen festegelgt. Sabine Timoteo konkurriert mit mehr Dynamik. Petzold scheint sich stilistisch auf zurückgenommene, artifizielle Inszenierung festzulegen, die stellenweise etwas maniriert wirkt. Aber doch ein stilles, atemberaubendes Vergnügen.
Rußland 2004 - Regie: Anna Melikian - mit: Gosha Kutsenko, Nana Kiknadze, Artur Smolianinov / Panorama
Ganz ehrlich? Crazy Film, den ich glaube, nicht verstanden zu haben, und froh gewesen wäre, wenn danach aus dem Publikum noch Fragen gekommen wären, die ich vor lauter Fragen gar nicht hätte stellen können. Es geht irgendwie darum, dass ein Boxer auf der Flucht vor seinen eigenen Erinnerungen mit dem Zug in einen Ort in der Krim gerät - oder auf den Mars. Der Ort lebte früher von einer Stofftierfabrik. Alles sehr skurill. Jedenfalls lernt er die hübsche, rothaarige Bibliothekarin Greta kennenlernt und Grigorij, der in Greta verliebt ist. In ihrem Spielfilmdebüt verbindet die junge Regisseurin Anna Melikian eine bittersüße Dreiecksgeschichte mit Auskünften über die Realitäten im heutigen Russland. Und da kann ich nicht mitreden. Trotzdem wage ich zu sagen, dass der Film in seiner Ironie und seiner Kritik in einer doch typische Linie des jungen russsichen Kinos steht. Denn dieses merkwürdige Gefühl bei der Rezeption frischer russischer Filme kenne ich schon seit einigen Jahren. Die sind meist so dicht mit Symboliken angereichert, aber doch so verklausiert, dass die für einen typischen Wessi nicht so einfach zu entschlüsseln sind. Aber trotzdem klasse anzusehen. Ist ja auch mal nett, so fast vollkommen orientierungslos zu sein.
Ganz hübsche Doku über eine Region, die ich nicht kannte und die mich auch nicht interessiert: Zwischen Köln und Bonn liegt das sogenannte Vorgebirge, dem das dahinterliegende Gebirge fehlt. Es ist eine zersiedelte, charakterlose Region, in der aber natürlich auch Menschen ihre Heimat haben. Vier von diesen Bewohnern porträtiert der Film. Ein zugezogener Pfarrer, der einen jahrhundertealten, traditionellen Streit zwischen den Dörfern zu schlichten sucht. Eine Krimiautorin, deren Romane im Vorgebierge spielen, deren Bücher aber ausgerechnet im Heimatdorf nicht gelesen werden. Das jüngste Mitglied eines Junggesellenvereins, der am liebsten Modedesigner in Mailand werden will und dann eine Lehre in Köln als Florist anfängt (klasse! mein Lieblingsprotagonist! ich hoffe sehr, er findet seinen Weg). Und der leidenschaftliche Vorsitzende des Spielmannszug, italienischer Abstammung aber im Herzen deutscher Vereinsmensch. Auch toller Typ. Geht zur Bundeswehr, weil ihm an einem Verein wichtig ist, dass die nette Uniformen haben.
Wie auch immer. Hat mich sehr überrascht und amüsiert dieser Dokumentarfilm über das Heimatliche in der Normalität. In jedem Mensch steckt eine tragische Figur, wenn man nur hinhört. Würde der Protagonisten? Ja, ist erhalten geblieben, aber best friends will man mit der Region wirklich nicht werden.
Frankreich 2004 - Regie: Frédéric Balekdjian - mit: Pascal Elbé, Simon Abkarian, Isaac Sharry / Panorama
Erster Film dieses Jahr auf der Berlinale, in dem ich gepflegt eingedöst bin. Kann ich also nicht viel zu sagen. War aber, glaube ich, gar nicht so ein schlechter Film. Es ging um so Spieler-Gauner in Paris. Großstadtkrokodile halt mit ihren betrügerischen Kartentricks. In diesem Mileu kommt es zu einer Freundschaft zwischen dem französischem Gauner Vahé und dem asiatischen Einwanderer Yuen (der auch noch der Bruder von der Frau ist, die Vahé liebt). Keine Ahnung, kaum Erinnerung, hab gut gedöst, wurd nur manchmal vom Geballer wach.
