Italien 2003 - Regie: Ettore Scola - Kinostart: 20.1.05
Der Film will eine humorvoll-melancholische Hommage des Regie-Altmeisters an seine Metropole sein. Dabei hat er sich ziemlich verzettelt, die Stadt und seine Bewohner wirken eher fremd und distanziert als liebevoll beobachtet. In einzelnen Episoden wird so ziemlich jede Facette einer Metropole angetastet. Nein, es sind nicht einmal abgerundete Episoden, es sind kurze Schlaglichter, die Anfänge von Geschichten oder Situationen, jedoch noch bevor ein Interesse am jeweiligen Geschehen geweckt ist, wechselt der Film schon zum nächsten. Mit teilweise namhaften italienischen Schauspielern werden Alltagssituationen in einer merkwürdigen dokumentarfiktionalen Mischung inszeniert. Neben Immigrationsproblematik, Emanzipationsdiskursen, Arbeitslosigkeit, Armut und Altersheim kommt eine exponierte - wohl humorvoll gemeinte - Leichtigkeit ins Spiel, die für mich lediglich aufgesetzt schien und nicht über den bedeutungshaften Wahrhaftigkeitsanspruch hinweg half. Vielleicht ein Beispiel: Das Zimmer einer alten Frau, eine Jüdin. Sie zieht sich an, um auf die Straße zu gehen. Draußen ein Flashback: sie sieht die Okkupation durch Nazis und fällt in Ohnmacht. Dann eine Totale: Auf der Straße wird ein Film mit Naziuniformen gedreht. Das alles in weniger als 2 Minuten, danach geht?s sofort mit einer betroffenheits-heischenden Beobachtung von Alzheimerpatienten im Heim weiter. Insgesamt fehlt der Rote Faden, der mit gutem Willen in einem Wundern leigt über das, was alles in einer Großstadt so nebeneinander her lebt. Doch um über dieses Wundern hinaus zu kommen, müssten Handlungsstränge aufgebaut und verfolgt werden, mit denen irgendeine Form von Identifikation möglich wäre. Oder es müsste eine ästhetische, filmisch-rhytmische Struktur zugrunde liegen. So provoziert der Film in der Vielfalt seiner Nuancen einer Großstadt nur, was er vielleicht beklagt: Desinteresse an den Menschen, die einen umgeben. Vielleicht ist?s aber auch bloss eine Komödie, deren Humor mir nicht klar wurde?