Eine merkwürdige Berlinale war das dieses Jahr. Der Wettbewerb war mir realtiv egal. Was man so nebenbei im Radio oder in der Kinoschlange hörte, hat man da auch nicht die grossen Knaller verpasst. Allgemeines Wundern über die Jury-Zusammensetzung. Das Panorama war der bessere Wettbewerb und mein persönlicher Eindruck vom Forum war dieses Jahr auch besser, denn es wurden weniger unausgereifte Experimente gezeigt, sondern Filme, die zwar ambitioniert, aber doch immer einen interessanten Moment hatten. Vom Gefühl her dieses Jahr mehr Leute während der Berlinale gesprochen, auch nette Neue kennengelernt. Weniger auf Parties gewesen, denn: die Filme sind wichtiger als die Empfänge und persönlich dieses Jahr wegen momentaner Orientierungsphase mit Selbstbewusstseinsfragen zu kämpfen gehabt in Angesicht von all den wichtig, wichtig Leuten, die Jobs machen, die ich auch machen möchte. Gegen Ende der Berlinale aber einige Ideen und positiver Blick. Gesundheitlich dieses Jahr alles im Lot geblieben. Bis auf die Zähne...
 




:::: gesehen am 19.2.2005

Ukraine 2005 - Regie: Aleksandr Shapiro - mit: Witalij Linetzkij, Alexej Gorbunow, Wladimir Gorianskij, Alla Sergijko, Wladimir Jamnenko / Forum

Experimentell ausgerichtetes Porträt von Kiew in Form eines Stadtführers. Elf Episoden sollen einen Gesamteindruck der Stadt geben. Fing eigentlich ganz vielversprechend an, hat sich dann aber nicht getragen. Nicht das es langweilig wurde, der Film wollte zu viel und irgendwann bin ich gedanklich ausgestiegen.

"Ganz gewöhnliche Informationen können mitunter sehr poetisch sein, selbst wenn es sich nur um Straßennamen handelt. Ich wollte zwei unterschiedliche Kategorien zusammenbringen: Information und Ästhetik – und etwas Beeindruckendes daraus machen. Außerdem wollte ich drei Filmgenres miteinander verbinden: Spielfilm, Dokumentarfilm und Chronik. Innerhalb von zwei Stunden sollte alles über Kiew gesagt werden. Der dokumentarische Teil des Film zeigt einige unbekannte Orte der Stadt, die Chronik beschäftigt sich mit der Geschichte von Kiew, und den Geist der Metropole kann man im Spielfilm-Teil entdecken." (Aleksandr Shapiro)

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:::: gesehen am 19.2.2005

Frankreich 2005 - Regie: Raphaël Jacoulot - mit: Nade Dieu, Hadrien Bouvier, Pierre Berriau, Aurelia Petit, Anaïs Demoustier

Ruhiges, französisches Drama um eine 30-jährige Mutter und ihren 15-jährigen Sohn, der langsam flügge wird. Aus Angst ihren Sohn zu verlieren zieht sie mit ihm aus der Stadt in ein einsames Haus im Wald am Fluss und schreckt auch nicht davor zurück, ihn langsam zu vergiften. Interessanter Effekt: Die beiden Hauptdarsteller könnten auch Geschwister sein und nicht unbindingt 30 und 15. Die Zuschauerführung des eher konzeptionellen Films ist verhältnismässig offen gehalten mit unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten. Trotz der Offenheit in den Bedeutungen erzeugt der Film eine kohärente, beeindruckend scharf inszenierte Grundstimmung einer Angst vor psychischer Einsamkeit.

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:::: gesehen 1m 19.2.2005

Griechenland, Türkei 2004 - Regie: Constantinos Giannaris - mit: Stathis Papadopoulos, Theodora Tzimou, Giannis Stankoglou / Panorama Special

Geiseldrama in Griechenland um einen albanischen Immigranten, der einen Linienbus entführt und damit eine halbe Million Euro und freies Geleit ins Heimat erpressen möchte. Spannend, weniger auf Action ausgerichetet, sondern auf die Psychologie von Geiselnehmer und Geiseln.
?Angeregt zu meinem Film hat mich ein tatsächlicher Vorfall, zu dem es im Frühjahr 1999 in Nordgriechenland kam. Im Zentrum des Films stehen die Themen Emigration und Sehnsucht nach der Heimat; außerdem geht es um die Verantwortung der Massenmedien. Meine Absicht war es dabei, Licht auf einen ausgesprochen gewalttätigen und tragischen Augenblick in der jüngsten Geschichte Griechenlands und Albaniens zu werfen.“ (Constantinos Giannaris)

|Berlinale Programm zum Film


 




:::: gesehen am 19.2.2005

USA 2004 - von: Jeff Feuerzeig / Panorama Dokumente

Porträt über den Künstler und Musiker Daniel Johnston, den ich nicht kannte, der aber für Kurt Cobain der grösste Songwriter auf Erden war. Daniel Johnstons macht nicht nur traurige Lieder, sondern ist auch mansich-depressiv und schizophren veranlagt. In dem Film rekonstruiert Jeff Feuerzeig den Lebensweg des von den eigenen Dämonen gequälten Künstlers. Zur Verwendung kamen rares Archivmaterial, Interviews mit Wegbegleitern und Bewunderern sowie zahlreiche Songs des ?Desperate Dan“. Die Grenzgänge zwischen Genie und Wahnsinn, die der Film aufzeigt, sind für mich das beeindruckenste gewesen. Gutes Gefühl nach dem Film, Lebensfreude und positiver Blick.

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