(Die Flucht ins Ungewisse) - USA 1988 - Regie: Sidney Lumet - mit: Christine Lahti, River Phoenix, Judd Hirsch, Jonas Abry, Martha Plimpton, u.a.
In "Running on Empty" erzählt Sidney Lumet ein bewegendes Familiendrama um in eigener und fremder Schuld gefangene Menschen. Die Eltern zweier Söhne haben 1971 einen Bombenanschlag auf ein Militärlabor verübt und sind seitdem auf der Flucht vor dem FBI. Aus den Revoluzzern sind inzwischen liebevoll sorgende Eltern geworden (gespielt von Christine Lahti und Judd Hirsch), deren sehnlichster Wunsch es ist, eine funktionierende Mittelschichtsfamilie zu sein. Doch die Vergangenheit beeinflusst immer noch das Familienleben. Immer wieder muss die Familie ihre Identität wechseln und sich an einem neuen Ort eingliedern. Sidney Lumet inszeniert diese Geschichte nicht als spektakuläres Fluchtszenario oder als rasanten Roadmovie, sondern als ruhiges Drama und rückt die Menschen, ihre Verantwortung, ihre Gedanken und Gefühle in den Mittelpunkt. River Phoenix spielt den ältesten Sohn, der als musikalisch talentierter Teenager im dramatischen Konflikt zwischen erster Teenagerliebe, der eigenen Selbstverwirklichung und seiner Verantwortung gegenüber der Familie steht. Für seinen Traum, an einem Musikcollege zu studieren, muss er seine wahre Identität preisgeben und gefährdet somit die Tarnung seiner Familie. Das Leben hat keine einfachen Antworten und das erzählt der Film nicht nur thesenhaft, sondern er lässt es einen mit einem intelligenten Happy-Sad-Ending erleben. Wenn an Ende des Films die Eltern ihren Sohn aus tiefster Liebe ziehen lassen, ihm die Freiheit für sein eigenes Leben geben, verspürt man gleichzeitig Hoffnung und Schmerz. Manchmal, wenn ich im Kino sentimental werde, schäme ich mich gleichzeitig dafür, auf zu offensichtliche Inszenierungsstrategien hereinzufallen. Nicht so in diesem Film, weil er einen zu Tränen rührt, ohne auf standardisierten und manipulierenden Gefühlsphatos zu setzen.