1st Ave in Tuscon, Arizona tuscon-az.jpg

Auf dem Bild ist die 1st Ave. in Tuscon, Arizona zu sehen. Toll, was man heute alles mit Computern machen kann. Dass Google Maps teilweise auch abfotografierte Straßenzüge bietet, wusste ich ja schon, aber genutzt hab ich es noch nicht. Bis eben, denn da ich habe mich durch die Nachbarschaft eines mir bekannten Astronomen in Tuscon, Arizona geklickt. Bekommt man mal einen Eindruck von andere Leute Lebenssituationen. Die haben da ein Sofa im Garten stehen. Warm und Sonne.
 




:::: gesehen am 11.2.2008 im Delphi

Frankreich 2007; Regie: Audrey Estrougo; mit: Emilie de Preissac, Eye Haidara, Terry Nimajimbe, Paco Boublard, Salomé Stévenin; 97 min.



Ein offenbar autobiografisch gefärbter Film aus der Pariser Vorstadt Colombes. Die 25-jährige Regisseurin Audrey Estrougo zog im Alter von 13 Jahren in die Pariser Außenbezirke. Ihr Spielfilmdebüt hat die Abhängigkeiten und die unausweichliche Sozialkontrolle der Vorstadt zum Thema. Es beginnt wie ein harmloser Coming-of-Age Film. Da gibt es das soziale Ghetto, Jungs- und Mädchencliquen und desolate Familien. Die jungen Darsteller stehen in voller Blüte - allerorten sprüht es Testosteron und Östrogen. Im Zentrum der Handlung steht der junge Fußballer Jo. Es ist sein letzter Tag, er wurde für die Jugendmannschaft von Arsenal London entdeckt. Jos Freund Yannick hat damit zu tun, seine Flamme Melissa zurückzuerobern, und Mouss bringt sich in Form, um Daphne zu beeindrucken. Auch Fatimata und Julie, die eine schwarz, die andere weiß, sind verliebt, und beide haben es auf Jo abgesehen. Es bleiben ihnen 24 Stunden, eine Entscheidung herbeizuführen.

Soweit gibt das reine Handlungsgeschehen nicht mehr her, als man vielleicht aus Gute Zeiten, schlechte Zeiten oder typischen Teenager-Filmen gewohnt ist. Doch der Film wendet einen interessanten Kunstgriff an. Zur Hälfte des Films wird die Perspektive gewechselt und die 24 Stunden werden erneut erzählt. Was aus der ersten Perspektive - aus der Sicht der Jungen - teilweise fragmentarisch oder unverständlich war, wird nun komplementiert mit der weiblichen Perspektive. Diese Entschlüsselung der Perspektiven ergibt ein Ganzes der Narration, ein Drinnen und ein Draußen, ein vor der Tür und ein hinter der Tür, ein unten auf der Straße und ein oben in der Wohnung.

An sich sehr sehenswerter Film. Gestört hat mich die qualitative Spanne im Schauspiel. Die HauptdarstellerInnen besonders fein in Gestik und intensiv im Ausdruck werden durch teilweises Overacting der Nebendarsteller verwässert. Da trifft die Geste der Komödie aufs Drama, nicht gerade dem Drama förderlich.
 




:::: gesehen am 11.2.2008 im Delphi

USA 2007, Regie: James Benning, 112 min.



Zur Berlinale-Halbzeit dann auch mal der Babyhöhle entfleucht und zur cineastischen Einstimmung was rausgesucht mit langen Einstellungen, wenig Handlung aber dafür mit um so höherer Aufmerksamkeitsfalle. RRbesteht aus 37 festen Einstellungen, gedreht an 37 Orten in den USA, die von durchfahrenden Güterzügen durchkreuzt werden. Mehr nicht. Trainspotting in seiner Reinform. Die beiden Herren neben mir wollten der Sache nicht einmal eine Chance geben und sind nach der 3. Einstellung wieder gegangen. Ich hingegen schätze ja solche Filme, wo man nicht an die narrative Hand genommen wird, sondern beobachten muss und mit Ruhe und Vertrauen in sich hineinhorchen sollte, was der Film mit einem macht. Und seit Jahren versuche ich dieses Schärfen der cinematographischen Sinne als mein Berlinale-Einstiegsritual zu pflegen, etwa wie mit dem Film Pine Flat von Sharon Lockhart.

Schöner Film. Bin nicht eingeschlafen. Sehr präzise Montage von Bewegungsrichtungen der Züge, Farben, Lautstärke, Dauer und Landschaften. Doch was macht so ein im besten Sinne langweiliger Film mit einem? Stefanie Schulte Strathaus schreibt dazu:

"This land is your land, this land is my land": In seinem neuen Film überlässt der Mathematiker und Eisenbahnliebhaber James Benning einen großen Teil der Autorenschaft seinem Gegenstand. Legte er in früheren Filmen die Dauer der Einstellungen, mit denen er amerikanische Stadt-und Landschaften filmte, genau fest, so werden sie diesmal durch Länge und Geschwindigkeit durchfahrender Züge begrenzt. Eine Einstellung ist so lang, wie ein Zug braucht, um an einem Bildrand zu erscheinen und am anderen wieder zu verschwinden. Form und Inhalt, definiert nach ein und demselben Maßstab. Die Leinwandgröße und die Weite der amerikanischen Landschaft werden deckungsgleich in Höhe, Breite und Tiefe durchmessen. Neben der faszinierenden Vorstellung, wie viel Gewicht eine einzige Lokomotive mit unzähligen Waggons von einem Punkt des Kontinents zum anderen bewegen kann, öffnet die Tonspur weitere Wahrnehmungs- und Assoziationsräume. Fragmentarisch hören wir zwischen den Eisenbahngeräuschen einen Mormonenchor, die Übertragung eines Baseballspiels von 1992, einen Werbejingle, Gregory Peck, der aus der Offenbarung des Johannes liest, die Interpretation des Songs "This land is your land", die Abschiedsrede von Eisenhower und den N.W.A.Rap "Fuck the Police".
Man muss als kleiner Junge nicht den Traum des Lokomotivführerdaseins geträumt haben, um dieser Faszination von tonnenschweren Güterzügen zu erliegen. In der formalen Reduktion liegt die Kraft des Films. James Benning hat sich an Bahnstrecken auf die Lauer gelegt und zeigt uns seinen Fang. Dabei entstand ein vielschichtiger Blick auf die historische Metapher der Eisenbahn als wichtigstes Transportmittel zur Erschließung des Westens. Heute werden Massen an Konsumgütern über den Kontinent verfrachtet. Einer Politik der Gegenstände folgend sind die Zug-Kolosse überdimensionierte Stahlschlangen, die sich ohne Hindernisse ihren Weg durch Landschaften, Ortschaften und über Flüsse bahnen. An einer Stelle des Films musste ich an den Güterzug von Zurück in die Zukunft III denken, der am Ende des Films die Zeitmaschine zerstört. Überhaupt, die Medienmetapher natürlich - Film und Eisenbahn haben mehr gemein als Film und Automobil. Die einzelnen Wagons eines Zuges sind aneinander gekoppelt, wie die Einzelbilder eines Films. Oder in einer frühen Filmvorstellung von "Die Einfahrt eines Zuges in den Bahnhof" sollen die Zuschauer ja panisch vor Angst den Saal verlassen haben. Heute verlassen sie den Saal vor Langeweile. Und irgendwie ist so ein Zug auch wie Spargel. Die Zugmaschine an der Spitze ist die Delikatesse.

