:::: gesehen am 11.2.2009 im CineStar

Deutschland 2009 - Regie: Jochen Hick - Darsteller: Tom Weise, Keith Richmond, Freddie Spells, Vin Nolan; Alex Baresi - Sektion: Panorama Dokumente



Jochen Hicks neuer Dokumentarfilm porträtiert Tom Weise, einen der Schöpfer des „HustlaBalls“, einer Veranstaltung, die ursprünglich angetreten war, die Akzeptanz von männlichen Prostituierten zu stärken, aber auch die Webseite rentboy.com promotet. Auch hier besteht die Gefahr eines Films, der lediglich Legendenbildung betreibt. Aber Jochen Hick schafft es, den Blick auch von Tom Weise weg auf das Gesamtbild einer marginalisierten Szene zu richten.

Zum Inhalt:
Mit den Eltern völlig entzweit und ohne Kontakt, geht der ehemalige Student der Politischen Wissenschaften Anfang der 90er Jahre nach New York. Als HIV-Positiver kann er nur illegal in den USA leben, laut Gesetz dürfte er dieses Land nicht einmal besuchen. In New York schlägt sich Tom Weise zunächst mehr schlecht als recht als Escort durch. Er verdient kein Geld, wird obdachlos. Schließlich hilft er Jeffrey Davids, die Internetseite rentboy.com aufzubauen, die zehn Jahre später die größte Internetseite für Escort wird. Gesundheitliche Komplikationen, Einsamkeit und Drogenexzesse quälen Tom zunehmend, bis er 2006 endlich einen Lebenspartner findet. Er beschließt, mit dem Afroamerikaner Keith nach Berlin zu gehen und Deutschland nach 15 Jahren erstmals wieder zu betreten. Wenige Tage danach findet der Berliner „Hustla­Ball“ statt.
 




:::: gesehen am 11.2.2009 im Cinemaxx

Japan 2008 - Regie: Ichii Masahide - Darsteller: Moriya Ayako, Konno Sanae, Nishimoto Ryuki, Nakamura Kuniaki, Kakinuma Naoko, Kumanomido Aya, Asama Yuki, Ichii Hayata - Sektion: Forum



Nach einer traumatischen Fehlgeburt leidet die junge Ritsuko unter Depressionen. Sie arbeitet in einer kleinen Fabrik für Plastikteile. Wie die Maschinen auf ihrer Arbeit, erledigt sie ihren Job und ihre Ehe. Mit ihrem Mann hat sie sich nichts mehr zu sagen. Doch dann freundet sie sich mit der hochschwangeren, neuen Kollegin an.

Entweder ist junges, japanisches Realkino flippig-poppunkig, oder post-splatter-ironisch, oder man versucht in langen, andauernden Einstellungen bedeutungsvolles Kunstkino zu schaffen. "Mubobi" ist auf DV gedreht und hat lange, ruhige Einstellungen. Der erste Eindruck entspricht eher dem einer Videoinstallation. Im Angesicht einer etwas verwackelten Exposition eines kargen Landschaftspanoramas mit langem Zoom auf eine kleine Fabrik möchte man beinahe, sofort wieder aufstehen und das Kino verlassen, doch dann hält einen der Rhythmus der automatisierten Fabrikmaschinen und eine merkwürdige Sterilität in den Gesichtern der Arbeiter doch im Kino. Es bleibt über den gesamten Film alles sehr steril und aufgeräumt. Bis zum Ende, das im Verhältnis zum restlichen Film geradezu in einer befreienden Ekstase an Dreck und Blut einer Geburt mündet. Kein Film, den ich explizit empfehlen würde, aber auch nicht vollkommen uninteressant. Nebenbei hat der Filmemacher mit diesem experimentellen Spielfilm auch die Geburt seines eigenen Kindes dokumentiert.