(Colour Blossoms) - Hongkong, China 2004 - Regie: Yonfan - mit: Matsuzaka Keiko, Harisu, Teresa Cheung, Sho, Carl Ng / Panorama
Etwas schwul-kitischige und auch erotische Geschichte um die Hauptfigur einer chinesischen Immobilienmaklerin, die einer Diva ein Haus verkauft und den Auftrag bekommt, für die alte Wohnung der Diva den richtigen Nachmieter zu finden. Darum geht's aber eigentlich nicht. In der kitschigbunten Jugendstil-China-Einrichtung der Wohnung changiert bald Vergangenheit, Erinnerung und Gegenwart miteinander. Und dann ist da auch noch der junge Polizist mit der sexy Uniform... Es geht in dieser Liebesgeschichte um SM und transsexuelle Bezüge, um Lust und Leid, Unschuld und Verführung. Inspiriert ist das ganze von einer Oper des chinesischen Dichters und Dramatikers Tang Hsien-tsu, den ich nicht kenne, aber "opernhaft" war es allemal. Hatte was, dieser Kitsch und das Erotische so auf nüchternen Magen. Ziemlich viele Leute sind während des Films rausgegangen.
|Berlinale Programm zum Film
Wenn ich mir es nur lange genug einrede, bin irgendwie stolz, dass mich bis jetzt keiner nach meinem Musikgeschmack mit diesem Ketten-Blogeintrag gefragt hat. Warum fragt mich bloss keiner?
heute 5 Filme gesehen. Schade, dass mehr nicht geht. Keine Ahnung, ob die gut oder schlecht waren. Zweifel am Urteilsvermögen, Zweifel am Sinn, überhaupt drüber bloggen zu wollen. Kann ja nur halbgarer Eindruck sein gespickt mit Flüchtigkeitsfehlern. Erinnerung an die Filme verschwimmen, Bilder und Geschichten auch, bin zu müde um noch drüber zu schreiben. Außerdem fällt es sehr schwer, Berlinalepublikum zu ertragen. Dieses strotzselbstbewusste erörtern von Inhalt und Form nach jedem Film. Immer wenn ich keine Fragen zum Film habe, fragt das Publikum die peinlichsten Details. Wenn ich den Film nicht verstanden habe und ich froh wäre, so ein Zweitsemester würde die nötigen Fragen stellen, keimt aus dem Publikum das Interesse, wie hoch der Etat war, oder was das nächste Projekt ist. In der Urinia - dem Spielort für die Wiederholungen der Wettbewerbfilme - ist der Sound wirklich schlecht. Diesbezüglich war der Royal-Palast besser.
Deutschland 2004 - von: Lutz Hachmeister und Michael Kloft
Auf den Tagebüchern von Goebbels beruhende Dokumentation, die seinen Werdegang als Propagandaminister zeigt. In der deutsche Fassung spricht Udo Samel die Tagebuchtexte, die mit historischen Archivbildern illustriert werden. Der Schreibstil Goebbels wird gut deutlich, allerdings musste natürlich aus der Fülle an Material ausgewählt werden. Eine persönliche Lektüre der Tagbücher wirft weit mehr Erkenntisse über die Person Goebbels als Mensch und Nazi auf, als der Film das kann. Merkwürdig, dass mir ausgerechent bei einer Dokumentation dieses typsiche Argument von Literaturverfilmungen über die Finger huscht. Einige meiner Lektüre-Eindrücke der Tagebücher spiegelt der Film sehr schön, andere, die damals mehr meine Aufmerksamkeit erreichten, scheinen mir zu kurz zu kommen. Zwiespältig: Der Film verlässt sich vielleicht zu sehr auf ein intelligentes, geschichtsbewusstes Publikum, denn eine wirkliche Richtung der Rezeption Goebbels gibt der Film nicht vor, sondern gibt es in die Hand des Zuschauers. Das ist natürlich sehr gut für einen Dokumentarfilm und ein bisschen Goebbels steckt in jedem von uns. Bei diesem Gegenstand wird der Film aber sicher auch in die Vertriebswege von Neonazis finden und dort anders als intendiert rezepiert werden.