Wer Zug fährt, ist sicher schon mal der folgende sinnliche Effekt aufgefallen: hat man eine Zeit lang aus dem fahrenden Zugfenster geschaut, kommt es einem beim Halt so vor, als würde der Zug sich Rückwärts bewegen. Da hat's wohl so einen Trägheitsmoment im menschlichen Auge. Diese Trägheit tritt auch ein, wenn man Zügen auf einer Kinoleinwand zuschaut. Ist der Zug vorbeigefahren, beginnt das Bild zu morphen.
 




Man kommt zu nichts mit so einem Säugling. Großeltern und Urgroßmutter zu Besuch. Mamas Geburtstag. Haushalt. Fehlende Dinge besorgen. Milchstau. Dann Milchüberproduktion. Neuer Schlafrhythmus. Neue Vitamine. Neue Rituale. Neues Auto.

Alles so schön.
 




Kurz mal Abstand aus dieser Klinik-Dramaturgie. Feierabendstau genossen, um Ruhe nachzutanken und in mich hinein zu fühlen. Diese Glückshormone gestern nach der Geburt waren der Hammer. Das hat geflasht. Und das war nicht synthetisch. Das war the real shit, aber irgendwann kommt bestimmt - dass kennt man ja - der Kater.

Hier die Stille zu Hause tut gut. Katze füttern und am Schwanz ziehen, den Großeltern Babyfotos mailen und noch mal googlen, was der Name des Babys jetzt eigentlich bedeutet. Gute Wahl: an erster Stelle findet Google eine Katheter-Manufaktur mit gleichem Namen. Lade gerade noch sechs Fotos bei Flickr hoch und bin mir nicht sicher, wie das mit diesem Dings, dieser Privatsphäre eigentlich zu handhaben ist. Hatte ja eigentlich vor, das CTG live per XML ins Weblog zu tickern... Dieses Weblog wird sicher kein Babytagebuch, soviel steht fest. Das wird die Kleine dann schon früh genug selber entscheiden, wie sie mit dem Internet umgehen will. Ist ja auch ein wenig vergleichbar mit einer Religionszugehörigkeit, die Entscheidung, wie viele Spuren man im Internet hinterlassen möchte. Gibt ja Leute, die da gleich eine Domain registrieren und in Babytalk das gesamte Leben des Kindes drauf laden. Das ist nicht mein Ding. Und die werte Mutter selber ist da ja eh schon eher zimperlich.

Daher nur Fotos ohne Köpfe. Aber alle Beteiligten sind gesund und alles ist dran. Die Kleine mag noch nicht so richtig essen, aber das werde schon werden versichern uns alle. Und sie verschläft gern den ganzen Tag. Da kommt sie nach ihrem Vater, schätze ich.

Ich hab ja noch ueberlegt, ob es wohl moeglich ist, das CTG per XML ins Weblog zu tickern. Blick aus Kreissaal Kreissaal Klinik-Mittagessen Fenster vom "Sonnenzimmer" CTG im "Sonnenzimmer" Wehen weg atmen an der Havel Zimmer 16 Blick aus Zimmer 16

Und hier noch, für die eigene, ausgelagerte Erinnerungsmaschinerie, was ich über die Stunden in der Babyklinik live vom Handy getwittert habe:
  • Ach ja, Danke allen hier für die guten Wünsche, hat mir auf meinen Klo-Pausen im Kreissaal sehr geholfen, weiter Mut & Kraft zu geben. about 2 hours ago
  • Will noch nicht richtig trinken und schläft nur. Bin jetzt mal raus aus dieser Babyklinik-Dramaturgie. Stadtstau zum Nachdenken genossen. about 2 hours ago
  • Nacht gut überstanden. Gleich gehts zum Workshop "Handling von Baby 1.0" about 11 hours ago
  • Oh Mann, das flasht ja ziemlich geil. about 21 hours ago
  • Ein Mädchen. Zu dritt ist man weniger allein. about 23 hours ago
  • Gewisse Ermüdungserscheinungen auf beiden Seiten. Ruhe finden. Hebamme sagt, das sei jetzt das Ende der Eröffnungsphase. 06:07 PM February 03, 2008
  • Oha. Stetiger Stellungswechsel. Nicht leicht, da eine ordentliche Reihe an Herztönen aufzuzeichnen. 04:24 PM February 03, 2008
  • Jetzt sind Dosenpfirsiche gefragt. 02:45 PM February 03, 2008
  • Langsam merk ich's auch im Rücken. Beziehen jetzt den Kreissaal. 02:01 PM February 03, 2008
  • Die Worte "schöner Befund" rühren mich. Jetzt Mittagessen. Dann wieder raus durch den Park. Laufen ist besser als sitzen oder liegen. 12:50 PM February 03, 2008
  • CTG, Wehen und Pulsschlag. Am Morgen etwas Stress. Nach Spaziergang an Havel alles wieder entspannt. 11:22 AM February 03, 2008
  • Auskundschaften, wie hier jetzt nach dem Schichtwechsel die Hebammen drauf sind. Vergessen, Schlappen einzupacken. Blauer Himmel. 08:55 AM February 03, 2008
  • Ausgewachsene Wehen sind das noch nicht. Aber die behalten uns hier, sollen erstmal noch ausruhen für das was da noch kommen wird. N8 06:37 AM February 03, 2008
  • Nett hier. Alles in warmen Farben. Wird wohl noch etwas dauern alles. 05:26 AM February 03, 2008
  • Fahren dann mal jetzt in die Klinik. 04:39 AM February 03, 2008
  • Kinderbett aufgebaut. 03:41 AM February 03, 2008
  • Ja, hier stabilisiert sich was mit den Wehen. Ich mach mal erstmal Kaffee. Dann kleine Nachtwanderung um Block. 03:02 AM February 03, 2008
  • Wir nennen es Vorwehen. 01:59 AM February 03, 2008
  • Nerv. Bekomm das neue WLAN-Modem nicht ans Laufen. 12:22 AM February 03, 2008

