:::: Sonntag früh angefangen & eben zuende gesehen

Hongkong, China, Frankreich 2007 - Regie: Wong Kar-wai - mit: Norah Jones, Jude Law, David Strathairn, Natalie Portman, Rachel Weisz, Chan Marshall: Katya



Ein Film, der sich anfühlt wie das amerikanische Kino zwischen 1993 und 1999. Schöne Nicht-Digitalität, melancholische Offline- Stimmungen, Lonely Riders zwischen Trauer und der neuen Suche nach Liebe. Ein Epsioden-Roadmovie oszillierend zwischen New York und Las Vegas. Manchmal dauert es ein ganzes Jahr, um auf die andere Straßenseite zu gelangen. Trotzdem merkwürdig nostalgische Sammelklage über ein Arthouse-Kino, dass es so heute nicht mehr gibt. Oder es war einfach nur genau die Zeit, in der ich gelernt habe, Kino zu sehen.

www.myblueberrynights.de
 




::: gesehen gestern Nacht auf RTL



Fast war der Fernseher schon aus. Dann dieser Filmanfang, denk noch, "den Film kenne ich doch, oder?" Und bis zum Ende des Films diese Ungewissheit darüber, ob mir das Ende des Films wirklich bekannt ist, oder ich damals eingeschlafen war. Bruce Willis ist ja immer irgendwie Superheld des Alltags, kann man ja auch verwechseln alles immer. Mist so was. Denn: ja, ich kannte das Ende. Aber ist es ein Zeichen für einen schlechten Film, wenn man sich nicht an das Ende erinnern kann? Oder vielleicht ist es ein ganz großartiges, leises Ende, diese wortlose Zwiesprache zwischen Vater und Sohn über das Superhelden-Dasein?
 




:::: gesehen gerstern Nacht auf pro7

USA 2000 - Regie: Roland Emmerich - mit: Mel Gibson, u.a.



Es ist etwas verquer geraten mit meinem Schlafrhythmus. Bei der EM schlaf ich ein, nachts bin ich wach. Neulich wachte ich auf, weil ich träumte einen alten Mercedes geklauft zu haben, der bei näherer Untersuchung aber klare Spuren einer Havarie aufwies. Aber den iPod konnte man noch ans Autoradio anstöpseln. Gestern Nacht auch wieder irgendwas Wirres, da kam dann glücklicherweise dieser Film, der mich noch nie interessiert hatte, aber durch seine Eröffnungssequenz dann doch meine Aufmerksamkeit weckte. Ein Witwer mit sieben Kindern zur Zeit des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs im Tripple-Binding-Verhältnis von Vater - Land - Liebe. Als der Vater zu Anfang des Films seinem ältesten Sohn versucht zu erklären, warum er zwar ein Patriot sei, aber trotz seiner libertären Prinzipien nicht in den Krieg ziehen wolle, fällt der Satz, "wenn du einmal Familie hast, wirst du verstehen, warum ich so handele" - Klar, da wird man als frischer Vater natürlich hellwach. Kann man ja Rollenmuster lernen. Naja, neben der Sache mit den gebrochenen Vaterfiguren im Krieg ist alles noch verhältnismäßig sanfter Prä-2001-Patriotismus, recht blutig allerdings, und natürlich überbordend Symbolhaft wie man sich das so wünscht im massenpopulären amerikanischem Kintop. Danach bin ich sehr gut eingeschlafen.
 




:::: eben gesehen auf Video

USA 1969/70 - Regie: Albert Maysles, David Maysles, Charlotte Zwerin

Dokumentarischer Musikfilm über die USA-Tour der Rolling Stones 1969, der auf die dramaturgischen Klimax vom kostenlosen Konzert auf einem Speedway hinarbeitet, während dessen der 18-jährige Meredith Hunter versuchte, mit einem gezogenen Revolver auf die Bühne zu gelangen und dabei von einem Mitglied der Hells Angels erstochen wurde (die Wikipedia berichtete). Bei solchen Konzertfilmen interessiert mich ja eigentlich immer das Publikum mehr als das Bühnengeschehen. Hier doch interessant, die barrierefreie Durchlässigkeit von Droge und Chaos im Publikum und auf der Bühne. Film im Film wie die Stones sich die Aufnahmen ansehen und über den Fall trauern. Der Film an sich bleibt aber atmosphärisch eher ein Woodstock-Remake. Aber immerhin: auch hier während des Konzerts vier Geburten, Babys und Kleinkinder wo man hinsieht.