Überhaupt: Es war die Premiere, die ich gesehen habe, mit einem ganz anderen Publikum als sonst: Viele Histroriker und Menschen, die vom die Nazi-Vergangenheit aufarbeitendem Kultur- und Historikerbetrieb ein gesettletes Leben führen können. Denn bei Geschichte um Film geht es auch immer um Filmrechte. Und mit Bewegtbildern, wo ein Hakenkreuz drin vorkommt, am besten in Farbe, kann man eben auch Geld verdienen. Ist mir nur so aufgefallen.
Japan 2004 - Regie: Kazama Shiori - mit: Nakamura Mami, Shibukawa Kiyohiko, Nakatsuka Keishi, Tanabe Seiichi / Forum
Twenty-Somethings in Tokyo, die ihr Liebesleben nicht auf die Reihe kriegen, weil sie sich einfach zu passiv durchs Leben strudeln lassen. Klingt jetzt etwas hart, obwohl es eigentlich ein sympathischer Film ist. Irgendwie gehen mir diese japanischen Jugendfiguren in den letzen Jahren immer mehr auf den Keks. Sind über 20, stehen mehr oder weniger auf eigenen Beinen, aber ein Gebaren wie Kinder (wollen nicht erwachsen werden...). Oder stört mich da nur an mich selber was? Wahrscheinlich. Das sind eigentlich immer ganz liebe, sehnsüchtige Filme - mit diesen Twens auf dem langgezogenen Weg zum langweiligen Erwachsensein - verzweifeltes Klammern an einem verlorenen Jugendtraum und perspektivlosen Zukunft... Auch ein bißchen diese Murakami-Atmosphäre. Ich muss unbedingt mal nach Japan, da ist immer so viel Anteil in diesen Filmen, den ich kulturell nicht voll kapiere. Das hab ich beim letzen Film der Regisseurin vor einigen Jahren auch schon gedacht, glaube ich.
... dann immer wieder jetzt schon das Gefühl, genug gesehen zu haben. Desinteresse an jeder Filmbeschreibung, Orientierungslosigkeit im Programm, da alles so beliebig erscheint. Österreichische Filmfachleute machen zwar oft gute Filme, verhalten sich gegenüber Mitmenschen aber schlimmer als Deutsche (oder sie sind so was wie Berlin einfach nicht gewohnt). Ich treffe sehr viele Bekannte zwischendurch, habe aber das dumpfe Gefühl, ich mache einen etwas verpeielten Eindruck. Die nächsten Tage, warme Malzeiten nicht vergessen. Trotz Lust, nicht geraucht.
Irland 2004 - Regie: Lenny Abrahamson - mit: Mark O'Halloran, Tom Murphy, Louise Lewis / Panorama
Ein Tag im Leben zweier Dubliner Junkies, eine kreisförmige Odyssee auf der Suche nach Geld, respektive Stoff mit Anklängen an "Warten auf Godot", "Dick & Doof" sowie Kaurusmäki. Es fiel mir zuerst etwas schwer, in diesen speziellen (irischen?) Humor reinzukommen. Aber er war da, zwischen der rauen Realität. Auch mich das Gebaren der beiden zuerst eher an "Beavis & Butthead" erinnerte hat, als an "Dick und Doof". Wie durch ein Paralleluniversum vollzieht sich der Streifzug der beiden langjährigen Freunde durch Dublin, der tatsächlich ein wenig an die Situation erinnerte, in der man sich selber als Filmjunkie auf so einem Festival wiederfindet: Kaum fähig in den Pausen zwischen den Filmen ein vernünftiges Gespräch zu führen, fröstelnd auf der unruhigen Suche nach dem nächsten Kick, der sich einstellen wird, aber immer viel zu lange auf sich warten lässt. Und am Ende jeden Films wacht man aus einem Rausch auf, reibt sich die Augen und weiss ganz kurz nicht, wo man eigentlich ist.