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    Scheintz langsam los zu gehen. Wehen werden kürzer, jetzt steht auch das Kinderbett endlich richtig, wir fahren dann mal los in die Klinik.

    eventuell updates auf:
    http://twitter.com/tristessedeluxe
     




    :::: gesehen gestern Nacht auf Handyvideo

    USA 2008 - Regie: Matt Reeves; Buch: Drew Goddard; mit: Michael Stahl-David, Odette Yustman, Mike Vogel, Lizzy Caplan, T. J. Miller, Jessica Lucas: Lily Ford und gruseligen Monstern



    Steve Jobs hat ja vor einigen Wochen ganz fabelhaft präsentiert, wie man bald auch in Deutschland bei iTunes nicht nur Filme downloaden kann, sondern auch leihen. Videothek per Internet, und die Filme darf man sogar mitnehmen auf seinem iPhone oder iPod und unterwegs ansehen. Ich war mir da ja neulich nicht ganz sicher, ob das überhaupt begehrenswert ist, Spielfilme zu schauen auf so kleinen Displays und während man unterwegs ist und permanent von der Umwelt abgelenkt wird. Aber bevor ich urteile, dachte ich mir, probiere ich das lieber mal aus. Und dieser erstbeste Blockbuster kam mir da gerade recht.

    Cloverfield war nun also mein erster Langspielfilm, den ich mir auf einem Handy angeschaut habe. Ergebnis: Macht das besser nicht nach, man erkennt die Monster nicht so gut. Erst am Ende in der Totalen. Und die Wackelkammera zieht einen bei so einem kleinen Screen auch nicht so arg in den Bann. Trotzdem: der Film blieb auch auf dem Handy äußerst spannend! Nicht auszumalen, wie das im Kino rockt.

    An sich ist der Film ein typisches Godzilla-in-Manhatten Ding und zu vergleichen mit handelsüblichen Monsterfilmen. Die Komponente, dass die Filmhandlung der Monsterattacke handlungsimmanent aus der Perspektive einer einzigen Videokamera erzählt wird, gibt der Sache aber einen gehörigen Drive. Eigentlich dachte ich, das stilistische Mittel, Wackelbilder als visuellen Kodex für "Authentizität" einzusetzen, dürfte im Kino nach all den Dogmen und letztlich nun auch nach Lynch, doch langsam nicht mehr funktionieren. Nun, was auf dem Handy funktioniert, wirkt auch auf der großen Leinwand (würde meine Kollegin bekräftigen). Es ist natürlich der selbe Reiz, welche den Videoaufzeichnugen von 11. September innewohnt - das hautnahe in der Katastrophe stehen.

    Interessant an der Produktion ist aber auch das virale Marketing, dass schon weit vor dem Filmstart begonnen hatte. In der Wikipedia kann man dazu lesen:

    Der Begriff „Out of Game“ (OOG) Stammt aus der Fachsprache der „Alternate Reality Games“. Gemeint sind u.a. Websites, die den Game-Teilnehmern fälschlicherweise als Informationsquelle zu ihrer selbst geschaffenen Scheinwelt dienen und somit oft auch Grundlage für Hypothesen und Gerüchte sind. Tatsächlich aber besteht zwischen diesen realen Informationen und der fiktiven Realität kein Zusammenhang.

    Neben Webseiten bestehen mehrere andere Quellen, die fälschlicherweise dem viralen Marketingprojekt „Cloverfield“ zugeschrieben werden. Die Signifikanz der Seiten besteht vor allem darin, dass sie oder deren Symbolik von den Fans in die Welt von „Cloverfield“ miteinbezogen war, und auch nach derer Aufdeckung die Hypothesen und Vermutungen über den Film stark prägten. Das wohl prominenteste Beispiel für ein solches Missverständnis war eine Reihe von Websites, die sich mit Ethan Haas beschäftigten. Parallel mit 01-18-08.com wurde von Fans die Seite ethanhaaswasright.com entdeckt, die aus flash-animierten Rätseln bestand und im Hintergrund eine zerstörte Stadt präsentierte. Diese Stadt erinnerte stark an die Plakate von „Cloverfield“. Nach der Lösung jedes Rätsels wurde ein kurzes Video mit eschatologischen Prophezeiungen gezeigt.

    Parallel mit dieser Seite fand man einen Weblog, dessen Autoren ausschließlich in Nepalesisch schrieben und sich als Antagonisten von Ethan Haas darstellten. In der Presse wurden die Websiten des öfteren in direkte Verbindung mit „Cloverfield“ gebracht. Da es in der Kosmologie von Ethan Haas die Rede über die „Ältesten“, „Mezin“ war, sah man hier eine weitere Bestätigung für die thematische Annäherungen an die fiktive Welt von H. P. Lovecraft mit seinen „Älteren Wesen“.

    Anfang August 2007 hat sich jedoch herausgestellt, dass die Seiten über Ethan Haas zur viralen Marketingkampagne des Rollenspiels „Alpha Omega“ von Mindlabs gehören. Somit war die inhaltliche Verbindung mit dem Film dementiert, jedoch über die Cthulhu-Thematik wurden weitere Diskussionen geführt.
    (wikiperdia zum Film)

    Das Virale Marketing des Film

    Folgende vier Seiten, sogenannte Tie-in, wurden von Paramounts Pictures im Rahmen der viralen Marketingkampagne produziert:


     




    Mal sehen was das wird.

