Gestern noch Eins mit Sternchen. Heute den Saal 3 zu Klump vorgeführt. Schlimmen Kinomuskelkater vom Filmeschleppen und Daumennagel ab, Finger zum falschen Moment in falscher Mechanik gehabt.
Freitag, inner Erinnerung alles gut, aber schon zu lange her, um sich dran erinnern zu mögen.
Samstag, Wohnung geputzt, TV geschaut und mit so Leuten getroffen.
Sonntag, lange 10-Stunden-Schicht. Aber entspannt genug, um gut zu sein. Wetter war sehr, sehr gut. Das ist nicht so im Gleichklang mit Kinoarbeit. Genug Zeit, um Filme zu entkoppeln und Spulen frei zu machen, für das Festival, was morgen „bei uns“ startet. In den hinteren Ecken, da wo’s keinen stört, sammeln sich immer die Kinderfilme. Und weil da wohl auch die Filmverleiher nicht so hinterher sind, fällt das niemanden auf, dass da dann immer noch 10 Kinderfilme stehen, die eigentlich auch nicht mehr gezeigt werden und zurück geschickt werden könnten. Ich hab den Zettel mit meinen Entkopplungs-Notizen noch in der Hosentasche – wie Einkaufszettel: 2x Bibi Blocksberg, 2x Kalle Blomquist, Michel bringt die Welt in Ordnung, Pipi Langstrumpf Teil ??? (Achtung, der eine Pipi-Film kommt noch), Schweinchen Wilbur, Karlsson vom Dach. Muskelkater vom Zusammensuchen der Filme. Eine so’ne Spule mit einem abendfüllenden Film wiegt dann schon mal so an die 30-40kg (je nach Länge). Zwischendrin nur die Beschwerde eines etwas älteren Zuschauers, der fand, dass der alte Schwarzweissfilm (von DVD) zu schnell laufen würde. DVD lief auf Play nicht auf 2x Play. Kann man nichts machen. Dann letzte Vorstellung „Casino“ (mehr als 3 Stunden lang, wieder Wette gewonnen, dass jemand kommt) sollte im Saal 3 laufen (den man wirklich keinen „Saal“ nennen kann – da würd’s eigentlich nur Sinn machen, seine Playstation an Beamer anzuschließen – dann wär großes Kino, aber egal). „Casino“ war für die 3 programmiert was mich selber sehr nerven würde. Da in Kino 2 aber der Film wegen schönem Wetter oder uninteressanter Programmplanung ausgefallen ist. War dann fünf Minuten vor Programmstart die Idee von der Kasse, „Casino“ statt in der 3 doch besser in der 2 zu zeigen. Der Film ist halt Cinemascope, was bedeutet, dass man dafür auch einen gewissen Raum benötigt, den die 3 nicht so bietet. Ich also, „ja, ist machbar, kann aber nicht versprechen, genau in 5 Minuten startklar zu sein.“ – von der 1 in die 3, die 45kg Rolle die Wendeltreppe runter, durch Saal 2 nach hinten, Turbofilmeinlegen, Werbung starten, weiter Hauptfilm-Einlegen. Kurze Lichtpause. Filmstart, alles Scharf, geiler Sound – und sogar Chef im Publikum. Meint Kasse noch, „tut ja auch mal Not, dass der mal mitbekommt, wie ihr Euch hier immer einsetzt für das Publikum.“
Lorbeeren Montag wieder weggenommen bekommen: Heute dann in der 3 die Leinwand kaputt gemacht (eine Führungsrolle von der Drahtseilwinde der Kaschierung ist irgendwie ganz grob aus der Speerholzhalterung der Leinwand gerissen – hat sich wohl irgendwas in der Mechanik verklemmt – jener, der wie gewohnt den Knopf drückt, ist trotzdem der Blöde). Wär nicht schlimm, wenn da nur ein Filmformat gespielt werden müsste, is ja aber „bei uns“ nicht so - musste nun immer mit vorherigem Test per Hand die Kaschierung eingestellt werden, was meinen ganzen Ablauf durcheinander gebracht hat: Film einlegen, starten, Kaschierung per Hand einrücken, Film stoppen. Film zurückspulen, loses Drahtseil mit Gafferband irgendwie aus dem Sichtfeld rauskleben. Film wieder einlegen... (ist ziemlich knappes Timing, so 10-15 Minuten zwischen den Programmen). Dann noch der neue Praktikant, dessen Job jetzt erstmal ist, Qualitätskontrolle zu machen und mir immer im Bildwerferraum im Weg stand. Verstand irgendwie den Satz nicht, „Kannst mir gerne zusehen und dein Protokoll machen, aber stell dich in diese Ecke da, denn ich muss hier viel hin und her springen, um Knöpfe zu drücken.“ Ich mag neugierige Jugend wirklich, aber das sind keine „Bänder“ das ist Film. Und ja klar, das funktioniert, weil das menschliche Auge träge ist. Nennt man Kino. Schon seit mehr als 100 Jahren.
Was war noch? Ach ja, nach 5 Minuten stoppte ein Film, weil eine Filmrolle einen Drall hatte, war vom Transport im Haus wohl verbogen (weil wir die immer von einem Saal in anderen schleppen müssen und die Filme nicht mal einfach eine Woche in einem Saal programmiert werden können) – so nur ein bisschen verbogen, dass die immer an dem Arm vom Projektor langgeschliffen ist und den Projektor aber dadurch dann ausgeschaltet hat. Treppe hoch, checken was ist, Publikum informieren. Treppe runter, neue Leerspule holen, Treppe hoch (immer der Praktikant im Weg). Gezielten Schnitt setzen, Spule austauschen. Weiter. Zeitgleich mit Filmstart im anderen Saal, der dann 5 Minuten Verspätung hatte.
Wenn auf die Arbeit die Routine fehlt, weil schon zum Schichtstart eines der wichtigsten Arbeitsmittel (die Leinwand) nicht so will, dann hilft nur nach der Arbeit Routinen zu pflegen: die guten, scharfen Bolognese-Macaroni beim Türken Bülow Ecke Potse und danach noch in die Stammbar, Bier – aber Ach! Zwei der lieb gewonnenen Barkeeper feierten ihren Ausstieg aus der Gastronomie – gerade wo sie sich an mich gewöhnten. Alles im Wandel, immer noch.