Deutschland 2004 - von: Teresa Renn / Perspektive Deutsches Kino
Der Fall Janine F. ging im November 2002 durch die Presse. Die 24-jährige Frau hatte sich aus dem fünften Stockwerk des Berliner Kunsthauses Tacheles gestürzt. Die Zeitungen gaben den Tacheles-Künstlern eine Mitschuld an ihrem Tod. Sie hatten Janines Todesankündigung auf Video aufgenommen, aber nicht ernst genommen. Am nächsten Morgen hatten Touristen ihre Leiche fotografiert. Sie glaubten an eine Kunstperformance. (Berlinale Programm zum Film)
Der Film begibt sich auf die Spurensuche des Todes von Janine anhand von Interviews mit ihrer Ateliergemeischaft und engen Freunden. Spannend an dem Film ist, wie sich ein Bild von Janine im Kopf des Zuschauers aufbaut, ohne dass ein Bild von ihr im Film gezeigt wird. Leider fährt der Film den Karren am Ende in den Graben: Denn er zeigt das Video mit Janines Todesankündigung, baut alle Dramaturgie auf diesen Moment des authentischen Bildmaterials hin auf. Einige Minuten Video werden auf dem Silbertablett präsentiert und machen alles kaputt. Wär nicht nötig gewesen, denn Janines Porträt funktioniert voll und ganz über die Erinnerungen ihrer Freunde. Dadurch dass Janine am Ende doch noch zu sehen ist, resultiert alles in einer blöden Betroffenheitsinzenierung, die der Film eigentlich nicht nötig hätte. Den betroffen war ich vom Mythos, den die Erinnerungserzählungen aufbauten, nicht von ihrem tatsächliches Abbild und ihrem Grabstein, auf dem eine Freundin Blumen hinterlegt.