    Die Wogen des Lebens spülen einen dann ja immer mal dort hin, wo man von alleine nicht hinschwimmen würde. Die Liebste wollte vorhin zu der Veranstaltung Jan Plewka singt Rio Reiser. Ich bin da mal mitgegangen, momentan kann ja alles, was Bewegung verspricht, nur die Geburt begünstigen. Dachte mir zwar noch, "Wer ist Jan Plewka? Warum singt der Rio Reiser? Und darf der das überhaupt?", aber so eine Coverband hat ja meistens Schmiss. Kennt man ja, vom Schützenfest und so. Jan Plewka ist der Sänger und Mitbegründer der 90er-Band "Selig" gewesen, die sich durch solche Sachen hervorgetan hat (also mehr so Poser-Rock-Pop, den ich schon damals Mist fand). Der darf also eigentlich Rio Reiser nicht singen. Aber heutzutage dürfen ja auch Kapitale Schweine Rio Reiser verwursten (hier der TV-Beitrag dazu auf youtube).

    Egal. Ich hab wieder viel gelernt. Das Konzert war jetzt nicht so mein Ding. Bestuhltes Kesselhaus, durchwachsenes Publikumssegment. Aber das schöne an Berlin ist ja, dass auch die Normalos irgendwie ganz okay sind. Wenn sie stehen. Wir saßen. Als es los ging, sah das so aus, wie hier in diesem TV-Mitschnitt: Halt Dich an Deiner Liebe fest - Jan Plewka singt Rio Reiser (live, NDR) und ich fand, das hört sich nicht nach Rio Reiser an, sondern nach Selig. War ganz verwirrend und dieser Eindruck ließ den Abend über auch nicht nach. Nicht so schlimm, wenn da nicht auch noch die Bühneninszenierung gewesen wäre. Statt einfach nur Musik zu machen, wurde teilweise versucht "die Stimmung der Zeit" (oder sowas) nachzustellen. Plewka im Rio-Reiser-Kostüm, die Band als lustige Musikanten im Entenmarsch durchs Publikum um Geld schnorrend (um Mißverständnissen vorzubeugen: die Konzerttickets waren nicht gerade kostenlos) und dann auch noch ganz schlimm - elektrisches Lagerfeuer und der Rauchhaus-Song wird mit Klampfe und Megaphon intoniert. Da bekam ich Gänsehaut, vor peinlicher Berührung. Mir wollte nicht so recht gelingen, den Musikanten zu glauben, dass sie hinter all dem stehen. Bei dem Versuch, während des Rausschmeissers, das Publikum per Polonese aus dem Saal zu führen, bemerkte Plewka selbst, "ich mach mich hier zum Affen..." - so kann man es auch sagen.

    Trotzdem interessant, ich will nicht meckern. Zwei süße, Bier mit Strohhalm trinkende Groupies waren extra aus dem Sauerland angereist. Sollte man zumindest glauben. Ich glaube, die waren bestellt. Aber ich kann mich auch täuschen. Nicht recht trauen jedoch wollte ich meinen Augen, dass auch dieser etwas verlebte, langhaarigen Macker, den ich sonst immer nur in den Clubs sehe (neulich auch im Tape Club wieder), da auch war. Der, von dem behauptet wird, dass sei ein ganz fieser Abzocker. Privat geht der also dann auch mal zu so einem netten Rio Reiser Abend. Nun, Spaß haben wir gehabt. Das Geld wäre in eine Best-of-Ton-Steine-Scherben-CD jedoch besser investiert gewesen. Die Liebste und ich waren uns einig, beim The BossHoss-Konzert war's meilen-geiler. Da durfte man allerdings auch mehr Bier mit Strohhalmen trinken.

    Hier nochmal bissle mehr, was Gänsehaut im Guten macht: Wir sind Helden - Halt Dich an Deiner Liebe fest (live) und zum Vergleich Ton Steine Scherben - Halt Dich an Deiner Liebe fest (30.05.1983 live in Offenbach).

    Schlaft gut, ihr süßen Revoluzzer!
     




    Heute wurde sich wieder beklagt, dass ich zu wenig ins Blog schreibe. Man wisse ja gar nicht, wie es mit gehe. Da hab ich mal 2 Tage was zu tun gehabt und dann sowas. Mir geht's gut, wie soll's auch anders sein. Klickt auf die Links, da war ich die letzen Tage auch:
     




    :::: gesehen gestern Nacht im TV

    Frankreich / Italien 1965 - Regie: Jean-Luc Godard - mit: Akim Tamiroff, Eddie Constantine, Anna Karina, Jean-Louis Comolli, Michel Delahaye



    Dadurch, dass ich dieser Tage irgendwie mehr als sonst mit dem Autoradio unterwegs bin, bin ich auf die Ausstrahlung dieses Godard-Films hingewiesen worden, den ich schon immer sehen wollte. Ein Nouvelle-Vague-Science-Fiction von Godard mit Liebe. Die Erwartungen waren hoch, der Sender schrieb:
    Geheimagent Lemmy Caution kommt als Reporter getarnt nach Alphaville, in die Hauptstadt der Milchstraße. Er hat den Auftrag, seinen Vorgänger Henri Dickson und Professor Von Braun zu suchen. Der Wissenschaftler hat ein gigantisches Elektronengehirn konstruiert, das inzwischen in Alphaville alle Vorgänge und Beziehungen regelt. Die Menschen sind zu willenlosen Sklaven des Computers Alpha 60 geworden, dessen technokratische Herrschaft weder eine emotionale Reaktion noch einen Widerspruch zulässt. Es existiert keine Vergangenheit und keine Zukunft mehr. Vom sterbenden Henri Dickson erfährt Lemmy Caution, dass das selbstherrliche Monstrum nur mit seinen eigenen Mitteln besiegt werden kann. Mit Natascha Von Braun, der Tochter des skrupellosen Professors, als "Begleiterin" wohnt er einer bizarren öffentlichen Hinrichtung von Delinquenten bei, die sich durch den Luxus idealistischer Gefühle gegen die Vorschriften in Alphaville aufgelehnt haben. Von Alpha 60 als Individualist und Oppositioneller entlarvt, geht Lemmy Caution zum Gegenangriff über und verwirrt die systemimmanente Logik des Computers durch philosophisch-poetische Begriffe. Im allgemeinen Durcheinander kann er den uneinsichtigen Professor töten. Zusammen mit Natascha, der er menschliche Werte vermitteln kann, flieht er aus der sterbenden Stadt. "Lemmy Caution gegen Alpha 60" ist ein romantischer Versuch, die in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts aufblühende Euphorie der Raumfahrttechnik, die Anfänge der Computertechnologie mit Kinotraditionen des Science-Fiction-Films und des Film noir zu decouvrieren. Alphaville erscheint wie das Wirklichkeit gewordene Metropolis. So nutzt der Regisseur mit dem Helden - Eddie Constantine - die Chance, sein Thema mit Filmzitaten, Collagen und Comic-Strip-Elementen anzugehen. Lemmy Caution wirkt wie ein moderner Lancelot, das unsichtbare Elektronikgehirn wie ein Mabuse der Kybernetik. (Quelle: rbb Fernsehen)
    Ich könnt's nicht besser zusammenfassen. Für die 1960er eine filmisch recht hypertextuell umgesetzte Zukunftsvison. Teilweise eine Atmo wie in "Blade Runner". Wieder einmal darin bestärkt worden, endlich mal über dieses eine Thema zu schreiben, was mich immer wieder im Angesicht von Sci-Fi interssiert. Ich verrat nicht was, nicht so wie bei meinen letzten sechs Ideen, die dann andere umgesetzt haben.
     