Die Gnade der späten Geburt.
 




:::: gesehen, neulich letzte Woche, als ich erkältet im Bett.

Folgender Text von mir ist vor einigen Tagen in einer emotional aufgewühlten Lage entstanden und wollte eigentlich die Filme Johnny Got His Gun (USA 1971 - Regie: Dalton Trumbo) und Le scaphandre et le papillon (F 2007 - The Diving Bell and the Butterfly - Regie: Julian Schnabel) behandeln. Ich habe lieber noch etwas warten wollen, Gefühle sacken lassen und noch einmal drüber lesen und überarbeiten, bevor ich das hier reinstelle.

Samstag, 26.4.08 - 14:35 Uhr


Während ich dies schreibe sitze ich kurz entschlossen im Zug in Richtung meiner Heimatstadt. Und dass das so kurzentschlossen passiert ist, liegt auch an den folgenden zwei Filme, die ich diese Woche gesehen hatte und die mir helfen werden, diesem Wochenende mit Mut und Stärke zu begegnen. Beide Filme handeln jeweils von einem Menschen, der plötzlich die Erfahrung macht, wie es ist, nicht mehr das bisherige Leben leben zu können, sondern für den Rest des Lebens ans Bett gefesselt zu sein.



Im ersten Film - Johnny Got His Gun - geht es um einen jungen amerikanischen Soldaten, der im Ersten Weltkrieg durch eine Granate so sehr verstümmelt wird, dass er all seine normalen Sinne verliehrt. Beide Arme und Beine sind amputiert, ebeso fehlt das gesamte Gesicht, die Ohren. Er ist aber trotzdem vollen Bewußtseins. Die Zuschauer nehmen seine Point-of-View Perspektive durch den fortlaufenden Inneren Monolg des Hauptprogatonisten ein. Auf visueller Ebene shiften die Realitätsebenen: Gegenwart des Körpers im Hospital liegend, Erinnerungs-Rückblenden in die Vergangenheit der ersten Liebe, der Kriegserfahrung - und natürlich Traumsequenzen, die die sinn-lose Ich-Findung des Körpers und eine langsame Ver-wahnsinnigung repräsentieren. Während der Innere Monolog lange über die wahre Realitätsebene zweifelt (wie ist mein Zustand, was ist Traum, was Realität?) ist uns als Zuschauern ständig bewußt, was real ist - der zuerst lieblos, später liebevoll am Leben erhaltene Körper in einem Kriegshospital.



Der zweite Film - The Diving Bell and the Butterfly - hat einen ähnlichen Rahmen, nur ohne die mitschwingende Kriegskritik des ersten Films aus den 1970ern. Durch einen Schlaganfall fällt der "Elle"-Chefredakteur Jean-Dominique Bauby in ein Koma. Sein Körper ist beinahe vollständig gelähmt, lediglich mit seinem linken Auge kann er mit seiner Umwelt in Kontakt treten. Er lernt, über Blinzelzeichen mit seinen Mitmenschen zu kommunizieren, schreibt auf diese Weise sogar ein Buch über die grundlegende Lebensveränderung durch das Koma. Der Film nimmt ebenfalls die Perspektive des Koma-Patienten ein. Das ganze ist - trotz der zugrundeliegenden Tragik - sehr viel weicher, liebevolle, farbenfroher, luftiger gestaltet. Der Kontakt durch das blinzelnde Auge zur Außenwelt versinnbildlicht eine ungemeine Hoffnung, dass es noch einen Ausweg aus dem Koma gibt. Nachdem sich Jean-Dominique Bauby nach erstem Zynismus mit der komatösen Situation abgefunden hat, beginnt er - nicht ohne Humor - das beste aus seiner Lage zu machen. Und seine Bekannten aus dem alten Leben lassen sich langsam und liebevoll auf die neue Situation ein.

So erbarmungslos die Dramaturgie des erste Film, umso hoffnungsvoller gestaltet sich der zweite Film. Gemein haben beide Filme, dass am Ende der Tod steht und die Frage, wie man die Zeit bis zum unweigerlichen Ende noch so gestalten kann, dass möglichst jede Minute lebenswert bleibt. Auch wenn nichts mehr so ist wie vorher, es bleibt als Besucher die Möglichkeit zu agieren, zu entschleunigen, zu sprechen und zuhören, auch wenn es scheint, dass niemand mehr antwortet.

