Russische Föderation2008; Regie: Igor Voloshin; mit: Olga Sutulova, Maria Shalaeva, Artur Smolyaninov, Mikhail Evlanov, Andrey Khabarov; 89 min.
Mein letzter Film auf der Berlinale dieses Jahr und auch nur zufällig gesehen, weil ich einfach Glück hatte. Erfrischend junges, russisches Kino. Rasante Montage, Clipästhetik, super Soundtrack, Story leicht diffus aber nicht gänzlich abwegig. Setdesign und Kostüm eine Augenweide, „Realfuturismus“ würde ich es nennen. Grundatmosphäre nicht ganz schlüssig, „hoffnungsvoll pessimistisch“ würd ich’s bezeichnen. Anna Hoffmann schreibt:
Sie hat das Leben in Moskau satt, also zieht die Krankenschwester Alisa nach St. Petersburg. Ihre Mitbewohner in der Gemeinschaftswohnung sind die beiden Junkies Valera und ihr Freund Toter Mann. Anfänglich kracht es zwischen den beiden Frauen, doch bald verbindet die beiden eine zarte und unverbrüchliche Freundschaft. Zusammen legen sie sich sogar mit der Petersburger Unterwelt an, als Toter Mann entführt wird, weil er seine Schulden nicht bezahlen kann. Das Leben ist hart und unübersichtlich und man muss nach außen ebenso hart und cool sein, um durchzukommen. Dieses Lebensgefühl dient in Nirvana nicht als soziologisches Passepartout, sondern als ästhetische Herausforderung. Mit großer Liebe zum Detail stylt Voloshin seinen Soundtrack, seine Drehorte und vor allem seine Darsteller. Die extravagante Maske und die aufwändigen Kostüme, in denen manche der Protagonisten agieren, die erlesenen Außenaufnahmen aus Petersburg und die opulenten Interieurs lassen an eine Pop-Oper denken, oder an einen als Punk wiedergeborenen Brecht, der noch einmal den V-Effekt erfindet. Und immer wieder meint man, inmitten all dieser visuellen Opulenz kleine Referenzen zu entdecken. Das mag an einem generationsspezifischen Filmkanon liegen oder daran, dass hier einfach ein Ausnahmetalent zum Vorschein kommt. Oder an beidem. (aus: Berlinale Programm)