Deutschland, 2006, 92 min - Regie: Bettina Blümner
Nette Dokumentation über drei 15-jährige Kreuzbergerinnen. Klara, Mina und Tanutscha kennen sich seit dem Kindergarten und die Filmemacherin hat zwei Sommer lang die Teenager beobachtet und ihre freundschaftliche wie individuelle Entwicklung begleitet. Frühreif sind sie und mit ziemlich vielen Wassern der Großstadt gewaschen. Manchmal fällt es schwer, zu glauben hier 15-jährigen zuzusehen. Und doch brechen hinter den coolen Sprüchen und der beinahe perfekten Gelassenheit doch immer wieder kleine Unsicherheiten und ganz ernste Fragen und Zweifel über die eigene Zukunft hindurch.
Der einen macht der Prüfungsstress vor dem „Real“, den sie unbedingt schaffen möchte, Sorgen. Die andere ist seit mehreren Monaten mit einem fünf Jahre älteren Abiturienten zusammen, der nach dem Abi ins Ausland geht – die längste Beziehung, die sie bislang hatte. Der Dritten kommen die Sprüche am lockersten über die Lippen - „ich bin jung, dynamisch und naiv“ – eine Sequenz später berichtet sie über ihre Drogenerfahrungen. Was sie nach der Schule machen möchte weiß sie noch nicht. Zwischen ihr und ihrer allein erziehenden Mutter gibt es aber eine Regel, „nicht schwanger werden und kein Heroin“.
Die Kamera folgt den Teenagern durch die Häuserschluchten Berlin-Kreuzbergs, ähnlich wie die Teenager sich durch die labyrinthischen Irrwege des Erwachsenwerdens winden (vielleicht lag's aber auch daran, dass ich in der ersten Reihe sitzen musste, dass mir etwas schwindelig wurde...). Was will meine Umwelt? Was muss ich darstellen, um in meiner Clique zu gelten? Wo und wie finde ich Liebe? Und vor allem, was will man eigentlich selber von sich und seiner Zukunft? Die Fragen, mit denen sich die jungen Frauen beschäftigen sind allgemein bekannt. Die Art und Weise, wie der Film seine Protagonistinne diese Fragen stellen lässt, ist sehr behutsam und sensibel ausgearbeitet dem schmalen Grad zwischen Nähe und Distanz. Trotzdem ein wenig das Gefühl, dass Beobachtungen zu sehr einem starren Rahmen folgen – der filmischen Ordnung wegen – und im Schnitt, im Sortieren der Szenen, die Nähe der Kamera wieder verloren gegangen ist zugunsten der Dramaturgie.
Aserbaidschan, Russische Föderation, 90 min - Regie: Oleg Safarliyev - Darsteller: Fuad Poladov, Fakhratdin Manafov, Mekhriban Zaki, Timur Badalbeoly, Kamal Khudaverdiyev
Weder die Inhaltsangabe aus dem Berlinalekatalog, noch die Kurzbeschreibung des Films im Programm des Tip-Magazins helfen weiter. Der Text im Katalog beschreibt eher, was der Filemmacher mit seinem Film erzählen wollte (es aber nicht schafft) und der Kurztext im Tip lässt eher darauf schließen, dass der Film vom Prakitkanten gar nicht im Vorhinein gesehen wurde.
Anhand der durch sein Stadtviertel streifenden Hauptfigur Alik werden Szenen aus Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans gezeigt. Es geht wohl um Generationen, um Veränderungen durch die politische Folgen, Stadt-Land Diskurse finden statt - eigentlich stellt Alik aber die ganze Zeit einer jungen Musikerin nach (er ist Moslem, sie wohl nicht...). Und irgendwie eine Jazzband ist da auch noch, die alle toll und kreativ sind, aber dann aus ihrem Übungskeller raus müssen. Das ganze schaut man sich gerne geduldig eine halbe Stunde an. Doch dann, wenn sich diese ersten Eindrücke von der Exposition zur eigentlichen Handlung verdichten sollte, plätschert es einfach so weiter. Hinzu kommt die technisch miese Nachvertonung des Films und ein bisweilen laienhaftes Schauspiel, dass sich in Überbetonung von Gesten und einer gewissen Selbstverliebtheit des Schauspiels kennzeichnet. Zeitsprünge soll es auch geben haben, doch auch mit wachem Auge waren die nur schwerlich entschlüsselbar. Insgesamt schien mir das alles eine etwas ziellose Collage der Veränderungen einer Statd anhand von zu offensichtlich symbolhaften Figuren, mit einem gewissen moralischem Grundton, der im Kern in die einfache Richtung "früher war alles besser" stößt. Mir nicht ersichtlich, warum der Film auf einem A-Festival laufen muss. Höchstens wegen Länderbonus.