PS: Dank an Peter Schneider, der mir indirket über Twitter die Filme in 140 Zeichen so nahe gelegt hat, dass ich sie mir unbedingt ansehen wollte.
 




:::: gesehen gestern, Eröffnung Filmfestvial achtung berlin

Deutschland 2008 - Regie: Marc Malze - Drehbuch: Lars Kraume mit: Michael Schweighöfer, Martin Glade, Heike Warmuth, Josef Heynert, Lavinia Wilson, Heike Jonca, Andreas Rüdiger, Verena Peter



Ja Nö. Ich sag zu dem Film mal nicht so viel. Das würde das alles nur aufwerten. Vielleicht doch aber so viel: Erstens find ich es merkwürdig, wenn ein Filmfestival mit so einem seichten, nicht wirklich okayen Fernsehfilm eröffnet und damit irgendwie auch die Blüte der Deutschen Filmlandschaft belegen möchte. Zweitens finde ich problematisch, was für Filme Leute in meinem Alter so machen, deren Werdegang ich teilweise recht wohlwollend verfolgt habe. Und drittens wundert mich, dass man trotzdem beinahe masochistisch sitzen bleibt, weil das Thema doch was hat und der eine oder andere Witz nicht von der Bettkante zu schubsen ist, aber man dann doch ein fades Gefühl im Magen hat. Ein Film wie ein schlechter, wirklich mieser One Night Stand, würde ich mal vermuten (Leute die das mal erlebt haben sagen, das sei so: man schleift so mal mit und irgendwie ist das in der versufften Situation auch toll aber am Ende einfach nur fad und man will so schnell wie möglich nach Hause und sich am Liebsten für immer verstecken). SWR/arte hat's co-produziert.
 




:::: gestern Nacht gesehen

USA 1970 - Regie: Herschell Gordon Lewis - mit: Ray Sager, Judy Cler, Wayne Ratay, Phil Laurenson, Jim Rau, Don Alexander, John Elliot, Karin Alexana



Wenn einem die Welt als solche zu arg rosa und zu sehr plüschig erscheint – wie es bei mir der Fall war - braucht es harte Gegenmaßnahmen, um sein ästhetisches Gleichgewicht wieder herzustellen. Nach all dem supersüßen Baby-tütü der letzen Wochen habe ich mich nun endlich auf diesen Trash-Klassiker gefreut, auf den ich durch den Film JUNO aufmerksam geworden bin. Dort nämlich, schaut sich die junge Hauptfigur diesen Film zusammen mit dem zukünftigen Adoptivvaters ihres ungeboren Babys an. Und wenn Filme in Filmen vorkommen, kann man zumeist eine Reflexivebene vermuten.

Der Film handelt von einem schrägen Zauberer, der die Menschen, die er bei seinen Kunststücken auf die Bühne bittet, hypnotisiert, um dann Kettensäge, Schwert oder ähnliches durch sie zu bohren. Blutige Sache. Die Menschen überleben das auch, werden aber Stunden später tot aufgefunden, gestorben an Blessuren, die zu der Show des Zauberers passen. Die Polizei kann ihm allerdings nichts nachweisen, also macht sich ein Mann, der persönlich betroffen ist, auf eigene Faust an Nachforschungen. Schön billig alles. Wirklich geil sind aber nur vier Szenen, jeweils die blutigen Zauber-Tötungen an vier Abenden. Dazwischen viele statische Kameraeinstellungen, Scheinhandlung und Fülldialoge. Aber so gehört sich das ja auch, ist ja mit Pornos meist das Selbe.