    ::: gesehen am 25.1.2008 im acud-Kino

    Deutschland 2007 - Regie: Fatih Akin; mit: Baki Davrak, Nurgül Yeşilçay, Hannah Schygulla, Nursel Köse, Tuncel Kurtiz, Patrycia Ziolkowska, Lars Rudolph

    Freitag mit und auf Wunsch der Liebsten endlich noch Fatih Akins aktuellen Film gesehen. Gut gefallen haben die visuelle Umsetzung der dramaturgischen Verknüpfungen der Figuren und Episoden. Gemeinsame Orte und doch aneinander vorbei. Nicht so prätentiös und laut inszeniert, wie "Gegen die Wand", sondern näher an den Figuren dran. So, dass wohlige, etwas undefinierbare Melancholie nach dem Film bleibt. Zwei Seiten, die der Tod mit sich bringen kann. Das Eigene manifestiert sich erst durch den Blick auf das Andere.

    Danach noch in der Nacht Sexy Beast im Fernsehen gesehen, sicher gewesen, den Film noch nicht zu kennen. Liebste meinte, hätten wir zusammen gesehen. Nach Hälfte des Films dann doch Gewissheit, den Film zu kennen. Drauf hin eingeschlafen.


     






    Ein bisschen Schauer-Poesie gefällig. Die Animation hier ist von 1953.
     




    Arbeit am Selbst. Gestern hatte ich noch 42 Punkte, heute nur noch 40 Punkte.
    Bei Ihnen nimmt die Internetnutzung einen großen Raum ein. Sie haben vermutlich bereits Probleme mit der Umwelt und Ihre früheren Alltagsaktivitäten stehen hinter dem Internet zurück.

    Bemühen Sie sich aktiv darum, wieder mehr Zugang zur realen Welt zu erlangen. Treffen Sie sich mehr mit Freunden oder betätigen Sie sich sportlich. Die Befriedigung wird ungleich größer sein und Sie tun etwas für Ihr seelisches und körperliches Wohlbefinden.


    Die Macher dieser Suchttest-Seite sollten lieber selber mal mehr im Internet sein. Dann würde die Seite nicht so Scheisse aussehen. Abgesehen davon, war ich nach dem Test gestern dann draußen in der realen Welt, um mal zu sehen, wie das da so ist. War in der Ill Galeries zu so einer Eröffnung, habe dort reale Menschen getroffen (blöd nur, dass die sich auch nur über Drogen unterhalten haben) und dieses Foto geschossen und direkt ins Internet gestellt. Danach war'n wir noch in der ehemaligen Szenekneipe, die jetzt Touristenfalle ist. Auf dem Weg nach Hause hab ich dann noch den S-Bahn Blogger fotographiert und direkt aus der S-Bahn ins Internet gestellt.

    Das Problem mit diesen Suchttests ist, dass wir doch eh in einer gedoped-ten Gesellschaft leben und die da immer nicht verstehen wollen, dass man auch in der "Realen Welt" und "unter Freunden" irgendwie im Internet ist und suchtaffine Mittel und Getränke konsumiert.
     






    Babykram. Das Baby ist noch nicht da. Alle sagen, es wird alles anders, wenn das Kind da ist. Glaub ich auch gern. Aber solange die netten Leute um einen herum weiterhin gut gemeinte Links schicken, die einen vielleicht interessieren mögen, bleibt doch eigentlich alles beim Alten, oder? Ist halt einfach neues Konsumpotential, wahrscheinlich. Etwa was serielles rund um Motherhood oder diese praktischen Piktogrammen (oben) als Gebrauchsanweisung für's Baby.

    P.S.:Überlege, ob ich neue Blog-Kategorie einführe - Babykram - oder ob die alte aus dem Bauch raus noch ausreicht für's Erste.
     






    Es fühlte sich heute in meiner Weiterbildung ein bisschen so an, wie damals, 1987 bei Herrn Grothe in der Computer AG. Das Staunen war groß. Der Kurs gerät immer mehr zu einer Weiterbildung in Macs und OSX statt zum Thema "Mobile Computing". Nun gut, dazu aber gleich mehr. Bin müde, will eigentlich noch einen Film sehen, daher nur mal schnell zusammengefasst:

