USA, Japan, 2007, 120 min - Regie: Kazuhiro Soda
Unter dem strengen Blick der regierenden Liberaldemokratischen Partei Japans kandidiert der politisch unerfahrene Yamauchi Kazuhiko für einen Sitz im Parlament der Industriestadt Kawasaki. Sein Studienfreund, der Filmregisseur Soda Kazuhiro, hat den Wahlkampf mit der Kamera begleitet. Yamauchis spontaner, nicht ausreichend vorbereiteter Wahlkampf ist eine Tour de force, die an die Grenzen der Belastbarkeit führt. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend baut er sich mit Plakaten, Megafon und Schärpe bewaffnet vor Supermärkten, in Wohnstraßen und auf Bahnhofsvorplätzen auf, um potenzielle Wähler von einem Programm zu überzeugen, das ihm von anderen eingebläut wurde. Schwerer noch wiegen der enorme Druck, den die Partei ausübt, und die finanzielle Belastung, die auch die private Existenz in Frage stellt. Nach der Methode des Direct cinema gedreht, argumentiert der Film nicht politisch, sondern lässt sich Zeit für Beobachtungen, auf der Straße, im Hotelzimmer, in Wahlkampfbüros, auf Autofahrten. Einen beängstigenden Eindruck von der Bevormundung durch die allmächtige Partei gibt die absurde Diskussion darüber, ob die Frau des Kandidaten sich "tsuma" (Ehefrau) nennen darf oder besser als "kanai" (Hausfrau) vermarktet wird.
Das schöne an der Gattung Wahlkampfdoku ist, finde ich, dass sie eigentlich alle gleich sind und man trotzdem nach der Magie von Politik sucht, trotzdem versucht zu verstehen, was Politiker eigentlich antreibt, diesen Job zu machen. In dieser Doku ist der Protagonist herrlich unbedarft und Spielball seiner selbst.
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