Ich kenn mich mit dem Genre nicht so wirklich aus, kuck sowas nur zum Spaß, daher muss man Fachleute zu Rate ziehen:
Herschell Gordon Lewis war schon immer ein Kapitel für sich. Man muss seine Filme mögen, oder man hasst sie abgrundtief. Sie haben meist diesen typischen 60er- und 70er-Jahre-Charme (kein Wunder, immerhin sind sie ja auch in der Zeit gedreht worden) mit den typisch jazzigen Musiken dazu und dann wird plötzlich gnadenlos gesplattert, was das Zeug hält. Die Effekte sehen relativ unrealistisch aus, doch wirken sie trotzdem schockierend, immerhin hält die Kamera gnadenlos auf sie rauf und zeigt das Gekrösel in allen Einzelheiten, ein bisschen „over the top“. „THE WIZARD OF GORE“ allerdings ist fraglos einzureihen in die Reihe der Kultklassiker des Horrorfilmes. Man muss sich nur vorstellen, was Lewis da darbietet. Die Streifen müssen für damalige Verhältnisse wirklich schockierend und verwirrend, ja gar skandalös gewesen sein. Ein Lucio Fulci und andere Horrorfilmer sollten ja erst viele Jahre nach ihm kommen. Filmisch gesehen ist „THE WIZARD OF GORE“ gelungen, wobei in erster Linie Ray Sager als „Montag The Magnificent“ dank seines Overactings am meisten herausragt. Das Ende dazu ist sehr gelungen und überraschend, so wollen wir es haben. (Haikos Filmlexikon)
Auffällig an der insgesamt recht dürftigen Handlung ist ein latenter Diskurs über Gewalt in den Medien, bzw. über mediale Realität und Illusion. Das finde ich für einen Gore-Splatterfilm schon bemerkenswert. Der Zauberer thematisiert in seiner Bühnenschau die Blutlust, die die Zuschauer verspüren, wenn sie Filme oder TV-Nachrichten sehen. Er referiert geradezu darüber, wie sehr das Fernsehen den Zuschauer als Voyeur missbraucht und wie schlechte Kinofilme nie die wahren Grausamkeiten des Mordvorgangs auf die Leinwand werfen

Auch in der Klimax des Films wird dieser Gewalt-Mediendiskurs auf die Spitze getrieben – der Zauberer wird seinen mörderischen Trick während einer TV-Sendung anwenden, wodurch die gesamte Zuschauerschaft die Gefahr droht im Rückkopplungsprozeß der Sehlust an der Gewalt selber drauf zu gehen (Spoiler: was natürlich vereitelt wird).

Aber was das alles mit JUNO zu tun haben könnte, hab ich nicht rausgefunden. Hier noch ein paar weiterführende Links:

Trailer von 1970 auf youtube (muss man bei youtube eingeloggt sein und eine entsprechende Altersangabe gemacht haben)

bmoviecentral.com mit Screenshots und weiter unten ein Link zu 'nem Video-Schnipsel aus dem Film

Besprechugn des Films auf www.mitternachtskino.de

Bright Lights Film Journal hat Herschell
Gordon Lewis in 2001 mal interviewt


"Wizard of Gore in der imdb

Das Remake von 2006
 




:::: übers Wochenende gesehen

Ich weiss gar nicht, wie ich drauf gekommen bin. Wahrscheinlich hat irgendwer das mal getwittert und ich interessiere mich ja so ein wenig für Computer-Kulturgeschichte. Und dann noch schön passiv als Filme. Prima Sache, Industie-Geschichtsstunde leicht gemacht. Auch für dich, denn die Filme sind alle frei zugänglich auf Google Video (Links weiter unten):

Triumph of the Nerds

Dreiteilige TV-Doku von Robert X. Cringely, erstmals ausgestrahlt im Juni 1996 auf PBS über den Aufstieg des Personal Computers seit Anfang der 1970er Jahre bis zur PC-Revolution der 1980ern und Mitte der 1990er. Apple und Microsoft und deren Gründer stehen im Zentrum. Erstaunlich, wie nahe sich die beiden verfeindeten Leitlichter der Computerindustrie im Kern eigentlich sind. Und auf was für Zufällen und Dreistigkeiten Erfolg und Mißerfolg der rivalisierenden Firmen basiert.