    Hörsaal FHTW Berlin//Theoretische Einführung ins Thema "Plattformunabhängige Systeme - XML (1)" // Was ist Information? Was sind Daten? Wo ist der Schalter, um das Saallicht zu dimmen? // Einführung in Geschichte der Zeichencodierung // ASCII, ISO-Norm 8859, Unicode // "Unicode heisst, wir machen alle glücklich" // kennt man ja eigentlich, trotzdem mal reingeschaut in so eine 7-bit, 8-bit, 16-bit Codierung und dem Ding mit UTF-8 und UTF-16 // Die Dampfmaschine... // Was ist ein Hypertext? // Markup-Sprachen // Betretenes Schweigen im Publikum bei der Frage des Dozenten, "hat jemand schon mal was mit LaTeX zu tun gehabt?" // Markup-Sprache hat Ursprung aus Formatierungs- oder Korrekturanweisungen in Redaktionen oder Verlagen // Endlich angekommen bei der Folie zu Xml // muss einer ja einem auch mal sagen: "eXtendet Markup Language" // cool weil: standarisierte Beschreibungssprache, Standard für Austausch im Web, kann von Maschinen interpretiert und von Menschen verstanden werden // Acronym SPEED // Der coolste Grund für den Erfolg von XML: Trennung von Struktur, Inhalt und Darstellung // XML-Syntax, naja halt Baumstruktur, Eltern-Kind-Beziehungen // DTD definiert Inhalte und Attribute von Elementen in XML-Klassen //

    XMLÜberleitung in die Pause / Wechsel des Kurses ins Computerlabor, Dozent: "Ich bin zwar alles andere, als ein Mac-Fan, aber wir gehen trotzdem ins Mac-Labor, weil es da einfach angenehmer ist" // Denk ich mir meinen Teil, dass Inhalt und Form sehr wohl zusammen gehen... Ja, dann also Mac-Labor. Ich krieg das WLAN bei mir am iBook ans Laufen, Mitstreiter mit PC-Notebooks haben da so ihre Probleme. Ich bekomme von der Stud. Hilfsfkraft kein Workstation-Login nicht, weil ich angeblich in falscher PLZ wohne. Bin aber nicht der Einzige aus Berlin Süd-West. Merkwürdig. Stelle mich stur, tu mich mit Hugo zusammen, der hat einen Login. Bis wir alle überhaupt im Internet sind vergeht eine gewissen Zeit, dann auf der Lernplattform die nächsten Orientierungsschwierigkeiten. Wir klicken durch die eLearning Sache, Hugos e-Learning-Login geht nicht, nehmen wir meins. Finden dann irgendwo in der letzten Ecke eine Aufgabe, laden jEdit und zusätzliche Plugins runter (es gibt auch den oXygen XML Editor and XSLT Debugger, ist offenbar aber nicht kostenlos). Und dann - Hurra! - schreiben wir unsere erste XML Datei mit zugehöriger DTD-Datei. Nur Hugo und ich kennen uns mit XML noch gar nicht aus. Also, wo Sternchen und Plus hingehören und warum. Dafür fällt es mir leicht, Hugo am Mac zu erklären, wie man Dateien öffnet und abspeichert, das der Internet Explorer des Macs das Programm mit dem Kompass ist und wie man Dateien vom Schreibtisch auf Hugos USB-Stick verschiebt. Haben wir alle wieder was gelernt, aber nichts so richtig verstanden. Trotzdem spannend, lern ich doch mal bissle was Hintergrund über den Kram mit dem Internet, mit dem man ja so als Blogger auch immer zu tun hat. Z.B. ja auch da dieser organgene Button oben links, der Sinn und Nutzen dieses Buttons wäre ja quasi ohne XML nicht auszudenken. Plattformunabhägiger Austausch von Informationsdaten, au weia! Das haben wir uns 1987 noch gar nicht träumen lassen...

    >>> Hier geht's zu Teil 1 & 2 - Mobile Computing
     




    :::: eben gesehen auf arte

    Spanien 2006; Regie: Álex de la Iglesia; mit: Antonio Dechent, Javier Gutiérrez, Leonor Watling u.a.



    Oh, das war ja gerade interessant. Da kam eben auf arte noch ein beinahe trashiger Horrorfilm, in dem ein Baby mitspielt. Im Mittelpunkt: Ein Familienvater, der - tyrannisiert von der Angst um sein neugeborenes Kind - eine frappante psychische Veränderung durchlebt. Ein junges Paar zieht mit ihrem Neugeborenen in eine alte Villa. In der Nacht hören sie über das Babyphon fremde Stimmen. Der Vater besorgt in Panik eine Baby-Cam-Überwachung und nun sitzt eine fremde Figur am Bett des Babys. Jedoch hinterlässt der Fremde keine Spuren, nichts deutet darauf hin, dass das Ereignis tatsächlich stattgefunden hat. Während der Vater beginnt an einen Einbrecher zu glauben, beginnt die Mutter am mentalen Zustand ihres Mannes zu zweifeln und verlässt mit dem Baby Haus und Mann. Alleine in der Gruselvilla kommt der Vater mit Hilfe der Baby-Videoanalge auf eine paraphysische Spur. Er kann mit Hilfe der Videoüberwachung einen Parallelwelt sehen und Zugang zu ihr bekommen. Doch wer einen Eingang findet, öffnet für andere einen Ausgang.

    Netter kleiner Gruselfilm, in dem die jungen Eltern übermüdet, mit Augenringen und vollkommen paralysiert durch den Tag wandeln. Offenbar vollkommen verzehrt von den Aufgaben als junge Eltern, sehen die beiden Gespenster, beginnt die Beziehung zu kippen, der Vater wird schizophren.

    Na das kann ja was werden, wenn das Baby erstmal da ist (o:
     




    :::: gesehen gestern Nacht auf Video

    USA 2007;Regie: Francis Lawrence; Mit: Will Smith, Alice Braga, Dash Mihok, Charlie Tahan, Salli Richardson



    Nach einem herrlich-regnerischem Gammel-Wochenende in der Nacht noch vor diesem Film gesessen und gegruselt vor jener Kraft, die stets das Gute will und stets das Böse schafft: Ein Heilmittel gegen Krebs entpuppt sich als Büchse der Pandora und Will Smith hat als einziger in Manhatten überlebt und muss die Geister, die er rief wieder verjagen.

