(Dog Day Afternoon) USA 1975, Regie: Sidney Lumet, mit: Al Pacino, John Cazale, Charles Durning, u.a.
Ist ja immer so einer Sache, wenn man schon einiges von Filmen gehört hat, die man aber noch nicht gesehen, da ist dann gleich immer diese Erwartungshaltung, wenn man dann schließlich davor sitzt. Hier hab ich eine prima Bankraubgeschichte mit tollen 70er Jahre Autos erwartet und bekommen hab ich das auch und zusätzlich eine merkwürdig dissonante Filmstimmung insgesamt.
Zuerst hatte ich über den Film auf der letzen Berlinale die Dokumentation Based On A True Story gesehen, die sich dem realen Protagonisten des Bankraubs nähert. Dann hatte ich das Sidney Lumet Spezial auf critic.de auf dem Schirm, in dem es schreibt: Jedoch interessiert sich Sidney Lumet weniger für die realitätsgenaue Rekonstruktion der Ereignisse, sondern entwickelt stattdessen ein präzises Psychogramm der beiden überforderten Bankräuber, die völlig unfreiwillig zu den Protagonisten eines monströsen Spektakels werden.
Psychogramm ja, aber auch mehr. Was mich fasziniert hat war zunächst die Durchlässigkeit der Handlungsorte zwischen "in der Bank" und "auf der Straße die Polizei". Normalerweise wird in Bankraub-Geisel-Filmen erst ewig und drei Tage durch verschlossene Türen kommuniziert bis sich die Tür des besetzten Gebäudes mal öffnet und ein Face-to-face Austausch stattfindet. Hier wird die Innen - Außen Dramaturgie zwar eingeführt aber um die Komponente "Dazwischen" erweitert. Sehr spannend, diese Momente an der membranartigen Glastür der Bank.
Außerdem interessant die Almodovar´sche Komponente in dem Film. Der Bankräuber-Held im Kampf mit Weiblichkeit - Männlichkeitsklischees. Zuerst betont er gegenüber der Polizei immer wieder, dass er in der Bank nur weibliche Kassiererinnen hat. Draußen nur männliche Polizei, die ihn mit ihren Knarren bedrohen, drinnen werden die Frauen durch in der Hitze immer laziver. Dann kommt raus, dass er (eigentlich als Familienvater eingeführt) das Geld für die Geschlechtsumwandlung seiner anderen, männlichen Liebe braucht. Kommt also noch so eine homoerotische Komponente rein, die den Helden bricht im Rahmen dieser zunächst männlich (von ihm) dominierten Szenerie. Am Ende dann die Frauen in seinem Leben: Ein Telefonat mit der Frau seiner Kinder, die zu Hause sitzt und ihm über den Apparat Vorwürfe macht, warum er sie verletzt und verlassen habe udn ihn nicht zu Wort kommen lässt. Und dann kommt auch noch seine Mutter am Tatort vorbei. Das sind ganz tragische Momente - im Sinne eines Psychogramm, die sind aber gleichzeitig verdammt komisch.