Triumph of the Nerds auf Google Video:
>>>Triumph of the Nerd (Teil 1 von 3)
>>>Triumph of the Nerd (Teil 2 von 3)
>>> Triumph of the Nerd (Teil 3 von 3)



Pirates of Silicon Valley

ist das ganze noch mal als 95-minütiger Fernsehfilm von 1999. Es hat nicht geschadet, vorher die obige TV-Doku zu sehen, aber wer es eilig hat - dieser Fernsehfilm langt eigentlich auch und ist insgesamt halt dramatisierter. Besonders beeindruckend: die Charakterisierung von Steve Jobs. Dass Bill Gates vermutlich eine falsche Schlange ist ahnte man, das Image haftet ihm ja schon länger an. Doch nach diesem Film ist Apple wirklich auch keine Alternative, wenn man die damaligen Egomanien von Steve Jobs so sieht. Der Film spielt in den Jahren, als zunehmend Computer für private Nutzungen entwickelt wurden. Die großen Rivalen waren damals Apple-Computer-Chef Steve Jobs und Microsoft-Gründer Bill Gates. Apple hatte gerade den Macintosh-Computer herausgebracht, der weitgehend auf den Forschungsergebnissen des Palo Alto Research Center von Xerox basierte. Microsoft vermarktete das Betriebssystem MS-DOS, Büro-Software wie Multiplan und zahlreiche Implementierungen der Programmiersprache BASIC. Der weltweite Erfolg von Apple II hatte die Firma Apple reich gemacht. Für eine erfolgreiche Vermarktung benötigte ihr neuer Mac die Programme von Microsoft. Daher stellte Apple der Firma Microsoft einen Prototyp ihres Computers zur Verfügung, da Microsoft zugesichert hatte, die Software weder zu untersuchen noch zu kopieren. Doch Microsoft suchte für sein Betriebssystem MS-DOS eine grafische Benutzeroberfläche mit Fenstern und Maus. Es kam zur Konfrontation zwischen den führenden Männern der beiden Unternehmen. Steve Jobs wird ebenso aufs Korn genommen wie Bill Gates. Die Basis des Films bilden Aussagen von Zeitzeugen, die bei der Gründung der beiden Unternehmen und ihrer wachsenden Konkurrenz wichtige Rollen spielten und heute berühmte Mitglieder des Mikrokosmos von Silicon Valley sind.

>>>Offizielle Seite des Films
>>>Der Film auf Google Video: Pirates_of_Silicon_Valley_(1999).avi
 




:::: gesehen gestern Nacht

Kanada/ USA 2007; Regie: Jason Reitman; Buch: Diablo Cody; mit: Ellen Page, Michael Cera, Jennifer Garner, Jason Bateman, Olivia Thirlby, u.a.



Angenehm undogmatischer und frischer Film über ein eigentliches Problemthema: Teenager-Schwangerschaft. Die 16-jährige Schülerin Juno MacGuff (Ellen Page) wird von einem Freund schwanger. Zunächst ihre Emotionen verdrängend geht Juno in eine Abtreibungsklinik, die jedoch schnell abschreckend auf sie wirkt. Juno gesteht die Schwangerschaft ihren Eltern, es werden Adoptiveltern für das Baby gefunden - ein Yuppi-Paar - und im Laufe der Schwangerschaft wächst auch das Selbstwertgefühl von Juno. Bin mir nicht ganz sicher, was die Geschichte so angenehm macht ist. Sie moralisiert nicht oder wird didaktisch, ja. Die Figur Juno steht selbstbewusst im Mittelpunkt und das Umfeld reagiert auf ihren Umgang mit der Schwangerschaft, lässt dem Mädchen Raum sich zu entwickeln und mit der Situation umzugehen. Ihr werden zwar festen Bahnen vorgeschrieben, doch Juno kann sich drüber hinwegsetzten und kann ihre Schwangerschaft gestalten. Platz für Hoffnung, dass sich Juno und ihre Familie doch noch gegen die Freigabe zur Adoption entscheiden besteht in jeder Szene des Films. Vielleicht bin ich ein verkappter Jugendfilm-Fan, vielleicht hat mir aber auch nur wieder Ellen Page gefallen.

Der Film insgesamt ist spielerisch. Schöne, poppige Farb- und Kostümgestaltung (Oscar für Kostüm...), witzige Dialoge, liebenswerte Haupt- und Nebenfiguren. Die Homepage des Films lädt, während der Bauch wächst und der Soundtrack ist so schön, dass ich den mir noch beschaffen werden. Wie etwa der alles versöhnende Schlusssong:


(Michael Cera und Ellen Page singen "Anyone Else But You" - Schlussszene aus dem Film JUNO.)