Die Filmkritikerin Anke Leweke zum Film im Programmheft:
Ichii Masahides ruhige Einstellungen lassen den Zuschauer an der Trauer seiner verstummten Heldin teilhaben. Konsequent begibt sich der japanische Regisseur in einen Alltag, der sich auf mechanisch ausgeführte Bewegungen und Gänge reduziert hat. Während die monoton verrichteten Gesten im Haushalt von der Erstarrung einer Ehe erzählen, scheint die Gleichmäßigkeit der Fabrikarbeit Ritsuko Halt und Zuflucht zu geben. Auch die grüne, sanfte Landschaft rund um das in der nordjapanischen Region Hokuriku gelegene Fabrikgebäude hat etwas Tröstliches. Als Ritsuko die neue Kollegin Chinatsu einarbeiten muss, gerät ihr fragiler Lebensrhythmus aus dem Takt - nach einer falschen Bewegung steht das Fließband plötzlich still. Die schwangere Frau ist zum Spiegelbild für all das geworden, was Ritsuko einst verlor. Ichiis Film wird zu einem Psychothriller, der seine Spannung aus der Frage zieht, ob sich Ritsuko dem Spiegelbild stellen kann oder es zerstören muss.
 




:::: gesehen am 11.2.2009 im Cinemaxx

Deutschland 2008 - Regie: Andreas Dresen - Darsteller: Ursula Werner, Horst Rehberg, Horst Westphal, Steffi Kühnert - Sektion: German Cinema



Zwischendurch kommt man ja auf der Berlinale auch dazu, Filme nachzuholen, die man im letzten Jahr verpasst hat. Bin ganz froh, Andreas Dresens Film über Liebe im Alter noch gesehen zu haben. Der Film lebt von seinen Schauspielern und versprüht scheinbar ohne viel Mühe eine sehr intensive, spätsommerliche Atmosphäre der reifen Sexualität. Dreißig Jahre relativ glücklich verheiratet verliebt sich die knapp 70-jährige Inge vollkommen unerwartet in den bald 80-jährigen Karl. Es ist Leidenschaft. Es ist Sex. Und dass ihr so etwas in ihrem routiniertem Leben noch einmal passiert, hätte sie nicht gedacht. Die Sehnsucht ist stärker als die Vernunft. Auch wenn sie ihren Mann Werner immer noch liebt. Keine Überhöhung, sondern Realismus mit ganz normalen Menschen mit ihren Makeln und Macken, und im Hintergrund das Geräusch der vorbeifahrenden S-Bahn. Dresen zeichnet die Figuren mit viel Liebe, Konsequenz und so etwas wie Hoffnung für das Alter.
 




:::: gesehen am 11.2.2009 im Cinemaxx

Deutschland 2009 - Regie: Ina Weisse - Darsteller: Matthias Schweighöfer, Josef Bierbichler, Sandra Hüllerm, Sophie Rois - Sektion: German Cinema



Ein ehrlicher Heimatfilm. Der Architekt hat seinem oberbayerischen Heimtadorf schon lange den Rücken gekehrt und ist nun gezwungen, zur Beerdigung seiner Mutter wieder zurück zu kommen. Seine Frau und seine beiden Kinder kommen mit. Über die vielen Jahre hat das Dorf etwas bewahrt, dem die Familie nun gewahr wird: das geheimnisumwitterte Vorleben ihres Familienpatriarchen. Im Dorf trifft der Architekt eine frühere Liebesaffäre wieder, die dort alleinerziehend mit ihrem inzwischen 18-jährigem Sohn lebt. Am liebsten möchte der Architekt so schnell wie möglich vor seiner Vergangenheit fliehen, doch eine Lawine verhindert die schnelle Abfahrt, sodass sich der Architekt sich konfrontieren muss und die Familienfassade bröckelt. Beindruckend solider und durchweg spannender Debütfilm von Ina Weisse, die damit das Drama einer Familie erzählt, die durch Verdrängung, Angst, Schuld und Selbstbetrug zerfällt. Schöne Kamera und gutes Schauspiel auch. Ich mag Heimatfilme, wo Sophie Rois mitspielt.
 








TRISTESSE DELUXE

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