Dokumentation über die 1987 gescheiterte Flucht aus der DDR von Matthias und Susanne, die 20-jährig ins Gefängnis kommen. Zurückgeblieben war Matthias Freundin Suse. Nach 16 Jahren begegnen sich die 3 wegen dieses Films wieder. Individuell begehen die Protagonisten die Orte der Flucht und die Haftanstalt und bereiten in Interviews ihre Erinnerung auf. Ruhiger Film mit einer durch die Erzählung der Protagonisten bestimmten Dynamik. Nach der Sichtung von Sophie Scholl ergaben sich einige interessante Parallelitäten. Was sind die Beweggründe von eigentlich ganz normalen Leuten, sich gegen die Macht eines Staates zu widersetzten? Bei Sophie äußert sich der Kampf für eine demokratische Gesellschaftsordnung in schriftlicher Meinungskundgebung. Bei den Flüchtlingen geht es zunächst um die Durchsetzung individueller Freiheit. In beiden Fällen gründet die Aktion auf einem starken Wille trotz Todesbewusstsein. Nicht falsch verstehen! Die beiden Filme sind eigentlich Apfel und Birne...
Deutschland 2004 - Regie: Marc Rothemund - mit: Julia Jentsch, Fabian Hinrichs, Alexander Held, Johanna Gastdorf
Der Titel sagt eigentlich alles. Kein Schulfunk, sondern eine super-gemachte Schmonzette vor politischem Hintergrund. Spielt hauptsächlich Innen: Verhörzimmer und Gefängnis und Gerichtsaal. Die Schauspieler sind klasse. Besonders natürlich Julia Jentsch. Ich hatte einen ziemlichen Klos im Hals gegen Ende.
Österreich, Deutschland 2005 - Regie: Jörg Kalt - mit: Maria Popistasu, Bogdan Dumitrache, Simon Schwarz, Kathrin Resetarits, Viviane Bartsch, Barbara Albert / Forum
Leider am Sonntag nur einen Film gesehen, aus Freundschafts- und Liebesgründen. Ein junges rumänisches Paar reist nach Wien und geht verloren. Sie wollen eigentlich ein gestohlenes Auto über die Grenze schmuggeln, doch der Job verzögert sich und sie müssen einige Tage in Wien verbingen. Durch Wirrungen in der Beziehung trennen sich ihre Wege: er trifft eine Angestellte eines Reisebüros, sie lernt einen Kaufhausdetektiv kennen, der seiner Ex-Freundin nachtrauert und mit einer apathischen Mitbewohnerin zusammenwohnt. Das ganze vor dem Hintergrund, dass in wenigen Tagen die EU-Erweiterung stattfindet.
Schöner Film, etwas lieblose Kameraarbeit, da hätte man mehr rausholen können. Aber insgesamt ein sehr unterhaltsamer, junger Österreichischer Film (wieder im Dunstkreis um Barbara Albert). Eines allerdings: Am Kartenhäusschen wiederholte eine der Darstellerin immer wieder "Ich hole jetzt meine Karteb ab, ich hole jetzt meine Karten ab...", ohne zu sagen, wer sie sei. Die Kassenfrau konnte ihr so nicht helfen. Und ein Herr von der Produktion hielt äusserst barsch eine Reihe im Kino für die Produktion frei. Mit solch einem wichtig, wichtig bis arogantem Auftreten fällt man schon auf. Reisst euch mal zusammen, ist doch nur ein Film!