Oder hier auch schön, die real-animierte Anfangssequenz des Films:

 




:::: gesehen am 2.3.08 auf Pro7

USA 2004; Regie: Tony Scott; mit: Denzel Washington, Dakota Fanning, Marc Anthony, Christopher Walken



Anne Will hat mit Judith Holofernes und anderen Familienpolitik-Expertinnen in meinem Fernseher gesessen und über Familienpolitik gesprochen. Ich mag da ja sonst nicht so gern bei zusehen, wenn die das machen. Ist echt nicht so meine Art. Das erinnert mich immer an das alte Pro-und-Contra-Spiel von früher aus der Schule, wo der Sozialkundelehrer immer irgendwann nach Stoffeinführung meinte: "So, jetzt teile ich die Klasse mal in drei Gruppen. Die einen sind dafür, die anderen dagegen und ihr da hinten, ihr dürft nachher entscheiden, welche der beiden Gruppen mehr recht hat als die andere." So ist das immer auch im Fernsehen. Egal ob Meyer lieber Beckmann Will oder doch besser Ed von Schleck sein sollte.

Aber real gelebte Familienpolitik ist ja hier seit Kurzem bei uns in der WG ein ganz heißes Thema. "Glühendes Eisen" möchte man fast metaphorisieren. Da schaut man natürlich dann doch mal gern das eine oder andere Kopfschütteln im Fernsehen an, auch wenn man richtig vermutet, auch zu diesem Thema wird das Agenda-Setting im TV wieder nicht viel bringen, denn es ist, wie es ist: So wie wir das jetzt hier für uns mal der Gesellschaft vorleben, ist das eh am besten. War trotzdem interessant, und am Ende hat dann die Holofernes das Schlusswort ergriffen. Das sei alles Quatsch mit der Trennung des Kümmerns, beide Eltern sollten ihre Jobs machen können und auf das Kind aufpassen können, dass würde die Familie am geilsten rocken, das solle die Politik und die Wirtschaft mal zustande bringen und überhaupt sei das so wie bei ihr und vielleicht noch bei den tristessedeluxe's zu Hause sowieso am besten. Sag ich ja.

Wir können ja nicht alle in Mexiko leben, reich sein, Putzkräfte, Babysitter und Bodyguards leisten, so wie in dem Film, in dessen Weltsicht ich nach der von Anne Will noch geschlüpft bin: Denzel Washington, ein ehemaliger, schwarzer CIA-Killer mit Vergangenheitstrauma, verschlägt es nach Mexiko City zu Freund Christopher Walken. Da in der Stadt gerade eine organisierte Entführungs- und Erpressungswelle rollt, organisiert Walken für Washington einen neuen Job als Bodyguard einer kleinen, blonden Prinzessin. Aus Widerwillen wird Freundschaft zwischen Schützer und Opfer. Das Mädchen wird entführt und Washington greift zu ausufernden Selbsthilfemaßnahmen: Blutrache an einem korrupten Wirrwarr in Mexiko City.

Erst im Talk Familienpolitik unter Feuer, dann im Film der harte Heldenkerl unter Beschuss. Trotz schon für 2004 etwas aus der Mode gekommener Videoclipmätzchen, doch ein passabler Rache- und Selbstjustizthriller, um sich nach den zaghaften Versuchen der Anne Will, alt eingefrorene Familienrollen aufzubrechen, schön wieder die Geschlechterrollen-Stereotypen erden zu lassen. Die Ausgangsidee fand ich durchaus interessant, einen ausgebrannten Ex-CIA-Agenten als Bodyguard Identitätskrise und Trinksucht durch die Nähe zu einem kleinen Mädchen überwinden zu lassen – und Washington trägt seine nicht sonderlich facettenreiche Darstellung mit gewohnter Souveränität. Aber dass das zu schützende "Objekt" ein kleines Mädchen ist, lässt in seinen Konsequenzen den Film letztlich nicht konsequent genug wirken: Er verharrt zwischen "Vater"-Tochter-Drama und durchaus brutalen Entführungs- und Racheschemata. Die spätere Selbsjustiz des gerechten Killers ist durch die emotionale Bindung motiviert, der Weichspülgang wertkonservativer Familienfilme ist aber des Regisseurs Sache sicher nicht. Der schwer lineare Verlauft des Films hätte gestrafft werden können. Das auch deswegen, weil die gesamten Charaktere merkwürdig im Vordergrund stecken bleiben und nur mit den nötigsten Stereotypen gefüllt werden. Alles ein merkwürdig mittelmäßiges Ding.
 








TRISTESSE DELUXE

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