    Auch wenn sich das als Action-Film oder Grusel-Schocker angekündigt hat, es steckt zum Glück sehr viel mehr drin. Doch - ja - ich wurde stark emotionalisiert durch Actionsequenzen, und - ja - ich hab nicht sofort ruhig einschlafen können. Trotzdem ist I AM LEGEND mehr als Spektakel-Kino, wie der Kollege bei critic.de richtig erkennt:
    Es ist bestimmt unpassend für einen Blockbuster, aber trotzdem: In den ersten Minuten – die kraftvolle Jagd mit dem Auto natürlich ausgenommen – erinnert I am Legend an Ozu Yasujiro und dessen langsames Herantasten an eine Geschichte. Die Kamera bewegt sich kaum, eine Abfolge statischer Ansichten etabliert den Ort des Geschehens, und schließlich sieht man Neville bei der Verrichtung seines Alltags: nach Nahrung suchen, essen, DVDs ansehen, den Hund baden. Auch hier gibt es nur wenige Schnitte, und in simpler Aneinanderreihung wird eine meditative Qualität erreicht. Das muss man sich als Action-Spektakel-Regisseur erst einmal trauen. In diesen Sequenzen sieht man eine Studie über Einsamkeit. (critic.de zum Film)
    Das mag zwar für die Analyse irgendeines Blockbuster unpassend sein, genau für diesen Film ist es aber die richtige Beobachtung auf der Spur des Besonderen von I AM LEGEND. Überall lauern leise Zwischentöne: In der Kameraführung, die melancholisch gebrochene Symbol-Bilder der Gegenwart inszeniert; im sehr guten Schauspiel von Will Smith, der den gebrochenen, amerikanischen Helden sehr viel subtiler gibt, als die gebrochenen Figuren Charlton Heston's Anfang der 1970er. Dort wo Heston im Angesicht des Scheiterns zynisch wurde, wo Rambo seine gebrochene Psyche in der Materialschlacht zu reinigen sucht, ist der Protagonist in I AM LEGEND scheinbar nur darum bemüht, das normale Leben aufrecht zu erhalten, nachdem ein Killervirus alles platt gemacht hat und Mutanten ihn als den einzigen überlebenden Menschen auf dem Speiseplan haben. Fast gelingt es ihm auch, das alte Leben zu leben. Erst nach und nach schimmert aus der Figur ein Wahnsinn hervor, der natürlich in der gegebenen, irren Situation nicht verwunderlich ist, den man aber von amerikanischen Helden nicht gerade gewohnt ist. Das ist eine sehr gelungene Gradwanderung zwischen glanzvollem Helden und gebrochenen Helden in einer Figur.

    In "Die Zeit" kommt Jerome Charyn leider nur im Ansatz zu einer tiefergehenden Analyse des Films. Er sieht darin immer noch ein Nachbeben der Katastrophe des 11.Septembers:
    Ein verlassenes Manhattan mit wilden Rehen scheint uns fast schon eine vertraute Landschaft. Wir Amerikaner können die Aura jener leeren Grube in Lower Manhattan offenbar nicht abschütteln. Ground Zero verfolgt nach wie vor die Sprache und Grammatik unserer Träume. Und Francis Lawrences Film ist vielleicht das bisher klügste und aufschlussreichste Beispiel dafür.

    Die Kraft des amerikanischen Kinos hat schon immer darin bestanden, dass es sein Publikum mit ausgefeilten Manipulationen und Tricks verblüfft, uns zu Kindern vor der großen Leinwand gemacht und uns durch die Minenfelder von Komödie und Albtraum geführt hat. Doch dieses Minenfeld ist niemals fester Boden; es verändert sich mit unserer psychischen Temperatur. Das Nachbeben des 11. September hat eine neue Blüte des Film Noir getrieben, und an die Stelle der Femme fatale ist der Teufel getreten. Die Mutanten in I Am Legend sind nur Teilzeitteufel, doch sie hüpfen durch die Landschaft wie bleiche, hektische Tiere, als wären sie massenhaft jenem besonderen Ground Zero der amerikanischen Psyche entsprungen. (zeit.de zum Film)

    Nun, mich hat das ja alles auch an 28 Weeks Later erinnert. Das hat zwar den 11. September als Auslöser, behandelt aber eher alles so Sicherheits-Phantasmen und Alienation-Ängste. Die modernen Vampire, nicht mehr Außerirdische, sondern Viren und mutierte Amerikaner, die das Ur-Amerikanische zerstören und im Kern geht es immer um das Blut Christi. Und da wär's mal spannend in diese Richtung weitergehend was zu lesen.
     




    Es gab ja rund um meine Erziehung eine Lehrerin, die behauptete, wenn Turnschuhe schon in den 1920ern als Alltagsschuhwerk genutzt worden wären, dann hätte Hitler keine Chance gehabt, bzw. die 68er-Bewegung hätte im Gegenzug mit jenem harten Schuhwerk der Vorkriegszeit auch nicht stattgefunden. Leisetreter, weich und zart vs. Lautstiefler zäh und hart.

    Nur so. Gerade drüber gestolpert, sozusagen.
     




    :::: gesehen am 18.1.2008 auf dem festvial for film and video art asian hot shots berlin

    Philippinen (1976/77), R: Kidlat Tahimik, 93 min, OmdU


    Das war ja dann wohl ein Fehlalarm, als die Hebamme am Donnerstag behauptete, das sie damit rechne, innerhalb der nächsten zwei Tage würde es losgehen. Jetzt ist Sonntagabend und wir sind immer noch Kinder. Die letzten Tage eine positive Nervösität, wie vor einer großen Reise. Inzwischen wieder auf dem Weg zurück zu Ausgeglichenheit und so etwas wie innerer Ruhe. Das war am Freitag alles anders, Arbeit half auch nicht wirklich. Also der Griff zu einem alten, hausbewährtem Rezept: Irgendeinen Film schauen, möglichst unvorbereitet ins Kino gehen, um den Kopf ruhig zu stellen. Die Entscheidung wurde zunächst aus zeitlichen Gründen gefällt, aber auch die kurze Inhaltsbeschreibung versprach, genug verkünstelte Kinolast:

    "Perfumed Nightmare" ist ein halbbiografischer Film von Kidlat Tahimik. In die magisch-realistische Anlage des Dokudramas mischen sich ironische Sozialkritik mit Widerhaken, verschrobene Phantasien, bizarrer Humor, symbolische Metaphern und asiatisch-mythologisches Elemente.
    ( Festivalprogramm)

    Nicht so'n Schischi-Hollywood, sondern was, wo man hinsehen und mitdenken muss. Abgesehen davon, dass in dem Film auch eine Geburt vorkommt, insgesamt genau richtig, um abzudämpfen, was da kommen mag, wann es will...