Deutschland 2004 - Regie: Judith Keil, Antje Kruska / Perspektive Deutsches Kino
Dokumentation über 3 Singles in Berlin: Eine Schülerin, ein arbeitsloser Schlosser und einer, der für die Liebe seine Ehe aufgegeben hat. Ist von den beiden Macherinnen von "Der Glanz von Berlin", den ich leider immer noch nicht gesehen habe. Was ich aber dringend nachholen werde, weil mir "Dancing..." doch sehr gefallen hat. In Ansätzen ist eine Inszenierung a la Ulrich Seidel zu erkennen, die sich aber im Laufe des Film zugunsten der Nähe zu den Protagonisten wendet. Seidl ist kälter, distanzierter.
In der Schlange hab ich eine kennengelernt, die mir nachdem Film noch ein Ticket für das Kurzfilmprogramm geben konnte , in dem A.s Film läuft. Hab ich den also auch noch sehen können - auf riesen Leinwand und richtigem Sound. Danch im "Homebase" lange geblieben. Geredet, u.a. auch mit der jungen Protagonisten aus dem Film - merkwürdiges Gefühl: Die Wahrnehmung eines Menschen über die Leinwand als filmische Figur, die dann in der Warteschlange zur Toilette in Echt vor einem steht.
Mit S., die da in der "Homebase" mit drinsteckt über ihre Dissertation gesprochen. Hat mir Mut gemacht.
Argentinien 2005 - Regie: Anahí Berneri - mit: Juan Minujín, Mimi Ardú, Carlos Echevarria, Osmar Nuñez / läuft im Panorama
Geschichte um einen HIV-positiven Schriftsteller, der als er erfährt, dass er demnächst sterben wird, entschliesst ein Tagebuch über die täglichen Veränderungen zu schreiben. Dabei geht es ihm durch das Schreiben die physische und die psychischen Leiden, die der Virus auslöst, zu lindern. Durch die eigene Standortbestimmung des Tagebuchschreibens werden Wünsche in ihm wach, die er noch vor seinem Tod sich erfüllen möchte: Die Suche nach der große Liebe, lässt ihn Kontaktanzeigen schalten und in der schwulen Szene Buenos Aires rumziehen. Im Laufe der Zeti kann er einen Verleger für sein Tagebuch interessieren.
Ich bin mir noch zwiegespalten, was der Film eigentlich will. Einerseits geht´s halt immer weiter bergab in der Handlung, was in der Sache des Themas liegt. Im Prinzip, denn der Film hat auch cheerfull moments, in denen es scheint, dass der Protagonist in seiner Suche nach Sex und einem Rest Lebenslust vollkommen glücklich scheint. Sex als ein Mittel, sich des Lebens zu vergewissern. Geschmackssache ist, wie intensiv der Film Darkroom-Szenen und Leder-SM inszeniert. Er tut es in gewissen Szenen nahezu orgienhaft, ohne jedoch explizit pornografisch zu werden. Manchmal finde ich den Hauptcharakter symphatisch und manchmal war er mir sehr fremd. Liegt aber vielleicht auch daran, dass ich zu weit vorne sass und hin und wieder Probleme hatte, den riesigen Untertiteln zu folgen, sondern lieber den dunkeln aber farbenfrohen ( = Achtung: Psyche des Protagonisten!) Bildern zugeschaut hab.
Der Film ist die Adaption eines Buches, mit dessen Autor die Regisseurin zusammen das Drehbuch für den Film entwickelt hat.
USA 2005 - Regie: Craig Lucas - mit: Peter Sarsgaard, Campbell Scott, Patricia Clarkson / läuft im Panorama
Mein dritter und erster Film dieses Jahr, den ich äusserst mitreissend fand. Ein Film-Noir um einen Drehbuchautor in Hollywood, der in eine verhängnisvolle Beziehungskiste mit seinem Filmproduzenten und dessen Gattin tappt. Von der Dramaturgie klassisches Film-Noir Genre, vom Setting nicht immer ganz so low-key. Der Freund des homosexuellen Autors ist gestorben und darüber handelt das Drehbuch. Der Produzent möchte, dass das Buch zu einer heterosexuellen Geschichte umgeschreiben wird. Trotz Bedenken willigt der Autor ein. In einem Chatraum begegnet ihm bald sein verstorbener Freund (es stellt sich für den Zuschauer schnell raus, dass es die Frau des Produzenten ist, die sich Informationen über die Beziehung verschafft hat). Darüber hinaus fängt der Autor eine Affäre mit dem verheirateten Filmproduzenten an. Zwischen Chat und Realer-Affäre entwickelt sich zwischen den Dreien ein psychologisches Spannungsfeld, dass den Film zu einen packenden Thriller macht. Nicht nru die Handlung, auch die Visualität des Films macht Spass: die ausgezirkelten, sonnigen Bilder eines Traum-Hollywoods und die Ikonizität von Alltagsgegenständen vs. alptraumhaft aufblitzende Innenwelten.
