Deutschland, 2007, 87 min - Regie: Philip Scheffner
Sehr interessante Doku über auf Schellackplatten archivierte Stimmen von Kolonialsoldaten aus dem ersten Weltkrieg, die im Gefangenenlager Wünsdorf bei Berlin in Allianz von Militär, Wissenschaft und Unterhaltungsindustrie aufgenommen wurden. Der Film ist eine experimentelle Spurensuche. Ausgehend vom Tonarchiv, versucht der Filmemacher die Identitäten der Stimmen herauszufinden. Wer waren diese indischen Kriegsgefangenen? Wie fühlten sie sich als Söldner in einem Krieg, der nicht ihrer war? Es ist ein Gedächtnispuzzle, das bis zum Ende unvollständig bleibt. Spiralförmig schrauben sich die Worte seiner Protagonisten ineinander. Diejenigen, die den Aufnahmeknopf drückten an ihren Phonographen, an ihren Foto- und Filmkameras, haben die offizielle Geschichte geschrieben. Die Gefangenen aus dem „Halbmondlager“ sind aus dieser Geschichte verschwunden. Ihre Geister aber scheinen mit dem Filmemacher zu spielen, ihm aufzulauern.
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