    Wie es so ist mit halb-autobiografischem Kunstkino, man kann schlecht erzählen, was man da eigentlich angesehen hat. Flickert halt assoziativ vor sich hin mit mehr oder weniger wirksamen Hooks. Wenn's gut ist, nimmt's einen mit auf eine persönliche Reise ins Sonstwohin. Mich hat es mitgenommen. Der Film lief 1997 auf der Berlinale im Forum des jungen Films, hat da auch den Kritikerpreis gewonnen. Ich selbst fand schön, mal Bilder aus aus der Zeit, wo ich noch klein war, von den Philippinen zu sehen. Auch die Ironie mit dem der cultural gap zwischen der Kindheit und Jugend in einem philippinischem Dorf und der Sehnsucht nach der Modernität eines fernen Amerika. Zur Hälfte des Films gelingt dem Protagonisten dann auch als erster seines Dorfes, in den Westen zu fliegen. Sehr kreative Stückelung von Film- und Medienmaterialien, Welten, Riten, Gedanken und Stilen. Die alten US-Army Jeeps wurden von den Philippinen ähnlich kreativ zu Neuwagen und Trägermedium für Gesellschaftswandel umfunktioniert.

    Wenn ich mal groß bin, will ich diese interessanten Texte zu dem Film lesen und verstehen:
  • Journal of Religion and Film: "Perfumed Nightmare and Negative Experiences of Contrast: Third Cinema as Filmic Interpretation of Schillebeeck" von Antonio Sison, Vol. 6 No. 1 April 2002
  • "Perfumed Nightmare", aus: "Cross-Cultural Film Guide", von: Patricia Aufderheide, 1992
  • Perfumed Nightmare on Film Forno Blog
  • "Almost 30 years later, Kidlat Tahimik's "Perfumed Nightmare" remains an unlikely masterpiece", von Max Goldberg, 18. Mai 2006

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    Die letzten Nächte teilweise damit verbracht, die ersten 13 Folgen von Gossip Girl zu sehen. Ist eine amerikanische Teen-Drama TV-Serie, die aktuell im Herbst gestartet ist. Handelt über kotzreiche New Yorker Teenager - Upper East Side - und ihre ersten Erfahrungen mit Drogen, Sex und so Familien- und Beziehungsgeflechtekram. Auch wenn Teen-Drama nicht gerade meine Lieblingsgattung ist, bin ich doch sehr schnell reingekommen. Die Hintergrundmusik hat geholfen. Und: Als omniscient narrator dient ein Weblog! Die Bloggerin „Gossip Girl“ ist die Off-Erzählerin der Gerüchte um die Prinzen und Prinzessinnen der Upper East Side. Die Bloggerin selber wird kaum dargestellt und ist nicht Kern des Geschehen der Serie, vermittelt aber zwischen Figuren und Zuschauern und treibt gleichzeitig die Handlung an, weil die Figuren handlungsimmanent das Gerüchte-Weblog lesen und entsprechend handeln. Netter medienreferenzielller Kniff.

    Nette Serie jedenfalls. Wird hoffentlich noch weiter gehen. Hierzulande wird das TV ja immer merkwürdiger, da muss man sich halt andernorst weiterbilden, was gerade angesagt ist im Märchenwald. Die Sorgen und Verstrickungen der Prinzen und Prinzessinen der Upper East Side sind so herrlich klassisch, da kann auch ich mich drin wieder finden. Kernaugenmerk meiner Rezeption: Rollenmodelle der Verhältnisse von Kindern zu ihren Eltern, die eigentlich sich auch wie kotzreiche Teenager verhalten. Da sind die Grenzen fließend. In wenigen Tagen ist man ja selber auch nicht mehr Kind.

    XOXO ~ tristessedeluxe
     






    Wir jammer-chatten gerade. Drehen uns im Kreis. Ich mit meinen Sorgen, er mit seinem Nerv. Er will jetzt die 6-Hüte-Methode ausprobieren und ist eben erstmal Hüte kaufen gegangen...

    Edward de Bono ist einer der führenden Lehrer für kreatives Denken. Er hat erkannt, dass wir uns beim Lösen von Aufgaben und Suchen nach Entscheidungen oft im Kreis drehen. Denn die meisten Menschen betrachten Probleme nur aus einer einzigen Perspektive.

    Am besten und schnellsten lösen wir jedoch Probleme, so Edward de Bono, wenn wir sie aus 6 verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Edward de Bono hat dazu die "6-Hüte-Methode" entwickelt. Ausgangspunkt sind 6 Hüte in verschiedenen Farben, die jeweils einen Blickwinkel symbolisieren.

    1. Weißer Hut - Zahlen und Fakten: Mit dem weißen Hut betrachten Sie Ihre Aufgabe nüchtern und neutral. Sie sammeln für die Lösung Daten, Fakten und objektive Erkenntnisse.

    2. Roter Hut - Bauch und Gefühle: Wenn Sie den roten Hut aufhaben, lassen Sie Ihren Bauch sprechen. Hören Sie in Ihr Inneres. Was sagt Ihnen Ihr Gefühl bei der Aufgabe? Stimmt es mit den Fakten überein, die Sie mit dem weißen Hut gefunden haben?

    3. Schwarzer Hut - Risiko und Gefahren: Malen Sie schwarz! Denken Sie an die schlimmstmöglichen Varianten. Welche Katastrophen könnten passieren, wenn Sie sich entscheiden?

    4. Gelber Hut - Alles positiv: Jetzt suchen Sie nach rein positiven Aspekten: Welche Chancen gibt es? Was kommt im besten Fall bei Ihrer Entscheidung heraus?

    5. Grüner Hut - : Fantasie und Kreativität: Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf. Spielen Sie herum, und notieren Sie sich auch vermeintlich verrückte Einfälle. Denken Sie an Lösungsmöglichkeiten, die Sie noch nie zuvor in Betracht gezogen hatten.

    6. Blauer Hut - 5 Hüte verbinden: Zum Schluss vergleichen Sie die Ergebnisse, die jeder "Hut-Gedanke" gebracht hat. Gibt es noch offene Fragen? Was sind jeweils die Konsequenzen aus der Betrachtung mit den einzelnen Hüten? Und dann: Entscheiden und handeln Sie!

     






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