Argentinien 2005 - Regie: Anahí Berneri - mit: Juan Minujín, Mimi Ardú, Carlos Echevarria, Osmar Nuñez / läuft im Panorama
Geschichte um einen HIV-positiven Schriftsteller, der als er erfährt, dass er demnächst sterben wird, entschliesst ein Tagebuch über die täglichen Veränderungen zu schreiben. Dabei geht es ihm durch das Schreiben die physische und die psychischen Leiden, die der Virus auslöst, zu lindern. Durch die eigene Standortbestimmung des Tagebuchschreibens werden Wünsche in ihm wach, die er noch vor seinem Tod sich erfüllen möchte: Die Suche nach der große Liebe, lässt ihn Kontaktanzeigen schalten und in der schwulen Szene Buenos Aires rumziehen. Im Laufe der Zeti kann er einen Verleger für sein Tagebuch interessieren.
Ich bin mir noch zwiegespalten, was der Film eigentlich will. Einerseits geht´s halt immer weiter bergab in der Handlung, was in der Sache des Themas liegt. Im Prinzip, denn der Film hat auch cheerfull moments, in denen es scheint, dass der Protagonist in seiner Suche nach Sex und einem Rest Lebenslust vollkommen glücklich scheint. Sex als ein Mittel, sich des Lebens zu vergewissern. Geschmackssache ist, wie intensiv der Film Darkroom-Szenen und Leder-SM inszeniert. Er tut es in gewissen Szenen nahezu orgienhaft, ohne jedoch explizit pornografisch zu werden. Manchmal finde ich den Hauptcharakter symphatisch und manchmal war er mir sehr fremd. Liegt aber vielleicht auch daran, dass ich zu weit vorne sass und hin und wieder Probleme hatte, den riesigen Untertiteln zu folgen, sondern lieber den dunkeln aber farbenfrohen ( = Achtung: Psyche des Protagonisten!) Bildern zugeschaut hab.
Der Film ist die Adaption eines Buches, mit dessen Autor die Regisseurin zusammen das Drehbuch für den Film entwickelt hat.
USA 2005 - Regie: Craig Lucas - mit: Peter Sarsgaard, Campbell Scott, Patricia Clarkson / läuft im Panorama
Mein dritter und erster Film dieses Jahr, den ich äusserst mitreissend fand. Ein Film-Noir um einen Drehbuchautor in Hollywood, der in eine verhängnisvolle Beziehungskiste mit seinem Filmproduzenten und dessen Gattin tappt. Von der Dramaturgie klassisches Film-Noir Genre, vom Setting nicht immer ganz so low-key. Der Freund des homosexuellen Autors ist gestorben und darüber handelt das Drehbuch. Der Produzent möchte, dass das Buch zu einer heterosexuellen Geschichte umgeschreiben wird. Trotz Bedenken willigt der Autor ein. In einem Chatraum begegnet ihm bald sein verstorbener Freund (es stellt sich für den Zuschauer schnell raus, dass es die Frau des Produzenten ist, die sich Informationen über die Beziehung verschafft hat). Darüber hinaus fängt der Autor eine Affäre mit dem verheirateten Filmproduzenten an. Zwischen Chat und Realer-Affäre entwickelt sich zwischen den Dreien ein psychologisches Spannungsfeld, dass den Film zu einen packenden Thriller macht. Nicht nru die Handlung, auch die Visualität des Films macht Spass: die ausgezirkelten, sonnigen Bilder eines Traum-Hollywoods und die Ikonizität von Alltagsgegenständen vs. alptraumhaft aufblitzende Innenwelten.
|Berlinale Programm zum Film
Mit diesem Omnibusfilm wurde offiziell am Abend das Int. Forum im Delphi eröffnet. Omnibusfilm, weil 6 Regisseure drin mitfahren. Aber eine Tram kommt auch drin vor.
"Lost and Found" ist ein Filmprojekt, für das sechs junge Filmemacher aus Mittel- und Osteuropa jeweils einen Kurzfilm zum Thema 'Generation' entwickelt haben. Aus diesen sechs Beiträgen entstand ein abendfüllender Kinofilm von jungen Regisseuren, die zu den besten Nachwuchstalenten in der gesamten Region zählen. Ungewöhnlich ist der Rahmen inform einer eigenständigen Animations-Geschichte, der die fünf Kurzfilme visuell verbindet. Das Thema 'Generation' zieht sich wie ein roter Faden durch den ganzen Film und spiegelt ein neues Selbstverständnis junger Filmemacher in Mittel- und Osteuropa wider. Traditionen und nationale Geschichte werden anders betrachtet und filmisch neu erzählt, ohne dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern nivelliert werden. (Katalog Forum zum Film)
Die alles verbindende Animation "Gene+Ratio" des Esten Mait Laas war klasse, weil sie ins Abstrakte ging aber nicht zu weit abdriftete. Die einzelnen Episoden, jede für sich toll (steigernd, die letzte am tollsten), konkurieren ein wenig untereinander. Humor, bei dem man aufpassen muss, die Pointe mitzubekommen. Künstlerische Leitung des Projekts hatte Nikolaj Nikitin (der Chefredakteur vom Schnitt ist und doch auch die Osteuropa-Recherche der Berlinale macht (oder machte?), wenn ich mich nicht irre). Schöner, sehenswerter Film. Hat mir gefallen, hatte schöne Momente, andere Momente waren nicht ganz meine Welt. Eher das Gefühl, ein Kurzfilmprogramm gesehen zu haben. Aber okay.
Danach mit A. und seinen Leuten seine Premiere (voller Erfolg) gefeiert, aber davon erzähl ich später, weil ich will noch in die Maria zu T.Raumschmiere. Gute Nacht! Ist das wirklich so eine gute Idee da jetzt noch hin? Ganz ehrlich, ich leg mich lieber schlafen, wenn ich's so recht bedenke.
Die letzten Jahre bin ich auf der Berlinale doch in ein unangenehmes Kino-Hopping verfallen. Wenn mich ein Film nicht innerhalb von 20min. interessiert hat bin ich raus und irgendwo anders hin. Das will ich dieses Jahr mal anders machen. Mehr Geduld, mehr warten, was da kommen mag. Dieser Film, der erste den ich im Rahmen der Berlinale gesehen hab, hat diesen Vorsatz schon arg auf die Probe gestellt. Es ist eine Dokumentation über die Choreographin Mathilde Monnier und die Probenarbeiten an einer Tanzperformance von ihr. Vielleicht muss man die Arbeiten von Monnier kennen, vielleicht muss man auf moderne Tanzperformance abfahren. Mit ersterem bin ich vorher noch nicht in Kontakt gekommen, zweiteres kann schon mal ganz interessant sein. Der Film vermittelt beides aber nicht. Hauptsählich wird Tanz und Arbeit am Tanz gezeigt, aber es fügt sich - für den Nicht-Kenner - nicht zusammen. Besonders hat mich die Kameraarbeit gestört: Bewegte Kamera, die Tanzbewegungen einfangen will, sie teilweise nachvollziehen will, um "experimentell" zu scheinen. Macht mehr kaputt von der Faszination des Tanzes, als dass sie sie einfängt.
"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" Karl Valentin