|Berlinale Programm zum Film
Mit diesem Omnibusfilm wurde offiziell am Abend das Int. Forum im Delphi eröffnet. Omnibusfilm, weil 6 Regisseure drin mitfahren. Aber eine Tram kommt auch drin vor.
"Lost and Found" ist ein Filmprojekt, für das sechs junge Filmemacher aus Mittel- und Osteuropa jeweils einen Kurzfilm zum Thema 'Generation' entwickelt haben. Aus diesen sechs Beiträgen entstand ein abendfüllender Kinofilm von jungen Regisseuren, die zu den besten Nachwuchstalenten in der gesamten Region zählen. Ungewöhnlich ist der Rahmen inform einer eigenständigen Animations-Geschichte, der die fünf Kurzfilme visuell verbindet. Das Thema 'Generation' zieht sich wie ein roter Faden durch den ganzen Film und spiegelt ein neues Selbstverständnis junger Filmemacher in Mittel- und Osteuropa wider. Traditionen und nationale Geschichte werden anders betrachtet und filmisch neu erzählt, ohne dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern nivelliert werden. (Katalog Forum zum Film)
Die alles verbindende Animation "Gene+Ratio" des Esten Mait Laas war klasse, weil sie ins Abstrakte ging aber nicht zu weit abdriftete. Die einzelnen Episoden, jede für sich toll (steigernd, die letzte am tollsten), konkurieren ein wenig untereinander. Humor, bei dem man aufpassen muss, die Pointe mitzubekommen. Künstlerische Leitung des Projekts hatte Nikolaj Nikitin (der Chefredakteur vom Schnitt ist und doch auch die Osteuropa-Recherche der Berlinale macht (oder machte?), wenn ich mich nicht irre). Schöner, sehenswerter Film. Hat mir gefallen, hatte schöne Momente, andere Momente waren nicht ganz meine Welt. Eher das Gefühl, ein Kurzfilmprogramm gesehen zu haben. Aber okay.
Danach mit A. und seinen Leuten seine Premiere (voller Erfolg) gefeiert, aber davon erzähl ich später, weil ich will noch in die Maria zu T.Raumschmiere. Gute Nacht! Ist das wirklich so eine gute Idee da jetzt noch hin? Ganz ehrlich, ich leg mich lieber schlafen, wenn ich's so recht bedenke.
Die letzten Jahre bin ich auf der Berlinale doch in ein unangenehmes Kino-Hopping verfallen. Wenn mich ein Film nicht innerhalb von 20min. interessiert hat bin ich raus und irgendwo anders hin. Das will ich dieses Jahr mal anders machen. Mehr Geduld, mehr warten, was da kommen mag. Dieser Film, der erste den ich im Rahmen der Berlinale gesehen hab, hat diesen Vorsatz schon arg auf die Probe gestellt. Es ist eine Dokumentation über die Choreographin Mathilde Monnier und die Probenarbeiten an einer Tanzperformance von ihr. Vielleicht muss man die Arbeiten von Monnier kennen, vielleicht muss man auf moderne Tanzperformance abfahren. Mit ersterem bin ich vorher noch nicht in Kontakt gekommen, zweiteres kann schon mal ganz interessant sein. Der Film vermittelt beides aber nicht. Hauptsählich wird Tanz und Arbeit am Tanz gezeigt, aber es fügt sich - für den Nicht-Kenner - nicht zusammen. Besonders hat mich die Kameraarbeit gestört: Bewegte Kamera, die Tanzbewegungen einfangen will, sie teilweise nachvollziehen will, um "experimentell" zu scheinen. Macht mehr kaputt von der Faszination des Tanzes, als dass sie sie einfängt.
