Ich bin mir ja mal wieder unschlüssig, was mir wichtiger ist. Darüber zu berichten, wie mein erster Arbeitstag war, in diesem Super-Projekt, an dem ich wachsen und sicher nicht scheitern werde. Oder darüber zu schreiben, was mir durch den Kopf ging als ich am Sonntagabend die Sache mit den Neuwahlen im Herbst hörte. Also, Hartz IV fand ich ja super! Konnte man sich wenigstens über irgendwas aufregen und 'nen Groschen mehr als Sozi gab es auch. Nur deren Bestrebungen, mich zu einem Gläsernen Arbeitslosen zu machen, oder mich bei VW unterbringen zu wollen, haben mir nicht so richtig gefallen. Aber ist ja egal jetzt, und ab jetzt schreibe ich auch nichts mehr über'n Job. Es ist vorbei damit, yippieh.
Also bleibt mir nur noch über Politik zu schreiben? Auweia, das ist ja hier noch nie geschehen und viel schlimmer als über'n Job. Na denn, aufauf, frisch ans Werk: Dieses "Berliner Beben", der Vorschlag, Neuwahlen im Herbst zu inszenieren, hab ich am Fernsehen gesehen, Sonntagabend, als ich noch ein biss'le in den neuen Projektordnern geblättert habe. Und das erste, was ich dachte war: "Spinnt der, sich so zu veräußern?" Gut, klar, dass der Verlust der SPD als "erdrutschartig" zu bezeichen sein kann. Ja gut, irgendwas muss man PR-mässig den gewinnenden Grinsekatzen der CDU entgegenhalten, aber warum gleich nuklerare Waffen? Mein erster Eindruck ist Schwäche der SPD - es ist eine offensive Defensive, eine offensichtliche Gegen-PR. Und das ist mir zu billig! Denn das haben wir ja schon aus den TV-Duellen der US-Präsidenten gelernt: Wer das Thema bestimmt, hat den besseren Stand. Aber ist die Chance, eine Wahl zu gewinnen für die SPD tatsächlich besser jetzt im Herbst oder doch vielleicht eher besser mit einer vernünftigen PR-Strategie in eineinhalb Jahren? Ohne den Sieg der CDU in NRW wär es nicht zum "Beben in Berlin" gekommen. Auch das ist ja klar. Warum macht der das? Entweder, weil er schon einmal als beleidigte Leberwurst den Vertrauensbeweis gewonnen hat, oder weil da im Amt wirklich die Kacke am Dampfen ist? Vielleicht sollte ich doch noch ein paar politische Analysen lesen. Im Fernsehen soll ja - so die Beobachtung des werten Mitbewohners - endlich mal die Wahlberichterstattung richtig Rock'n'Roll gewesen sein. So z.B. mit dem running gag, dem Typen von der FDP nicht zu gratulieren und der regt sich drüber auf. Wie auch immer, ich bin zum Glück kein Politologe und wurde nachttrunken zu Expertenmeinungen vor die Kamera gezerrt. Aber ich persönlich, mit meiner kleinen Filmfetischistenmeinung, bin mir fast nicht sicher, ob es aufgrund dieser vor-sich-her-getragenen Beleidigkeit Schröders (man kann es auch Sucht nach Vertrauensbeweisen nennen) nicht mal Zeit für mich wäre, das politische Lager zu wechseln und Unternehmer zu werden. Vielleicht eine eigene Kionkette aufmachen, so wie jetzt die Sundance Cinemas?