"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" Karl Valentin
Stand nicht Kino an, sondern ein Interviewtermin. Mit frisch geputzten Schuhen stand ich in der Lobby des Ritz Carlton und sollte ein Mitglied der Acadamy kluge Fragen stellen. Alles war wichtig wichtig. Man kennt das. Auf nuechternem Magen hat mich damit der Berlinalerummel voll erwischt. Und meine Schauspieler Klischees haben sich wieder bestaetigt.
Heute noch keinen Film gesehen, sondern etwas kränklich im Bett gelegen. Gegen Abend Akkreditierung abgeholt, die dieses Jahr - sehr schick - nur ein weisses Halsbaendchen haben. Am Potsdamer Platz viel Glanz, viele Kameras, viel Polizei. Karten für A.s Kurzfilmpremiere am Freitag und Samstag sind ausverkauft. Ab ins Bett.
2001 hat Florian Gallenberger mit seinem Kurzfilm Quiero ser, einer Geschichte um zwei mexikanischen Straßenkinder, einen Oscar gewonnen. Eine riesige Auszeichnung für einen Kurzfilm, das beste was dem Münchener Filmstudenten mit seinem Diplomfilm passieren konnte. "Schatten der Zeit" ist jetzt sein Langspielfilm-Debüt, produziert von Helmut Dietl, kommt Ende März ins Kino.
Indien vor der Unabhängigkeit. Eine Teppichfabrik bei Kalkutta. Hier beginnt die tragische Liebesgeschichte von Ravi und Masha, die in der Fabrik als Kinderarbeiter schuften. Dem kleinen Ravi ist klar, dass in Freiheit oder Sklaverei zu leben eine Frage des Geldes ist und so spart er seinen gesamten Lohn mit nur einem Ziel vor Augen - die Fabrik für immer hinter sich zu lassen. Als Ravi aber erfährt, dass der Fabrikmanager Masha an einen Mädchenhändler verkaufen will, opfert er seine Ersparnisse und schenkt ihr die Freiheit. Beim Abschied verspricht Masha, bei jedem Vollmond im größten Shiva-Tempel Kalkuttas auf ihn zu warten. Jahre später verlässt Ravi die Fabrik und geht zum Tempel. Auch Masha, inzwischen eine begehrte Tänzerin, sucht die heilige Stätte auf, in der Hoffnung, Ravi endlich zu treffen. Doch die Liebenden finden nicht zueinander. Erst viel später, als beide sich mit dem Schicksal abgefunden zu haben scheinen und bereits mit anderen Partnern verheiratet sind, begegnen sie sich wieder. Zuerst zögern sie noch, doch dann können sie nicht anders und folgen dem Ruf ihrer Herzen. Ihre tragische Liebe beginnt von neuem... (Pressetext)
Großes Kino! Ein Melodram für den internationalen Markt. Mainstream, aber doch auch Arthouse. Vielleicht ein Arthouse-Blockbuster? Keine Ahung, aber interessant, dass "deutsches Kino" auch so bildgewaltig aussehen kann und so mainstreamig (hier postiv gemeint) erzählen kann. Geht doch. Obwohl: welt.de hats nicht gefallen. Der Vorwurf von Kunst(-Handwerk) hält aber nicht stand, finde ich. Tolle Bilder und eine gut erzählte Liebesgeschichte, ohne zu viel Kunstwillen und Subtext, ist doch prima und bringt Leute ins Kino.
... die sich gerade in meinem Kopf abwechselnd die Prioritaet in die Hand geben: werden die Zahnschmerzen wohl noch vor der Berlinale gedaempft sein? Und, gleich hat die Liebste Geburtstag, yeah!